Bernice Zieba hat in Facebook auf der Seite Alphabet – der Film Reklame für ihr Buch „Kinder brauchen keine Schule“ gemacht und darauf hingewiesen, dass man dieses Buch ab sofort bestellen könne. Im Buch geht es um „Homeschooling und Unschooling“. Ich kenne das Buch (noch) nicht – und kann es so auch nicht bewerten. Den Film Alphabet dagegen kenne ich gut und empfehle ihn sehr.

Auf Facebook führte dieser Eintrag zu einer eifrigen Diskussion zwischen Gegnern und Befürwortern der Schulpflicht. Die Diskussion hat mich angemacht, besonders weil meine Erfahrungen mit Schule sowohl als Schüler wie als mehrfacher SchülerInnen-Vater alles andere als erfreulich waren. Und mir deshalb Bewegungen wie Sudbury – endlich frei zumindest als schöne Utopie doch ziemlich sympathisch sind.

Deshalb konnte ich nicht umhin, auch meine Meinung zur Situation von Bildung und Schule in einem Kommentar zu schreiben. In diesem habe ich sinngemäß folgende Thesen formuliert:

KinderSchuleDie Schulen in der ganzen Welt lehren nicht und leiten nicht an. Sie fördern nicht das Hinterfragen und Nachdenken sondern vermitteln Wissen unwissend. Wissens-Bulimie wird so zur Regel.

Formen von Autonomie der Schüler werden als störend empfunden genauso wie kritische Positionierungen. Aufklärung ist in der Schule unerwünscht und zum Unwort verkommen. Denn das überwiegende und oft ausschließliche pädagogische Ziel der Ausbildungssysteme scheint es, die Menschen so zu formen, dass sie im Zielsystem möglichst reibungslos funktionieren. Die Lehrer scheinen förmlich den Auftrag zu haben, den Schülern ihre Kreativität auszutreiben und sie anpassbar zu machen. So werden System treue Konsumenten produziert, dies sich ohne zu murren brav in die nicht Menschen gerechte Leistungsgesellschaft einfügen.

Die zeitgenössischen Schulen und Bildungssysteme in der ganzen Welt können eines besonders gut: Indoktrinieren! Nur der Grad der Indoktrination ist noch unterschiedlich zwischen den Schulen und den Kulturen

Indoktrination ist jedoch der Feind eines Lebens in Freiheit und Würde. So wird kein vernünftiger Wandel gelingen. Nicht mal den „sozialen Konsenz“ werden wir so finden können, der Voraussetzung ist für eine konstruktive, menschliche und aufgeklärte Weiterentwicklung unserer Gesellschaft.

Als Beispiel: Vielleicht würde ein redlicher Diskurs uns dabei helfen – das geht aber nicht, wenn wir das dazu notwendige Handwerkszeug nicht gelernt haben!

Es scheint klar, dass das Sicherstellen einer vernünftigen Bildung für die nachfolgenden Generationen eine der zentralen Aufgabe jeder (und auch unserer) Gesellschaft ist. Wahrscheinlich sollte das die höchste Priorität haben. Tatsächlich erleben wir jedoch ein riesiges Versagen unseres Bildungssystems. Die Defizite in den Schulen werden immer größer, für viele Gruppen der Gesellschaft  verschlechtert sich die Situation kontinuierlich.

Trotzdem stehe ich persönlich „Homeschooling und Unschooling“ eher skeptisch gegenüber und würde sie nur als Notwehr oder „ultima ratio“ in besondern Fällen als sinnvoll ansehen.

Soweit mein Kommentar. Aber noch eine Anmerkung sei mir gestattet: Ich bin froh, dass es noch Lehrer gibt, die sich gegen diese wohl weltweit stattfindende Entwicklung sträuben und sich den drückenden systemischen Zwängen widersetzen. Einige davon kenne und schätze ich. Aber leider habe ich den Eindruck, dass sie immer mehr auf verlorenen Posten stehen und auch immer weniger werden.

RMD

P.S.
Im übrigen ist mir nicht klar, warum wir immer diese hässlichen amerikanischen Begriffe benutzen müssen wie „Homeschooling oder Unschooling“?

2 Antworten

  1. Sehr gut, danke!
    Sucht man nach Hintergründen, fällt mir das Buch „Schwarmdumm“ von Gunter Dueck ein in dem er beschreibt, wie eigentlich intelligente Einzelwesen sich im Schwarm häufiger dumm als intelligent verhalten. Da bei Bildung ja auch alle Bescheid wissen sind Schwarmdumme Ergebnisse die Folge.
    Was bleibt zu tun? Alle Eltern und Großeltern etc. müssen individuell mit Kindern und Enkeln das in der Schule versäumte versuchen auszugleichen.
    Joachim

  2. I have a better impression of schools in Germany and England, although my children attended the same school as Roland’s. I was rather happy at (boys‘) school.
    If I, like Roland, had learnt book-keeping at school, I might have become a wealthy businessman, rather than a third-rate chess player, scientist and philosopher. If I had attended a mixed School, I might also have had seven children.

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