VDE, VDI, GI, GChACM, GPM, GfWM, BITKOM …

Das PM-Camp in Dornbirn hat mich auf verschiedenen Ebenen nachdenklich gemacht. So ist mir auch wieder ein Erlebnis von Anfang November in den Sinn gekommen.

Felix Köbler, ein junger und engagierter Informatiker, der noch wissenschaftlich arbeitet aber vielleicht bald „ins Unternehmertum wechselt“, hat für die VDE  (Verband der Elektrotechnik) einen Vortrag zum Thema „Crowd Sourcing“ gehalten. Es war ein gut angekündigter Beitrag zu einem spannenden Zukunfts-Thema.

Der Vortrag fand an der TUM statt. Aus verschiedenen Gründen wollte ich diesen Vortrag hören und bin dann am Abend des 5. November zum altehrwürdigen TU-Gebäude in die Arcisstr. 21 geradelt.

Der Vortrag war wirklich gut. Sehr schön wurde das vielfältige und wesentliche Veränderungspotential durch zukünftige Werkzeuge, Applikationen, Oberflächen- und Nutzerstrategien beschrieben. An einem konkreten Fallbeispiel wurden Auswirkungen auf sozialer oder gesellschaftlicher Ebene geschildert und das Potential aufgezeigt, welches der Einsatz moderner Technologien im Rahmen von Web 2.0  schafft. Und was man so alles mit „Apps“ und „Gamification“ im Rahmen von „Mobility und Cloud-Anwendungen“ so machen kann.

Jetzt kommt die schlechte Nachricht. Es waren nur ganz wenig Zuhörer da! Die Mehrzahl von ihnen kannte ich persönlich und wusste, dass diese vor allem wegen des Referenten kamen. Die von der Hochschulgruppe der VDE mobilisierten Zuhörer waren an wenigen Fingern ab zu zählen. Diese (kleine) Besuchergruppe spiegelte dann auch noch demographische Entwicklung eher überzeichnet.

Jetzt sind wir aber in München. Das ist nicht die kleinste Stadt Deutschlands. Und München möchte ja auch so gerne der High-Tech-Standort sein. Dafür war die Beteiligung sehr enttäuschend.

In München gibt es auch viele tolle Dinge. Da gehen die jungen Ingenieure und Unternehmer aus der IT-Branche ganz gerne hin. So gab es hier vor kurzem ein Barcamp für „Games“, das wohl ganz gut gelaufen ist und erstaunlich viele (zufriedene) Besucher hatte.

Die geringe Resonanz beim Vortrag lag also sicher nicht daran, dass das gar nicht so „globale“ München bürgerlich und satt geworden ist. Vielmehr verlieren die ehemals so großen und starken Verbände in der Zeit des Webs ihre Akzeptanz zunehmend.

Gestern in Dornbirn auf unserem PM-Camp 2012 habe ich einen „richtigen“ Ingenieur getroffen. Der hat mir berichtet, dass er immer noch Mitglied beim VDI (Verband Deutscher Ingenieure) ist. Vor kurzem wäre er angeschrieben worden, weil ihm für 25-jähriger Mitgliedschaft die Ehrennadel überreicht werden sollte. Da ist er dann mal wieder zu einer VDI-Veranstaltung gegangen. Und mit dem Gedanken „Nie wieder – das ist nicht meins“ zurück gekommen.

Vereine wie VDE und VDI haben zwar ganz nette Websiten. Da sieht das alles nicht schlecht aus. Dennoch geht es mit diesen Verbänden abwärts. Ein Indikator ist der hohe Altersdurchschnitt. Die Veranstaltungen sind schlecht besucht, die Veröffentlichungen dröge. Die Mitglieder sind in der Regel passiv und bleiben nur so aus Gewohnheit oder Sentimentalität –  wegen der Erinnerung an die „gute alte Zeit“ – beim Verein.

Aber das kennen wir (älteren) Informatiker ja nur zu gut von unseren Verbänden GI und GChACM. Auch die können noch so viel strampeln wie sie wollen. Es geht abwärts. Und wenn ich meine jungen Studenten danach frage, dann kennen sie eine GI gar nicht oder winken bestenfalls ab. Das Informatik-Spektrum der GI liest auch keiner, auch wenn versucht wird, dieses künstlich mit komischen Postern von Personen wie Steve Jobs auf zu werten.

🙂 Offensichtlich ist der Steve ein großer deutscher Informatiker.

Bleibt eigentlich nur noch die Frage, welchen Weg die neuen Verbände gehen werden, die sich an aktuelle Themen hängen, wie Wissens- oder Projektmanagement. Die GfWM (Gesellschaft für Wissensmanagement) oder die GPM (Deutsche Gesellschaft für Projektmanagement e.V.) zum Beispiel sind zurzeit absolut „in“. Die GPM hat es sogar geschafft, sich als „Standardisierende und Normative Kompetenz für Projekt Management“ zu installieren und scheint Dank ihrer Zertifizierungsmacht eine fast marktbeherrschende Position einzunehmen.

Denk mir aber mal, dass auch das endlich sein wird. Ein paar Jahre wird noch kräftig Kohle gemacht und dann kommt der Abstieg und das langsame Elend. Wie bei den anderen.

Hoffe nur, dass es den reinen Lobby-Verbänden auch so gehen wird.

Für uns Informatiker „wirkt“ z.B. der BITKOM (Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien e.V.). Man betrachte nur den Begriff „Informationswirtschaft“. Nomen est Omen. BITKOM ist „unser“ Lobbyist, vor allem will er die IKT (Informations- und Kommunikations-Technologie) voranbringen, will heißen, die Politik dazu bringen, dass sie viel Geld für IT-Infrastruktur ausgibt. Allerdings erscheint mir BITKOM als Lobbyist nicht sonderlich wirksam, wenn ich vergleichsweise an die Atom- oder Flugzeug-Industrie in früheren Zeiten denke.

Obwohl Bitkom sich selbst als „den Hightech-Verband“ bezeichnet, brauchen wir ihn auch nicht.

RMD

P.S.
Für alle, die nach Alternativen suchen, hier noch ein Hinweis.

P.S.
Die erste  für die Veranstaltung eines Barcamp, Open Space oder ähnlichem notwendige Voraussetzung sind die richtigen Räume. Hierzu wie über Räume allgemein wird dann einer meiner nächsten Artikel handeln.

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