Ethik und Informatik am 23. 10. an der Universität der Bundeswehr in Neubiberg

Wie meinen Zuhörern (und dem Veranstalter) zugesagt, hier eine Zusammenfassung meines Vortrages in Kurzform:

Ich habe den Vortrag in drei Themenbereiche gegliedert:

1) Entwicklung von Technologien vom Beginn der Menschheit bis heute!

Seit es Menschen gibt, haben sie Techniken und Technologien entwickelt. Um die Entwicklung von Technologie zu diskutieren, habe ich menschliche Entwicklungen dem Kriterium ihrer Zweckhaftigkeit folgend in zwei Bereiche eingeteilt: Technologien für den Körper und Technologien für den Verstand.

Technologien für den Körper umfassen so alle Entwicklungen, die der Ernährung („Fressen und Saufen“), des Reduzierens von körperlicher Anstrengung („Faulheit“), Schützen des Körpers vor Kälte oder Nässe, Bewahren der körperlichen Gesundheit, der Vermehrung bzw. Vermeidung von Vermehrung (Sexualität), der schnellen Fortbewegung (Mobilität), der Entwicklung von Herrschaft und ähnlichem dienen.

Hier sind beispielhaft zu nennen: Jagd, Ackerbau und Viehzucht, Waffen, Feuer, das Rad, Fahrzeuge, Medizin, Schiffe, Fahrrad, geschlossenes Feuer, Lichtquellen, Kraftmaschinen, Automobil, Eisenbahn, Beherrschung der Elektrizität, Flugzeug, Chemie, Pharmazie, Kernspaltung und vieles mehr. Ich habe diese Disziplinen die „Allgemeinen Technologien“ genannt.

Technologien für den Verstand umfassen alle Entwicklungen, die dem Erzeugen, Bewahren, Verbreiten und Verarbeiten von Informationen und Ähnlichem dienen. Beispielhaft sind hier: die Entwicklung von Sprache, Bildern und Schrift, Buchdruck, Datenübertragung, Rechenstab, Kurzschrift, Morse-Alphabet, Kabelübertragung, Telefon, Telex, Funk, Rechenmaschine, Schreibmaschine, Schallplatte, Radio, Fernsehen, diverse Aufzeichnungsgeräte, Computer, E-Mail, Internet. Diese Disziplinen habe ich unter dem Begriff der „Informatik“ zusammen gefasst. Besonders wichtig waren mir die Begriffe „Digitalisierung“ und „Virtualisierung“.

Ordnet man die Entwicklung all dieser Technologien auf einer Zeitachse an, stellt man eine ungeheure Beschleunigung (E-Funktion??) der technologischen Entwicklung fest. Man erkennt auch, wie die „Informatik“ die Entwicklung der „Allgemeinen Technologien“ vorangetrieben hat. Ohne Buchdruck wären die Technologiesprünge der Neuzeit unmöglich gewesen, ohne mechanische Rechenmaschine hätte keine Atombombe entwickelt werden können und was ein „WEB2“ bringen wird, können wir nur erahnen.

Die gewählte Darstellung lässt einen zweiten wichtigen Aspekt vermuten: Die Entwicklung von relevanten Fortschritt verläuft immer von „unten nach oben“, eigentlich im Sinne eines „automatischen“ Prozesses der demokratischen Meinungsbildung und Ziel-/Regelfindung. Dies gilt für die Entstehung von Sprache, Schrift und Mathematik wohl genauso wie für Wikipedia.

2) Zitat von Bertrand Russell

Teil 2 des Vortrages habe ich auf einem Zitat von Bertrand Russel aufgebaut:

Jeder Zuwachs an Technik bedingt, wenn damit ein Zuwachs des menschlichen Glücks verbunden sein soll, einen entsprechenden Zuwachs an Weisheit!

Russel war nicht nur ein bedeutender Mathematiker und Philosoph des letzten Jahrhunderts, sondern auch eines der großen Idole unserer Jugend. Wenn wir seinem Zitat folgen und davon ausgehen, dass der Zuwachs an Weisheit beim Menschen z.B. seit Goethe nicht wesentlich stattgefunden hat, dann könnte man zu dem Schluss kommen, das der Zuwachs an Technologie das Glück der Menschen nicht mehrt. So kommt die Ethik ins Spiel. Vielleicht hilft ethisches Verhalten das „lag“ zwischen Technologie und Weisheit ein wenig zu verkleinern.

3) Überlegungen zur Ethik von Managern

Schwerpunktmäßig habe ich über die Ethik der Entscheidung gesprochen. Führungskräfte (sogenannte Manager) befinden sich in einem großen Dilemma: Sie sollen in ihren Entscheidungen Ziele sinnvoll vereinen, die sich massiv widersprechen. Gewünscht wären jetzt sittlich verantwortete und nach sorgfältiger Güterabwägung getroffene Entscheidungen. Leider ist dies aber schwer und erschwert schnelle Entscheidungen. Deswegen behelfen sich viele Manager und Systeme und erleichtern sich die Entscheidungsfindung, in dem sie einen Trick anwenden:

Das geht ganz einfach. Man muss nur die Anzahl der zu vereinenden Ziele reduzieren, am besten auf ein einziges. Dies vereinfacht das Manager-Leben ungemein, ist aber als höchst unethisch zu bewerten und führt fast immer zu unteroptimalen Entscheidungen mit langfristig massiv negativen Folgen. Zwei Beispiele seien hier genannt. Ganz aktuell erleben wir die Weltfinanzkrise: Das singuläre Prinzip des Shareholder Value hat Profit im Bereich der Hochfinanz unisono als einziges Ziel festgelegt. Und dies hat eine Krise von gigantischem Ausmaß bewirkt. Und alle von Analysten getriebenen Unternehmen sind gefolgt – und ändern ihr Verhalten auch heute nicht, obwohl man es jetzt wirklich gelernt haben sollte! Demnächst in diesem Blog gibt es dazu noch ein oder mehr Beispiele.

Doch auch die Titanic musste untergehen, weil der Kapitän den Auftrag hatte, auf der Jungfern-Fahrt das „Blaue Band“ zu gewinnen – und dieses Ziel hat er äußerst gewissenhaft befolgt.

RMD

P.S.

Meinen Zuhörern ein herzliches Danke für die vielen Beiträge in der Diskussion nach dem Vortrag.

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