Hilfe! Wer erlöst mich…? (Kapitel 7)

  Also jetzt kommt nach dem Thriller ein Roman! Und zwar eine Story  für  jung gebliebene Jugendliche und  jung  gebliebene ältere Herrschaften: immer am Sonntag und Donnerstag kommt ein Kapitel – insgesamt sind es 13 Kapitel. Mal sehen wieviel dieses mal durchhalten auf Facebook in meiner Story…

 

Kapitel 7

Eine zumutbare Vermutung

Natürlich habe ich in den folgenden Wochen immer wieder mit Papa diskutiert, ob man nicht doch irgendwie an die vermutete Höhle herankommen könnte. Papa war davon überhaupt nicht begeistert. Außerdem war ja die Höhle Naturschutzgebiet, da durfte ohne Sondergenehmigung, wie es hieß nicht einmal ein Sandkorn von Menschenhand bewegt, geschweige denn ein Stein weggerollt werden. Und ich wollte doch gleich die ganze Geröllhalde wegzaubern!

Ein Glück nur, dass Papa in Rodenbach so gut vernetzt war und fast alle wichtigen Leute kannte, auch Herrn Schneider, den Bürgermeister. Der sogar ganz nett war.

„Mit dem kann man reden“, sagte Papa

Und so war es auch. Als Papa etwas von seltenen Steinen sagte, die er in und unter dem Geröll vermute, bekam er ohne weiteres die Erlaubnis da ein bisschen herumzusuchen. Noch dazu wo er hoch und heilig versprach nach Abschluss der Suchaktion wieder den Ausgangszustand herzustellen.

Und das mit den seltenen Steinen war nicht einmal gelogen. In der Höhle waren bestimmt jede Menge kostbarer Edelsteine, vom Gold und Silber ganz zu schweigen. Da war ich mir ziemlich sicher. Papa natürlich nicht, für den waren das meine üblichen Spinnereien. Na ja, kennt man ja!

Also suchen durften wir, aber wie sollten wir es denn tatsächlich machen?

„Die Steine fliegen ja nicht wie ein Schwarm Tauben von alleine fort, wenn man in die Hände klatscht“, sagte Papa superschlau und klatschte tatsächlich während des Abendessen mehrfach in seine Hände.

„Alleine haben wir da nicht die geringste Chance“, stöhnte ich.

„Es sei denn Mama hilft uns,“ wagte Papa als Scherz einzuwenden.

„Haha, das ist ja so lustig, dass ich mich gleich kaputtlache,“ meinte Mama belustigt.

„Oder unsere Freunde müssen helfen, was Anderes kommt eh nicht in Frage das gibt ja sonst nur Getratsche“.

„Aber du kannst doch deinen Freunden nicht zumuten an ihren freien Tagen Steinbrocken durch die Gegend zuwerfen“.

„Die sollen diese ja auch nicht durchs ganze Land schleudern, sondern nur etwas wegrollen und zwar von oben nach unten, was ja auf Grund der Gravitation gar nicht so schwer sein dürfte“, spöttelte Papa

„Na ja, wie du meinst mein Lieber, ich würde es nicht tun“.

„Was wir ja jetzt schon wissen, liebe Susanne!“

„Aber vielleicht findet sich ja doch der eine oder andere, fragen kostet ja nichts und wer nicht kann oder nicht will, muss ja nicht “, meinte Papa schlicht und ergreifend.

Aber in einem Punkt hatte Mama bestimmt recht: alle freiwilligen Helfer mussten bis zu einem gewissen Grad in unser Geheimnis eingeweiht werden. Man konnte sie nicht um Hilfe bitten und gleichzeitig anlügen, das ging wirklich nicht und wär’ echt mies gewesen.

Die Frage war nur, was sollte man ihnen sagen, ohne komplett als verrückt angesehen zu werden.

„In Rodenbach geht bestimmt ein fürchterliches Geplärr los, wenn da plötzlich im Steinbruch herumgesucht wird“, so Mama. “Die Leute werden mir bestimmt jeden Tag in den Ohren liegen und scheinheilig fragen, was denn mein ach so lieber Mann im Steinbruch suche und ob man das denn überhaupt dürfe und das geht sicher nicht nur einmal am Tag so, sondern morgens, mittags und abends – und immer schön freundlich und hinterhältig, das ist wirklich toll, was mich da erwartet, und alles nur wegen dieses unsäglichen Blödsinns, echt super!“

Aber Papa war nicht mehr zu bremsen.

„Jetzt gibt’s kein Zurück mehr, egal was kommt. Da müssen wir jetzt gemeinsam durch“!

Ich wollte schon, „bravo Papa“ rufen, schluckte es dann aber hinunter, da Mama wirklich wütend war.

Aber Papa lachte nur, riet Mama alles etwas lockerer zu nehmen, so wie er das tue und griff zum Telefon. Er rief nacheinander Hubert Fleischer, Konrad Simon, Alfred Brecher und Georg Marx an.

Zu allen sagte er, dass er auf eine hochinteressante Sache gestoßen sei. Wirklich interessant! Allerdings sei alles nur eine Vermutung. Reine Vermutung, da noch keinerlei Beweise vorlägen. Aber die kämen noch. Da sei er ganz sicher. Schließlich sei es ja damals in der Nachkriegszeit drunter und drüber gegangen. Ja drunter und drüber! Da konnte alles passieren! Da war alles möglich! Das Einzige was zu tun sei, seien ein paar Steine, die es im alten Steinbruch wegzuräumen gelte. Ja richtig, so ein paar Steine. An zwei oder drei Samstagen oder Sonntagen sei das spielend zu schaffen. Das sei überhaupt keine Sache; eigentlich lächerlich!

Mama wusste nicht ob sie lachen oder schreien sollte, als sie das hörte. Sie sagte, „so hast du nicht einmal rumgestottert als wir uns kennen gelernt haben“.

Papa grinste nur und holte sich einen Schnaps. Je mehr die Angelegenheit ihrem Höhepunkt zu trieb, umso leichter schien er sie zu nehmen. Manchmal hatte ich schon den Verdacht, dass er sich über uns alle lustig machte. Ganz sicher war ich mir allerdings nicht. Denn gelegentlich gab es auch wieder Tage, an denen er über die Blumentopfgeschichte unheimlich in Panik geriet.

Ich übrigens auch!

Und von Tag zu Tag kam ich mir unwichtiger vor. Immer seltener besprach Papa mit mir, was er eigentlich vorhatte. Alle anderen waren plötzlich wichtiger als ich. Egal ob’s der dicke Wurzer war, oder der Bürgermeister, oder seine Freunde, alle waren wichtiger als ich. Manchmal wunderte ich mich, dass ich überhaupt noch dabei sein durfte. Einmal habe ich deswegen sogar mordsmäßig geheult. Als Papa das zufällig sah ging gleich wieder die Fragerei los, die ich noch mehr hasste. Warum konnte man nicht einmal in Ruhe vor sich hin heulen, das tat so gut!

Und da Papa nicht aufhörte und immer wieder bohrte, schrie ich ihm schließlich meine ganze Wut ins Gesicht. Er hatte es ja so gewollt.

Aber Überraschung!

Er war gar nicht böse oder pikiert. Er schaute nur eine ganze Weile vor sich hin und sagte dann, „du hast vollkommen recht Kiki. Aber du musst mir glauben, dass mir das gar nicht bewusst war, nur jetzt wo du das sagst sehe ich auch, wie sehr ich dich in letzter Zeit vergessen habe; dabei ist das ja deine Geschichte.“.

„Ja du vergisst mich immer mehr und mehr“, sagte ich trotzig, war aber nicht mehr ganz so wütend.

„Das Geheimnis dieses komischen Geheimnisses scheint zu sein, dass es uns alle irgendwie verwandelt. Keiner von uns ist mehr so wie er war. Mama fällt von einem hysterischen Anfall in den andern oder ergeht sich in sarkastischen Monologen, du heulst ständig und bist ununterbrochen beleidigt und ich – ich meckere so ununterbrochen an allem herum, dass ich mir schon selbst zum Hals heraushänge, was übrigens gar nicht so leicht zu bewerkstelligen ist!“.

„Und warum ist das so?“ fragte ich leise und war jetzt gar nicht mehr böse.

„Ich weiß es auch nicht, aber irgendwie kreisen meine Gedanken nur mehr um diese blöde Höhle und den komischen Alten, wie ein Sog zieht mich das immer tiefer rein: und alles was ablenkt ist lästig, macht mich nervös und unausstehlich für die anderen.“

„Hm!“

„Ich seh’ ja selbst wie rücksichtslos ich neuerdings manchmal bin, zu dir, zu Mama, aber auch im Büro. So etwas hätte ich früher nie getan, aber ich bin einfach ständig müde, überfordert und gereizt“.

„Hm-hm!“

„Andererseits will ich aber auch diese alberne Sache durchziehen. Ich will einmal etwas tun, was nicht so vernünftig ist, und ich will einmal nicht wieder aus Rücksicht auf andere, insbesondere die Mama und all die komischen Leute um uns, einen Rückzieher machen, wie sonst immer, sondern das tun was ich tun will! Basta!“

Und als Papa mich jetzt an sich drückte, ließ ich es geschehen, denn ich fand es unheimlich toll, dass er so ernsthaft mit mir gesprochen hatte.

KH

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