Vor einigen Jahrtausenden hat der Mensch das Rad erfunden und ein “wenig später” den Hebel entdeckt. Bis zur Erfindung der Schubkarre – obwohl nur eine einfache Kombination von Rad und Hebel – hat es dann ein paar Jahrtausende gedauert. Dann ging es schneller, es wurden elementare Dinge wie Kurbel und Zahnräder erfunden. Und die Dampfmaschine, der Dieselmotor und die Elektrizität …
Und mit der Informations- und Kommunikationstechnologie ging das Rad dann so richtig ab.
Oft frage ich mich, wann der sich der erste Elektromotor in unserem Hause gedreht hat. Ich bin mir sicher war, das es erst nach unserem Umzug 1955 vom Land in die Stadt war. Ich weiß dann noch, dass Ende der Fünfziger eine Wäsche-Schleuder in unsere Waschküche eine große moderne Errungenschaft war, die zweifelsfrei einen elektrischen Motor hatte.
Andere Elektro-Geräte gab es in meiner Erinnerung in unserem Haushalt damals nicht. Bis dann die erste Modelleisenbahn von Märklin kam. Dann ging es Schlag auf Schlag.
Bis dahin hatten bei uns im Haushalt die mechanischen Geräte eine Hand-Kurbel. Und die komplizierten Zahnräder. Zum Beispiel der Fleischwolf, die Kaffee-Mühle, das Gerät zum Sahne schlagen … Auch die Bohrmaschine hatte Handbetrieb.
So hatte ich eine hohe Verehrung von Zahnrädern …
Eines Tages hatten wir einen Schulausflug (das war in der 3. oder 4. Klasse in der “Wittelsbacher Volksschule” in Augsburg) bei der Zahnradfabrik Renk – heute ein börsennotiertes Unternehmen der MAN AG.
Die Schule war neben der Kirche St. Anton und so nicht weit weg vom “Wittelsbacher Park”. In diesem Park gab es wiederum eine Besonderheit – den “Rudolf Diesel Hain”. Das war ein Rechteck so groß wie ein Schrebergarten umwachsen mit zypressen-ähnlichen Gewächsen. Es gab einen Ein- und Ausgang, im inneren standen große Felsen aus Japan. Auf Kupfertafeln gab es Inschriften (zumindest in meiner Erinnerung), in denen sich das japanische Volk bei dem großen Deutschen Rudolf Diesel für die Erfindung des gleichnamigen Motors bedankte, der den Menschen weltweit erniedrigende und schwere körperliche Arbeit erspart hätte. Und deshalb der Stadt Augsburg als Geburtsstadt des großen Mannes die Felsen geschenkt hat.
Der Rudolf Diesel Hain war ein schöner Fleck Natur, der mir beim Schwänzen des sonntäglichen Kirchgangs liebe Zuflucht war.
Für mich war die Führung durch die Fabrik sehr spannend. Die Bearbeitung von Eisen ist schon etwas besonderes – und die Menschen in diesem Geschäft waren es auch. Zur Verabschiedung bekam unser Lehrer von unserem Führer ein großes und ziemlich schweres Zahnrad (Durchmesser vielleicht 20 cm) geschenkt, das Gewicht aber bestimmt ein paar Kilo.
Ich gehe mal davon aus, dass das Zahnrad so etwas wie ein Auschuss-Teil war. Die Ehefrau unseres Lehrers war wohl nicht so von dem Trum begeistert, das unser Klassenlehrer da heim gebracht hat.
Auf jeden Fall hatte er am Morgen das Zahnrad dabei, legte es auf den Schreibtisch und lobte es aus: Wir sollten einen “Erlebnis-Bericht” zu unserem Ausflug schreiben. Und der Gewinner (der den besten “Aufsatz” schreiben würde) sollte das Zahnrad als Preis bekommen.
Ich war wie elektrisiert. Denn das Zahnrad wollte ich unbedingt haben. Zwar war ich ein Außenseiter, denn meine Deutsch war mein schlechtestes Fach. Ich hatte schon vor der Schule lesen gelernt und die meisten Karl Mays hinter mir, so fand ich unser Lesebuch nur ätzend.
Aber was zählt das alles, wenn man unbedingt etwas gewinnen will? Nichts!
So gab ich mir bei diesem Aufsatz eine extreme Mühe, wie wohl nie wieder im Leben. Ich wollte das Zahnrad haben, hatte die Begeisterung für den Ausflug im Kopf, “Drehbuch” und schrieb diese auf. Ausnahmsweise versuchte ich formale Fehler strengstens zu vermeiden und sogar auf Satzzeichen zu achten – alles Dinge, die mir damals ansonsten so ziemlich egal waren. Sogar bei meiner Schrift gab ich mir richtig Mühe, ich vermute mal dass diese Seiten in meinem Heft die einzigen waren, die nicht geschmiert waren.
Seitdem weiß ich, was es heißt, motiviert zu sein.
Ich musste noch ein oder zwei Tage warten, dann kam der Tag der Entscheidung. Und siehe da – ich hatte den ersten Platz gemacht und das Zahnrad gewonnen. Und ich war der glücklichste Mensch auf der Welt. Das hielt auch den ganzen Heimweg an. Nur wie ich nach Hause kam wurde die gute Note in Deutsch von meiner Mutter nur mit einem abwertenden “wenn Du willst dann kannst Du es ja doch” gewürdigt. Das Zahnrad dagegen wurde überhaupt nicht wert geschätzt, im Gegenteil mit einem sehr gering schätzendem “Was hast Du denn da wieder mitgebracht” bedacht.
Wahrscheinlich ging es ja meinem Lehrer ein paar Tage vorher ähnlich. Aber das war auch kein rechter Trost für mich.
Das Zahnrad bekam einen Ehrenplatz in meinem Zimmer. Es roch wohltuend nach Maschinenöl.
Ich weiß noch, wie dann so 10 Jahre später von meiner Mutter genötigt wurde, das Zahnrad zu entsorgen. Es war ein wirklich schönes Zahnrad.
RMD
Eine Antwort
For a time, as a boy, I wanted more Mecano,each Xmas. The cog wheels interested me greatly. I remember that the cogs that gave a ratio 2 to 1 had 25 and 50 teeth respectively. But for a ratio 3 to 1 they had 19 and 57 teeth. I do not know exactly why the teeth added to 75 in one case and 76 in the other.
There were also worm gears to give larger ratios, but only in one direction. Friction prevented them working backwards.
(I use “respectively” correctly above. It cannot be used to mean “and/or”, as my Siemens Technical Dictionary implied).