Niedergang des Fahrrads

Gestern hatte ich einen Termin in Pasing. Google Maps hat mir von Unterhaching knapp 20 km zum Ziel angezeigt, also bin ich rechtzeitig mit dem Fahrrad los gefahren.

Natürlich war ich wieder zu früh am Treffpunkt, den Pasing-Arcaden. Gut 20 Minuten hatte ich jetzt Zeit. Der Hinweis auf eine Ausstellung  „Geschichte des Velos“ lockte mich in den Verkaufstempel, die „Mall“, wie es auf neudeutsch heißt.

Die Ausstellung ist übrigens sehr zu empfehlen. Es gibt schöne Objekte zu sehen und informative Texte zu lesen. Allerdings geht die Ausstellung in den Arcaden nur bis zum 25. Mai – das heißt bis morgen. Also muss man sich sputen.

Besonders interessant war für mich der Bereich, der die Rolle des Fahrrades nach dem 2. Weltkrieg beschrieb. Da ging es unter anderem um den Niedergang der Nutzung von Fahrrädern in den 50iger und 60iger Jahren, dies trotz seiner de facto Überlegenheit nicht nur im urbanen Verkehr.

Zwei Gründe wurden dafür als wesentlich angegeben:

  • Fahrradfahren galt damals als die Mobilität der Armen!
    Im Wirtschaftswunderland Deutschland war Motorisierung ein Synonym für Reichtum. Motorisierte Fahrzeuge, wie Moped, der Kleinwagen und natürlich später die Limousine, waren die Symbole des Wohlstands. Ich kann nur raten, ob das eine Folge eines genialen Marketings war oder ein Ausdruck des sich im Wirtschaftswunderland Deutschland neu entwickelnden Lebensgefühls. Wahrscheinlich eine Mischung von beidem.
  • Fahrradfahren macht nur Ärger!
    Diese Erfahrung mussten viele Radler ganz neu machen. Als wesentliche Ursache dafür wurden die von Kauf- und Versandhäusern angebotenen Billigräder genannt. Diese hatten (natürlich) eine schlechtere Qualität als die alten Fahrräder aus den Manufakturen, wurden aber trotzdem aufgrund des Preises und einer attraktiven Lackierung bevorzugt zu Lasten der Qualitätsräder gekauft und machten dann nur Ärger …

Und wer will das schon? Als arm gelten und nur Ärger haben!

So haben wir es wieder mal. Das Marketing schafft Werte und Emotion und der Billigkult exekutiert dann. Und das zum Nachteil von uns allen.

RMD

P.S.

Das Bild habe ich aus dem zentralen Medienarchiv Wikimedia Commons eingebunden.

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3 Antworten

  1. Wie so oft volle Zustimmung zum letzten Satz, aber ein
    bißchen sind auch die Fahrradhersteller beteiligt.

    Ein ordentliches Reise- und Stadtrad kostet heute etwa
    4.000,– – und trotzdem wird der Rahmen „aus Kostengrün-
    den“ in Taiwan zusammengelötet.

    Übertrüge man den Preisfindungsmechanismus der Fahrrad-
    hersteller auf die Automobilbauer, so müßte selbst ein
    „VW Golf“ 500.000 Euro kosten.

    Solange aber noch ein ordentlicher Scheinwerfer wie zum
    Beispiel der
    http://nabendynamo.de/produkte/led.html ,
    wohlgemerkt ohne Dynamo, deutlich teurer ist als der
    vollausgestattete Baumarktklopper vom OBI, läuft bei uns
    einiges schief.

  2. Ja, ist bekannt.
    Ändert aber nichts daran, daß zwei andere Spitzenmarken ihre Rahmen
    „aus Kostengründen“ in Taiwan resp. in Tschechien fertigen lassen.

    Wobei mir ein WIG-geschweißter Rahmen mit Rohren aus CrMo-Stahl,
    bei großem Rohrdurchmesser und geringer Wandstärke,
    deutlich besser gefällt als die konservativen, mit Muffen verlöteten
    Rahmen der Kaasköppe.
    Vergleichen Sie ‚mal tschechisches Bier mit holländischer EU-Plörre.

    .

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