Fünf Fragen zu Frieden von Florian

Vorbemerkung

Ich habe gelernt, dass – wenn man für ein Problem eine Lösung finden will – man am besten mit der Suche nach den richtigen Fragen (zum Problem) startet. Jolly und ich haben Ende 2022 beschlossen unseren Podcast FRIEDEEN zu starten und so einen Beitrag zu leisten, um unsere Welt vielleicht ein wenig friedlicher zu machen.

Da habe ich mich gefreut, dass Florian Stocker (Mitgründer von Medienstürmer) uns folgende Fragen gestellt hat:


  • Was bedeutet Frieden für dich?
  • Sprichst du heute anders darüber als früher?
  • Was war der „friedlichste“ Moment, an den du dich erinnerst?
  • Welche Denker haben dein Verständnis von Frieden geschärft?
  • Was sind deine Erwartungen an dieses Projekt?

Beim Versuch, diese Fragen für mich zu klären, habe ich schnell bemerkt, dass die Antworten immer abhängig von der Zeit und Umgebung sind und sein werden. Sie ändern sich also im Lauf der Zeit.

Im Alter von 19 bis 21 Jahren habe ich 18 Monate – unfreiwillig – Wehrdienst abgeleistet, weil ich zu dumm – und zu aufrecht – war, die Prüfung bei der Kriegsdienstverweigerung zu bestehen. Man könnte sagen, dass ich als Gutmensch durchgefallen bin.

Damals hätte ich die Fragen vom Florian sicher ganz anders als heute beantwortet. Deshalb der Hinweis, dass die aktuellen Antworten fürs Jetzt und Heute gelten. Hier sind sie!


Was bedeutet Frieden für dich?

Die erste Frage ist „offen“! Offene Fragen zu beantworten ist immer schwierig. Da kommt man leicht ins schwafeln. Und um Begriffe zu definieren, braucht es oft eine Doktorarbeit.

Deswegen suche ich einfach mal nach der „Definition für FRIEDEN“. Das heißt ich google mal die drei Worte. Und finde für das Substantiv (Hauptwort) Frieden:


Frieden ist die Abwesenheit von gewaltsamen Konflikten oder Krieg. Er bezeichnet einen Zustand, in dem auftretende Differenzen zwischen Einzelpersonen, Gruppen oder Staaten auf Basis von Rechten und Gesetzen und ohne Gewalt begegnet wird.


Wow, das passt doch!
Vor allem die Sequenz „Differenzen … ohne Gewalt begegnet wird“ gefällt mir. Dazu sollten intelligente Menschen doch fähig sein? Wo ist denn dann das Problem?
Nebenbei habe ich auch gefunden, dass es ein (selten genutztes) schwaches Verb „frieden“ gibt und damit befrieden und einfrieden gemeint ist. Interessant, oder?

Ganz befriedigt mich die Definition trotzdem nicht. Ein friedlicher Zustand ist für mich auch etwas Spirituelles, also ein großes Gefühl des Wohlbefindens.

Sprichst du heute anders darüber als früher?

Hier hat mir der Florian seine einzige direkte Frage gestellt. Die kann ich mit einem einfachen JA beantworten.
Das Problem dabei ist nur, wenn Florian mich gefragt hätte
„Sprichst du heute genauso darüber wie früher?“
(also nur das Vorzeichen umgedreht hätte),
dann würde ich mit NEIN antworten.

Und weder ein JA oder ein NEIN hilft dem Frager so richtig weiter. Das ist ja das Problem der direkten Frage und der Grund, warum man besser mit offenen Fragen kommunizieren sollte.

Deshalb schreibe ich noch ein paar Sätze. Heute spreche (und denke) ich anders, weil der Begriff Frieden mehrdimensional auf mich wirkt. Es ist ein Zustand geworden, der zum wesentlichen Wunsch wurde, der hilft Leid zu verhindern und Glück zu schaffen. Weil er Sinn macht und Zufriedenheit schafft.

Was war der „friedlichste“ Moment, an den du dich erinnerst?

Über diese Frage musste ich lange nachdenken. Als Kind waren die Momente friedlich, wenn ich krank war, nicht in die Schule musste und daheim verwöhnt wurde. Wenn dann meine Mutter auch noch einkaufen ging und ich alleine war und machen konnte, was ich wollte, dann waren das schöne friedliche Momente.
Leider fallen mir in meiner Erwachsenenzeit solche Momente nicht ein.

Welche Denker haben dein Verständnis von Frieden geschärft?

Die ersten Autor, den ich in großer Menge gelesen habe, war Karl May. Die Familien-Legende berichtet, dass ich schon Monate vor der Einschulung perfekt lesen konnte. Das war so, weil meine Mutter nach meiner Geburt im Jahre 1950 ihren Lehrer-Job aufgegeben hatte und sich nur noch um mich gekümmert hat. Und viel Lesbares als die Karl Mays, die mein Vater irgendwie aus seiner Jugend über den Krieg gerettet hatte, gab es in unserem kleinen Haushalt nicht.

Irgendwie wurde mir verblüffender Weise schon früh klar, dass der gute (arme) Karl May recht faschistische Wertmodelle erzählte. Die permanente Gewalt empfand ich dann doch als unsinnig und schädlich. Später in der Pubertät erinnere ich mich an Bücher von Camus und verwandten Autoren, die mich (auch) zum Pazifisten gemacht haben. Später war John Lennon ein Held für mich, weil er in einzigartiger Weise für den Frieden eintrat. Und ab dem Beginn meines vierten Lebensjahrzehnts habe ich von meinem Lehrer und späteren Freund Rupert Lay gelernt, dass Krieg auch ethisch überhaupt nicht zu rechtfertigen ist.

Was sind deine Erwartungen an dieses Projekt?

Ich habe eine Erwartungen. Nur eine kleine Hoffnung! Die betrifft zuerst ganz persönlich mich. Wenn ich lerne, trotz der permanenten Missachtung meiner Ideale durch die WELT friedfertig zu bleiben, dann hat das Projekt schon mal genutzt. Und wenn ich ein paar Menschen ein wenig inspirieren kann und mit den Impulsen bewirken kann, dass sie auch mal über den Unsinn von Gewalt und Krieg nachdenken und verstehen, dass die Ausübung von Macht meistens nicht hilfreich ist, dann bin ich zufrieden.


Jetzt bin ich neugierig, wie ich die Fragen in einem Jahr beantworten werde. Oder wie Ihr, liebe Leser, sie beantwortet.

RMD

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