Neues aus China

Eine Woche lang hatten wir vertrauten Besuch aus China. Von einem jungen Mann, den wir gut kennen und der seit ein paar Monaten dort sehr intensiv arbeitet. Er hat uns viel aus China berichtet:

  • Dass die deutsche Automobilindustrie in China einen guten Job gemacht hätte und die „deutschen“ Modelle auf den chinesischen Straßen sehr zahlreich wären.
  • Dass besonders VW dort mit eigenen und sehr preiswerten (im Vergleich zu den Preisen bei uns) Modellen sehr erfolgreich wäre.
  • Dass man in China nicht selbst Auto fahren würde, sondern sich fahren lässt.
  • Dass der Chauffeur in China weniger verdient, als der Verkäufer beim chinesischen McDonalds, da der Chauffeur normalerweise die englische Sprache nicht beherrschen müsse, sehr wohl aber der McDonalds-Verkäufer.
  • Dass Audi so besonders erfolgreich wäre, weil Audi als erster Hersteller verstanden hat, dass China ein „Chauffeur-Land“ ist. Audi hat deshalb als erster Anbieter preiswerte Chauffeurs-Limousinen mit langem Radstand angeboten (A4 und A6), während die Konkurrenz im Premiumsegment sich die erste Zeit auf die „wahren“ Chauffeurslimousinen wie die 7er-Reihe oder S-Klasse als langes Modell beschränkt hätte.
  • Dass der Blutzoll auf Chinas Straßen für unsere Verhältnisse unvorstellbar hoch wäre, aber die Autos und Taxis in der Regel keine Sicherheitsgurte hätten und wenn, diese aufgrund von Sitzbezügen nicht verwendbar wären.
  • Dass man seinen Fahrer „tödlich“ beleidigen würde, wenn man auf die Nutzung des Gurtes bestehen würde.

Wir haben aber nicht nur über Autos gesprochen. Vielmehr habe ich auch gelernt:

  • Dass die soziale Situation in China „brenzlig“ ist (große Gegensätze, vorprogrammiert Konflikte).
  • Dass das chinesische Tempo laufend neue Rekorde erreicht (gerade was Kopieren mit Top-Down-Ansatz angeht).
  • Dass immer mehr Produkte von einem Weltmonopolisten aus China kommen (Batterien, Container …).
  • Dass das „chinesische“ Geschäftsmodell mit absoluter Konsequenz durchgesetzt wird (The winner takes it all, and the winner is China),
  • Dass die europäische Konkurrenzfähigkeit nicht mehr aus dem Vorsprung in Hochtechnologie aufbauen kann (Worauf dann?),
  • Dass die Entwicklung von Infrastruktur wie Straßen in China typischerweise mit n Spuren in m Ebenen und ohne Rücksicht auf Verluste durchgeführt wird (daran, wie das in 20 Jahren aussieht und wer das dann bezahlt, denkt natürlich keiner),
  • Dass zu einer nicht mehr zeitgemäßen Expo in Shanghai alle Einwohner der Stadt freien Eintritt haben (war in Hannover nicht so).

Auch komisches habe ich gehört, wie dass die Klimaanlagen im Winter angeblich auf 26 Grad Celsius eingestellt wären? Und Ernstes, nämlich dass man in China seinen Teller nie leer essen dürfe, weil das dem Gastgeber signalisieren würde, dass nicht genug Essen da gewesen wäre.

Am meisten trifft mich, dass ich aus den Erzählungen Tendenzen herausgehört habe, die mich an eine Zeit bei uns erinnern, vor der mir graut. Glücklicherweise bin ich dafür gut ein Jahrzehnt zu spät geboren worden.

🙂 Vielleicht fahre ich mal nach China (natürlich mit Fahrrad und Eisenbahn) und berichte dann selbst darüber. Dann brauche ich aber einen VPN-Tunnel, weil die Internet-Sperren in China mir nach diesem Gespräch doch noch viel strenger erscheinen, als ich dachte.

RMD

P.S.
Die beiden Bilder sind von Hans-Peter Kuhn (HPK), aufgenommen anlässlich seiner Reise auf Schienen nach China.

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