Vom Berliner PM-Camp bin ich zur Teilnahme an der Blogparade zum 8. PM-Camp eingeladen worden. Das #PMCampBER findet diesmal nicht in Berlin sondern Online statt 🙁 . Die Gelegenheit nutze ich gerne, um ein paar Gedanken zur Risiko-Kompetenz des modernen Menschen und der Gesellschaft zu formulieren.

Das Orgateam hatte mir geschrieben:


Achtung. Zukunft.

So lautet das Thema der beliebten Unkonferenz, die dieses Jahr schon das achte Mal stattfindet. Das Thema haben wir uns überlegt, als unsere Welt noch in Ordnung schien, in einer Zeit vor CORONA. Inzwischen hat sich vieles geändert. Sehr vieles sogar. Auch bei uns:

Am 11. und 12. September 2020 findet das achte PM-Camp in Berlin statt. Neue Formen der Zusammenarbeit, remotes Arbeiten in Teams, die Führung von Mitarbeitenden online und offline, Chancen, Risiken, Herausforderung für Unternehmen. Achtung. Zukunft. bietet eine breite Basis an Themen, die wir auf unserem ONLINE Barcamp diskutieren wollen.


Und wie auch letztes Jahr hat das Orga-Team eine blogparade initiert. Da bin ich natürlich gerne dabei.

Spontan musste ich an die Erlebnisse auf einem anderen barcamp denken. Da hatte ich zur einer Session mit dem Thema: „Kann Deutschland Zukunft?“ eingeladen und auch in IF-Blog von meinen Erlebnissen berichtet:

Das war im Herbst 2019 im schönen bayerischen Oberland. Das Thema dort war verwandt mit dem des Berliner Barcamps 2020. Es hieß:

Servus Zukunft!

Das fand ich herrlich doppeldeutig. Klingt es doch sowohl nach einem „Willkommen heißen“ wie auch dem „Abschied nehmen“ von der Zukunft.

In meinem Artikel in der Blogparade anläßlich des 8. #PMCampBER möchte ich darüber spekulieren, ob wir ZUKUNFT können? Vielleicht wollen wir ZUKUNFT ja gar nicht mehr? Und haben verlernt, wie ZUKUNFT geht?

Als erster Gedanke kommt mir:
Zukunft bedeutet Ungewissheit

Ungewissheit ist immer mit Veränderung verbunden. Veränderung wird als Gefahr empfunden. In meinem Artikel Von der Gefahr zum Risiko habe ich versucht zu beschreiben, wir wir mit Gefahren umgehen.

Wir dröseln Gefahren in eine Reihe von Risiken auf. Diese metrisieren und vermessen wir. Ein Vorgehen, dass uns in die Irre führt oder in den Wahnsinn treibt, je nachdem wie wir konstituiert sind. Ein aktuelles Beispiel dazu ist die Corona-Krise.

Corona – wie aus einer Gefahr Risiken werden

Der Virus war eine natürliche und vorhersehbare Gefahr. Die Vorsorge war schwach. Das wundert nicht, denn Vorsorge ist lästig – und vor allem teuer. Und dann kam das Virus – aus heiterem Himmel über die Fledermaus.

Panik!!!

Die Überraschung war groß, der Kenntnisstand schlecht, so das Erschrecken groß. In einer weltweiten Manie haben Politik und Gesellschaft zwischen panisch und hysterisch reagiert. Man zerlegte die Gefahr in Risiken. Untersuchte diese wissenschaftlich und extrapolierte.

Dabei kam natürlich nichts Vernünftiges raus. Gleichwohl haben die Ergebnisse uns in die Enge getrieben.

So haben wir uns durch fiktive Zahlen unserer Handlungsspielräume beraubt. Im Einklang mit einer weltweiten Manie reagierten wir mit Maßnahmen, von denen ziemlich klar war, dass sie uns sehr, sehr teuer kommen werden. Auch war klar, dass sie vieles zerstören würden, das wir sehr schätzen. Zudem können wir uns bis heute nicht sicher sein, ob sie wirklich etwas bringen bzw. gebracht haben.

Uns fehlt die Kompetenz, mit Gefahren umzugehen

Das ist meine These, zu der ich ein zweites Beispiel bringen möchte. Da geht es um wesentliches mehr als bei Corona. Und wir machen genau den gegenteiligen Fehler wie bei Corona.

Wir ignorieren die Bedrohung und reden sie schön.

Ich meine die massive Zerstörung unseres Planeten. Da geht es nicht nur um einen Virus, der Menschen schadet. Auch nicht nur um das Klima. Es geht auch um den Plastik-Müll und die Zerstörung der Ozeane . Es geht um das Ende der Artenvielfalt wie die Vernichtung der Ressourcen Wasser und Boden.

Auch die zigtausend Atomwaffen kann man hier erwähnen. Keiner braucht sie. Aber mit ihnen kann man den Planeten innerhalb von 24 Stunden komplett zerstören. Da wäre unsere Aufgabe, die Bremsklötze klug anzulegen.

Bei Atomwaffen klingt das einfach – die könnte man einfach abschaffen. Das Herunterfahren des Flugverkehrs und der individuellen motorisierten Mobilität ist sicher schwieriger. Das Ersetzen von Kohle bei der Stromerzeugung durch alternative Quellen erscheint dagegen simpel. Wir kriegen es aber auch nicht hin.

Weil wir eigentlich gar nichts mehr hinkriegen.

Einen Teil der Probleme werden wir mit Technologie lösen müssen. Ohne Fortschritt und Innovation ( = KREATIVE ZERSTÖRUNG) wird es nicht gehen. Das wird nicht ausreichen. Wir werden darüber hinaus unseren Lebensstil ändern müssen, nicht nur bei Ernährung und Konsumverhalten. Sonder vielem mehr. Für (oder besser gegen) Corona haben vieles aufgegeben. Aber für den Planeten, der unsere Lebensgrundlage ist, schaffen wir dies nicht. Für mich ist das nicht nachvollziehbar!

Was tun wir gegen die Zerstörung des Planeten?

Wenn wir ehrlich sind: Nichts. Auf jeden Fall viel zu wenig.

Im Gegenteil:
Wir beschimpfen junge Menschen, die unseren Planeten retten wollen und verbieten Kinderlieder im Fernsehen. Siehe die aktuelle Zensur beim WDR von einem harmlosen Scherzlied

„Meine Oma ist ’ne alte Umweltsau …“
Das Video ist aber nicht wegen der Kinder und dem Text zensiert worden. Sondeen wegen einem „bösen“ Satz am Ende des Liedes. Da drohen ein paar kleine Mädchen im Refrain den Mächtigen:
We will not let you get away with this!

Beim Betrachten des Videos läuft es mir immer wieder eiskalt über den Rücken. Was habe ich daraus gelernt? Hier meine Antwort


Nichts machen und dann durchdrehen ist eine schlechte Risikovorsorge

Bei Corona (am Anfang bis die weltweite Manie kam) hat man nichts gemacht. Dann hat man durchgedreht.

Nur reden und nichts machen ist schlechte Risikovorsorge

Beim Planeten hat man viel geredet. Und wenig gehandelt.

Beides geht nicht. Die beiden Beispiele Corona und die Zerstörung des Planeten im Anthropozän zeigen, wie es der Menschheit an kollektiver und individueller Kompetenz beim Umgang mit Gefahr mangelt.

Wie sieht es individuell aus?

Ich selber frage mich, was ich tun kann und muss, um in dieser Welt nicht verrückt zu werden? Und finde keine Antwort.

Ich kenne viele Menschen, die von Angst dominiert werden. Angst, die im Kopf sitzt. Ihr Leben wird von Risikovorsorge dominiert. Andere stecken ihren Kopf in den Sand. Manche explodieren und machen sich Verschwörungstheorien zu eigen. Das alles bringt nichts.

Wie soll man in kollektiver und individueller Angst noch Zukunft können?

Es tut weh! So ist meine Bewertung von Zukunft auch nicht so ganz optimistisch. Ich meine

Es wird hart werden

Dies befürchte ich sowohl in der kurzfristigen, aber auch in der mittelfristigen wie langfristigen Betrachtung.

Kurzfristig

Nicht nur als Folge von Corona, präziser formuliert, den Folgen des radikalen „Lock downs“ (auch so ein komisches Wort) geschuldet, wird es eng werden. Immer mehr Menschen werden (auch bei uns) in prekäre Situationen kommen. Sie werden ihre Reserven aufbrauchen und in existentielle Not geraten. Das ist keine gute Voraussetzung, wenn man große Zukunftsproblem meistern muss.

Parallel wird das gesellschaftliche Leben abstürzen. Bei einen wenigen Themen wie der „motorisierten individuellen Mobilität“ wird es einen absurden „rebound“ geben, der mehr schadet als uns bringt. Ansonsten geht es abwärts.

Mittelfristig

Der Fokus auf die Zerstörung des Planeten durch den Menschen wird hoffentlich wieder mehr ins Zentrum rücken. Die Erkenntnis wird wachsen, dass die Zerstörung irrevisibel ist. Vielleicht entsteht eine Hoffnung, dass es eine geeinte Menschheit doch noch irgendwie einen turn-around schaffen könnte.

Diese Einigkeit darf aber nicht nach dem Muster der „EU“ erfolgen, sondern muss zwischen allen Menschen statt finden. Wir brauchen nicht noch mehr Gesetze und Bürokratien. Und Dummschwätzer haben wir auch genug.

Wir brauchen Einigkeit im gegenseitigen Respekt zwischen allen Menschen. Und müssen gemeinsam ins TUN kommen. Wie soll das gehen? Ich weiß es nicht!

Langfristig

Das Leiden unter den Folgen des Anthropozän wird beginnen und sich geometrisch verstärken. Das wird Nahrungsmittel (Knappheit) und Gesundheit (Umwelt) als erstes betreffen. Die Welt wird überwiegend verelenden. Ein paar reiche Menschen werden weiterhin in Saus und Braus leben. Als Inseln in einem Meer des Elends.

Wie die Gesellschaft und die Politik in der Welt auf die Engpässe und die Zerstörungen regieren werden, ist mehr als spannend. Wahrscheinlich kann sie es gar nicht mehr? Es bleibt nur noch die Hoffnung, dass NGOs mächtiger als Regierungen werden. Und die NGOs nicht auch zu korrupten Regierungen mutieren?!

Zusammenwirken oder Atomkrieg?

Angesichts der Erfahrungen vor und während Corona bin ich nicht sehr zuversichtlich. Aber vielleicht gelingt ein zielgerichteter Lock-Down, der angemessen die richtigen Dinge adressiert. In einem weltweitem Zusammenwirken? Basierend auf einem gesellschaftlichen Konsens ohne der kollektiven Tyrannei eines Öko-Faschismus? Und ohne gegenseitigem Abschlachten!

Schön wärs?

Und

Lasst uns trotz allem zuversichtlich bleiben!

RMD

Twitter

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Suche

Kategorien

Aktuelle Umfrage

Wie würden Sie die EURO-Krise meistern?

Ergebnisse anzeigen

Wird geladen ... Wird geladen ...
Was läuft quer bei "queer"- in Rodenbach?

Was läuft quer bei "queer"- in Rodenbach?

und bei Familie Mösbauer, die vor der Eisdiele ‚Venezia‘ zufällig den Oberrodenbacher Sascha trifft… (Vierer Dialog aus  der Leseperformance „Rodenbach…
Treffen sich zwei Rodenbacher (Folge 2)

Treffen sich zwei Rodenbacher (Folge 2)

In Rodenbach gibt es nicht nur den Udo und die Kiki und die Koblewskis – nein- in Rodenbach ist auch…
Die Zukunft Rodenbachs oder Sansibar im Lochseif

Die Zukunft Rodenbachs oder Sansibar im Lochseif

In Rodenbach gibt es nicht nur den Udo und die Kiki und die Koblewskis – nein- in Rodenbach ist auch…
SUCHE
Drücken Sie "Enter" zum Starten der Suche