„Future is female“ – noch ein Versuch

Zweimal habe ich versucht, deutlich zu machen, wie wichtig FRAU für die Zukunft ist. Immer bin ich abgerutscht in flankierende Gedanken. Beim ersten Versuch habe ich absurde Gesetze in der deutschen und französischen Geschichte gefunden. Mir ist aufgefallen, dass die Substantive Zukunft, Sonne und Mond in den drei europäischen Sprachen Deutsch, Englisch und Französisch verschiedenen Geschlechts sind.
Im zweiten Artikel stand das Thema „Gleichheit der Geschlechter“ im Fokus.
Heute rutsche ich in die Gender-Sprache hinein und frage mich, wie das in den anderen Sprachen ist und welche Auswirkungen das haben könnte?

Sprache und Worte
interessieren mich schon immer. Ich glaube, dass die deutsche Sprache viele Besonderheiten hat. Das kann ich aber nicht beurteilen, da ich nur die zwei oben genannten Fremdsprachen kenne. Wie das Ganze (auch die Geschlechter) in den romanischen, slawischen oder skandinavischen und den vielen anderen Sprachen auf dieser Welt funktioniert weiß ich nicht.

Die russische Kunst zum Beispiel habe ich oft als depressiv wahrgenommen. Liegt das an der Sprache? Ich kann das nicht beantworten und beschränke ich mich darauf, die Vielfalt an Sprachen und ihren Klängen zu bewundern.

In diesem Artikel betrachte ich nur die Sprache, mit der ich groß geworden bin, das Deutsche.

Deutsch spielt global keine wichtige Rolle
Deutsch ist global betrachtet eine nicht so relevante Sprache. Zwar gibt es viel mehr Sprachen, die von deutlich weniger Menschen gesprochen werden. Deutsch sprechen vielleicht an die 100 Millionen „native speaker“, und dank Goethe-Institut etc. gibt es auch noch ein paar Millionen Leute, die fleißig deutsch lernen oder lernen müssen. Das sind deutlich mehr, als Leute die Griechisch oder Ungarisch sprechen. Aber im Verhältnis zu den Weltsprachen wie Englisch sind wir recht wenige „Deutsch-Sprecher“.

Ein Deutsch-Sprecher sollte eine Fremdsprache lernen
Deswegen tut ein Deutscher gut daran, eine Weltsprache zu lernen. Wahrscheinlich ist da englisch die richtige Wahl. Die Sprecher dieser Sprache zählt man in Milliarden. Chinesisch ist sicher auch relevant und könnte eine gute Wahl sein.

Heute reicht für einen Menschen, der mit einer nicht relevanten Sprache aufgewachsen ist, eine Fremdsprache. Mehr Sprachen braucht er nicht zu lernen. Den Rest kann man mit Übersetzungsprogrammen hinkriegen. Die funktionieren mittlerweile prächtig.

In der Schule sollte man auf das Erlernen einer zweiten Fremdsprache verzichten und dafür Programmiersprachen lehren. Ich schlage da z.B. ein Trio vor wie eine Maschinensprache, C und Phyton.

Aber zurück zu den „natürlichen“ Sprachen.

CHINA
Die Sprachen Chinas sind phonetisch sehr unterschiedlich, aber all diese Sprachen eine einheitliche (Bilder-)Schrift zu Grunde liegt, so dass eine gute schriftliche Kommunikation zwischen Menschen möglich ist, die sich „akustisch“ nicht verstehen können.

FRANZÖSISCH, SPANISCH, PORTUGIESISCH
Ja, und unsere europäische „Konkurrenz“ wie französisch und weitere Sprachen sind relevanter als unser deutsch. Auf meinen Reisen in Afrika und in der Südsee, war ich überrascht (und erfreut) wieviele Menschen dort französisch gesprochen haben. Und in Südamerika und sogar in Gebieten der USA (Florida, Miami) war ich überrascht, wie verbreitet das Spanische und Portugiesische sind.

🙂 Aber in diesem Artikel bleiben wir beim Deutschen!

Der Klang der Sprachen
Ich finde, dass alle Sprachen musikalisch klingen. Und jede Sprache macht eine andere Musik. Irgendwie muss da doch ein Zusammenhang sein, zwischen der Sprache und wie die Menschen denken und sich fühlen. Die Semantik der Sprachen ist aber genau so unterschiedlich wir ihr Klang.

Substantive haben ein Geschlecht!
Eine Besonderheit scheint im deutschen zu sein, dass Substantive, die Dingliches oder Abstraktes beschreiben, nicht immer neutral, also sächlich (das, es, sein) sondern männlich, also maskulin (der, er, sein) oder weiblich, also feminin (die, sie, ihr) sind.

So gibt es auch nicht viele andere Sprachen, die einen Leitfaden gendergerechter Sprache erfordern und ermöglichen so wie das „Deutsche“. Ich zitiere


Dieser Leitfaden soll Ihnen die praktische Umsetzung einer gendersensiblen Sprache erleichtern. Wir möchten Ihnen Beispiele für geschlechtergerechtes Formulieren geben. Sie können alle Möglichkeiten auf kreative Art und Weise miteinander verbinden.


Ein Wahnsinn. Ich persönlich finde es nur albern, dass man jetzt „aus Respekt vor den Geschlechtern“ immer „Arbeiter und Arbeiterinnen“, „Genossen und Genossinnen“, „Kollegen und Kolleginnen“ und besonders „Bürgerinnen und Bürger“ … an Stelle von Arbeiter, Genossen, Kollegen und Bürger sagen soll. Der Sinn ergibt sich mir nicht. Auch nicht der Sinn der neuen Schreibweisen mit : oder * in Kunstworten, die das ganze wieder verkürzen sollen.

Das ändert sich allerdings (ein wenig), wenn ich die „abstrakten“ Substantive betrachte (über die dinglichen wie  „die Birne“, „der Apfel“ und „das Obst“ denke ich hier gar nicht nach). Dann überlege ich mir, was das Geschlecht eines Worte für unser Verständnis zu bedeuten haben könnte. Denn ich meine, dass da schon irgendwo ein Zusammenhang oder Sinn bestehen könnte, dass der Anfang männlich und das Ende sächlich sind.

Also suche ich für mich wichtige Worte, die Abstraktes beschreiben und liste sie nach ihrem Geschlecht auf:

Liste weiblicher Substantive (die, sie, ihr)
Das alles sind Worte, die ein „die“ vorangestellt haben, also feminin. Und irgendwie gibt es doch einen gefühlten Zusammenhang.

•• Angst • Antwort • Anziehung • Aufgabe • Dialektik • Dummheit• Ethik •.Feigheit • Frage • Frechheit • Frische • Freiheit • Freundschaft • Gewalt • Grausamkeit • Größe • Hässlichkeit • Herausforderung  • Herrschaft • Hoffnung • Kälte • Klugheit• Kunst • Leistung • Liebe • Lüge • Moral • Neugierde • Philosophie • Regierung • Seele • Schönheit • Skizze • Stärke • Sympathie • Tapferkeit • Tugend • Verantwortung • Wahrheit • Wärme • Weisheit • Zukunft • Zuneigung •• 

Alles weiblich! Ich war erstaunt, wie schnell ich soviel Worte mit „die“ gefunden habe.
Bei den Worten mit „der“ war es nicht so einfach. Da musste ich ganz schön lange nachdenken.

Liste männlicher abstrakter Substantive (der, er, sein)
Das sind doch gefühlt andere Substantive als die weiblichen?

•• Anfang • Beginn • Bericht • Beitrag • Betrag • Charakter • Entwurf • Erfolg • Geiz • Gewinn • Hass • Neid • Nutzen • Verlust • Wissen • Zwang ••

Da fehlen nur noch die abstrakten Substantive im Neutrum. Und da habe ich mir wirklich schwer getan und die Ausbeute wurde noch geringer.

Liste der sächlichen abstrakter Substantive (das, es, sein)
Neutralität klingt auch wieder anders!?

•• Aussehen • Bild • Eigentum • Ende • Kapital • Können • Mädchen (?) • Wesen • Wissen • Zeugnis ••

Das „das“ war am schwierigsten. Ich habe hier am meisten Zeit gebraucht – und die Ausbeute war am spärlichsten. Das hat mich verblüfft, den eigentlich wäre das Neutrum doch der Normalfall. So ist es ja auch zum Beispiel in der Weltsprache Englisch. Da sind nur dingliche Dinge weiblich, zu denen man eine emotionale Beziehung hat wie Autos (?) oder Schiffe.

Sprache, Gefühl und Bewusstsein
Das Geschlecht der Hauptwörter habe ich als Kind „automatisch“ erlernt. Ich nehme an, dass es da irgendeinen Sinn gibt, der vielleicht tief verborgen im Unterbewusstsein liegt. Und das die Art wie wir „fühlen“ und uns über Dinge „bewußt werden“, mit unserer als Kind erlernten Sprache zusammen hängt.

Das würde bedeuten, dass diese Besonderheiten der deutschen Sprache, die für mich so selbstverständlich sind, mich beeinflußt und geformt haben. Und ich deshalb deutsch bin.

Andere Sprachen, andere Gefühle und anderes Bewusstsein?
Und dann bedauere ich, dass ich nur Erfahrung mit zwei Sprachen habe: englisch und französisch habe. In meinem Leben habe ich erlebt, dass Franzosen und Engländer schon ein wenig anders sind als Deutsche. In Frankreich war ich ab 13 Jahren häufig und sehr intensiv. Und später hatte ich das Glück, sehr eng mit Programmierern und Beratern aus dem vereinigten Königreich zusammen zu arbeiten. Und da habe ich auch schöne Unterschiede bemerkt.

Schon von den anderen europäischen Sprachen habe ich keinen Dunst. Ich merke nur, dass die Menschen anders sind. Ich erlebe die Südländer (Spanier, Portugiesen, Italiener, Griechen) im anders als die Deutschen. Ich nehme da eine andere Art von Lebensfreude und -angst wahr.

Der Ostblock war weit weg
Spannend finde ich meine Begegnungen mit den Osteuropäern. In meinen jungen Jahren waren die selten. Da mag der eiserne Vorhang Schuld gewesen sein.

RUSSLAND
In der UDSSR, in Tschechien (das war damals noch die Tschechoslowakei), Rumänien, Bulgarien, Albanien und den vielen anderen Ländern, die aus Jugoslawien entstanden sind war ich erst in den späteren Jahren meines Lebens.

Die „russische Seele“ habe ich in Literatur, Theater, Musik und Malerei erlebt. Und da ist in meiner Seele oft ein Gefühl der Melancholie, des Pessimismus und Verzweiflung hängen geblieben. Zwei russische Maler, mit deren Bilder ich mich ein wenig mehr beschäftigt habe, haben wir deswegen insgeheim und ein wenig scherzhaft als die „russischen Depressiven“ bezeichnet.

Erst vor zwei Jahren habe ich Russland mit dem Zug bereist. Viele tolle Reiseführer haben uns die schönen Städte und Landschaften Russlands voller Begeisterung gezeigt. Und ich hatte den Eindruck, dass mein Eindruck aus der Kunst gepasst hat.

USA
Die USA erlebte ich schon in den meinen mittleren Jahren. Dank InterFace war ich gelegentlich auf der UNIFORUM (eine legendäre Unix-Konferenz, DALLAS 1985, SAN FRANCISCO 1989). Später hatten wir auch Kunden und Projekte in den USA. Und ich habe erlebt, dass die USA eine besondere Welt sind. Anscheinend interpretieren die Amis die englische Sprache anders als die Engländer (und sprechen sie auch anders aus).

ASIEN und SÜDAMERIKA
In jungen Jahren war ich nie in den weit entfernten und noch fremderen Ländern Asiens oder Südamerikas. Mittlerweile habe ich da aber aufgeholt. Südamerika erinnert mich immer an den Mittelmeerraum, ist aber irgendwie anders.

Zu China habe ich eine konkrete Beziehung. Es sind die mir unheimlich sympathischen Schwiegereltern eines meiner Kinder. Direkt (das meint ohne Dolmetscher oder ersetzende App) können wir nicht miteinander sprechen. So üben wir uns in Körpersprache (was erstaunlich gut funktioniert). Ich erlebe sehr viel Gemeinsames, aber auch spannende Unterschiede.

Bei solchen Überlegungen fällt mir dann ein, wie sehr ich diese Vielfalt genieße. Und mir wird klar, dass mir eindeutig Vielfalt vor Einfalt geht. Und dann wird mir klar, dass so wie der „Specht“ ein Objekt der Gattung „Vogel“ ist, „future is female“ ein Teil von „future is diversity“ ist. Und im vierten Artikel meines Zyklus zu „future is female“ werde ich mich mit Zukunft und Diversität beschäftigen.

Und dann im fünften Beitrag will ich zum Finale blasen und die Frage beantworten, warum eine gelingende Zukunft ohne stärkeren Einfluß von FRAU nicht vorstellbar ist.

Schau mer mal.

RMD

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