Von Ottobrunn nach Unterhaching #18 “Unter der Dusche, an der Kasse, auf dem Parkplatz”

Man entdeckt einiges unter der Dusche. Da gibt es einen ganzen Zoo von (männlichen) Menschentieren zu sehen, oft sogar splitternackt. Ein paar davon haben eine Ähnlichkeit mit den Tieren, die wir so gerne verspeisen (und von denen wir ja genetisch gar nicht so weit entfernt sind).

Es gibt auch die mit Muskeln nur so beladenen Athleten und die ganz Ranken und Schlanken. Da erstarre ich vor Neid und möchte mich am liebsten hinter den Wassertropfen aus der Dusche verstecken.

Viele der morgendlichen Schwimmgenossen sehe ich regelmäßig. Manche sehe ich häufiger, weil sie ein ähnliches Nutzerprofil haben wie ich. Einer davon in meinem Alter (?) fällt mir immer besonders auf. Er macht den Eindruck, fit wie ein Turnschuh zu sein und sieht so richtig gut aus. Zwischen Römer und britischem Gentleman. Schwimmt dann auch immer doppelt so schnell wie ich.

Eines Morgens stehe ich ihn an der Kasse hinter ihm. Mein von mir heimlich beneideter Duschpartner kauft sich ein Ticket „Sportschwimmen“ (120 Minuten) und zahlt € 2,75. Das kostet normaler Weise 5,50 €? Ich zahle 4 € für 1,5 Stunden Frühschwimmen (minus einem Rabatt dank meiner golden Karte mit einem Wertguthaben von 500 €).

Das überrascht mich und ich studiere die Preistafel. Des Rätsels Lösung kann eigentlich nur sein, dass er einen Schwerbehindertenausweis hat. Da gibt es 50 % Rabatt. Die 50 % gibt es nur auf Schwimmen, bei der deutlich teuren Sauna gibt es übrigens nur 20%.

Eine Begleitpersonal wäre auch noch frei. Das heißt wir könnten ein p-Spiel machen, denn wenn er mich als Begleitperson mit nimmt würden wir nur 1,375 € jeweils pro Kopf und Schwimmen zahlen. Ich mag solche p-Spiele nicht. Finde aber interessant, zu welchen Blüten unsere komplexen Preisregeln führen können …

Ich froh bin, dass ich keinen solchen Ausweis habe. Obwohl ich auch nicht weiß, ob ich so richtig gesund bin. Vielleicht habe ich ja auch ein Leiden, das bei ausreichender Würdigung meinen scheinbar so gesunden Status wesentlich verschlechtern würde. Zumindest wenn ich mich aktiv darum bemühen würde. Denke mir aber, dass die meisten Menschen mit einem Schwerbehindertenausweis wirklich großes Leid hinter sich haben.

Ein paar Tage später radle ich nach dem Schwimmen an demselben Herrn vorbei, wie er in einen ziemlich neuen und teuren Daimler einsteigt. Diesen gönne ich ihm. Finde die finanzielle Bevorzugung aber trotzdem nicht richtig.

Ich meine: Wer genug Geld hat und schwimmen gehen will, der soll den vollen Preis zahlen. Und wer nicht genug Geld hat, sollte eine Ermäßigung bekommen. Und wer ganz arm ist und über gar kein Geld verfügt, der sollte umsonst zum Schwimmen gehen dürfen.

Nicht zuletzt, weil ich sicher bin, dass das „privatisierte“ Schwimmbad am Ende des Monats der Gemeinde eine Rechnung für solche Rabatte schickt.

Die Geschichte ist aber nur ein Beispiel für das, worüber ich mich wirklich ab und zu ärgere: Der Wunsch, sich auf Kosten des Gemeinwesens besser zu stellen. So überraschen mich immer negativ die von mir erlebten enormen Bemühungen vieler Menschen in meinem Alter (Angestellte und Beamte aller Art, nicht nur Lehrer), die mit großer Phantasie und Zähigkeit alles tun und mit Widerspruchsverfahren durch die Instanzen gehen, um möglichst vorzeitig „frühverrentet“ zu werden.

Um mit in der modernen Facebook-Welt zu bleiben:

Finde ich nicht gut!

RMD

Eine Antwort

  1. Roland, perhaps the man was deaf. You should have asked him. I had a friend who became deaf in one ear. I would have thought that made him less than 50% disabled (he was not a musician). Similarly one eye is enough for most purposes. Gordon Banks with one eye was perhaps the best goalkeeper of his day. There was even a batsman who played cricket for England after losing an eye! But my friend managed to get 50%, which was the cut-off for various privileges. For instance he could not lose his job.
    By the way, since when have you been happy about big cars?

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