Unternehmertagebuch #100 – „Recruitment“

Wie man die richtigen Menschen findet – und warum Recruitment ein Unwort ist!

Im letzten Eintrag in meinem „Unternehmertagebuch“ habe ich vorgeschlagen, einfach mal negativ zu denken und sich zu überlegen, mit welchen drei Maßnahmen man das eigene Unternehmen am besten zerstören könnte. Natürlich nicht auf kriminelle Art und Weise oder durch kaufmännische Dummheit, sondern vor allem durch „unternehmerische“ Maßnahmen.

Für Dienstleistungsunternehmen wie die InterFace habe ich folgende Antworten gefunden:

  • Man stelle die falschen Menschen ein.
  • Man führe möglichst viele Regeln und Prozesse ein.
  • Man fördere, dass das Unternehmen sich mit sich selbst beschäftigt.

Die letzten beiden Punkte sind klar. Die Selbstbeschäftigung führt dazu, dass man sich nicht mehr auf das Geschäft, die Mitarbeiter und die Kunden konzentriert. Die vielen Regeln und Prozesse demotivieren die Menschen und führen zu noch mehr Selbstbeschäftigung. Das ist eine Gefahr, denn jedes System neigt fast per Definition dazu, sich stark mit sich selbst zu beschäftigen.

In diesem Artikel will ich beschreiben, wie man die richtigen Menschen fürs Unternehmen findet. Hier gibt es ein paar einfache Regeln.

  • „Hire character, train the skill!“

    Ein ganz einfacher aber der entscheidende Satz. Wichtig ist, dass der Kandidat zum Unternehmen passt und Potential hat. Den Rest bekommst Du hin.
  • Stelle nie über Headhunter ein!
    Headhunter liefern fast immer einen Menschentyp, der eben nicht zu Dir passt. Du suchst doch genau die Leute, die eigenverantwortlich leben wollen und zu Dir kommen, weil sie Dein Unternehmen toll finden. Erfahrene Unternehmer werden Dir auch berichten, dass die Leute „vom Headhunter“ meistens nur eine beschränkte Zeit im Unternehmen bleiben. Nach zwei Jahren sind sie meistens schon wieder wo anders. Und Headhunter kosten viel Geld. Du landest immer im unteren 5-stelligen EURO-Bereich. Überlege Dir mal nur als Beispiel, wie viele Master-Arbeiten von erstklassigen Studenten Du für die mindestens 15.000 € unterstützen kannst, die die Vermittlung nur eines Mitarbeiters durch einen Headhunter kostet.
  • Verzichte auf Stellenbeschreibungen!
    
Stellenbeschreibungen locken nur Headhunter und viele ungeeignete Bewerber an. Je differenzierter die Stellenbeschreibung desto schädlicher, denn um so besser können und werden Bewerber ihren Lebenslauf an die Stellenbeschreibung abstimmen und sich auf die Anforderung vorbereiten. So steigt die Gefahr, dass der Bewerber sich (zu) gut verkauft und man auf die Vorbereitung reinfällt. Schon mancher Blender hat auf diese Art und Weise einen Job bekommen,den er nicht auszufüllen vermochte.
  • Keine Inserate!

    Schon früher haben die Stellengesuche in den großen Tageszeitungen mehr der Image-Pflege denn der Personalsuche gedient. Also, inseriere nirgends, nicht in den alten Medien wie auch im Internet. Die guten Leute kommen garantiert nicht über „Stepstone“. Die einzige Ausnahme ist die Unternehmensseite. Dort schreib rein, wenn Du Leute suchst. Aber halte Dich knapp und beschränke Dich auf wenige Stichworte. So wie es in den guten alten Zeiten die knappen Aushänge an den Werkstoren waren.
  • Folge Empfehlungen!

    Die besten Leute sind die, die Du schon kennst oder die Dir von Menschen, denen Du vertraust, empfohlen werden. Die Erfahrung bestätigt das: Untersuche einfach, auf welchen Wege die Menschen zu einem „guten Unternehmen“ gekommen sind. Bestimmt nicht über Headhunter und Stellenanzeigen sondern über Empfehlungen, sei es von den eigenen Kollegen, Kunden, Partnern. Oder sie haben direkt angefragt, weil das Unternehmen ihnen aufgefallen ist und gefallen hat.
  • Beim kleinsten Zweifel sage „Nein“!
    
Folge Deiner Intuition! Wenn Dein Bauchgefühl „Nein“ sagt, dann musst Du auch „Nein“ sagen. Die Branche ist klein, da gibt es viel Kompetenz. Wenn Dein Unternehmen ein gutes ist, dann kommen eh die „Richtigen“ zu Dir. Wenn nicht, dann muss Dein Unternehmen ein „Gutes“ werden. Das schaffst Du aber nur, wenn Du nur die richtigen Leute nimmst.

Fazit:

Lass nur Menschen ins Unternehmen, mit denen Du gerne zum Kunden gehst und dort stolz sagen kannst: Ich stelle Ihnen Frau oder Herr „Sowieso“ vor und ich freue mich sehr, dass er bei uns ist. Und auch nur Menschen, die Du magst und mit denen Du Dich gerne triffst.

RMD

P.S.
Alle Artikel meines Unternehmertagebuchs findet man in der Drehscheibe!

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