Wie so manchen Sommer schon befinde ich mich beim Zelten in Porto Ageranos. Der Platz liegt auf dem Peloponnes auf dem mittleren Finger, zirka 10 km südlich von Gythio, kurz bevor das wilde Mani beginnt. Vom Zelt sind es gerade 10 Meter zum Meer, die erste Nacht war schon mal so richtig gut. Und da wir die Gegend gut kennen sind wir sofort wieder so richtig zu Hause!

Die Zeit hier nutze ich zum Entspannen, Nachdenken, und nicht zuletzt zum Pläne schmieden. Und natürlich zum Schwimmen und Radfahren, gut Essen und einfach nur so mit den Lieben zusammen zu sein. Und natürlich zum Artikel schreiben (für IF-Blog.de).

Diesmal ist das Schwerpunktthema start ups

Ich kenne viele Menschen. Mit manchen davon bin ich freundschaftlich verbunden. Da sind auch viele junge Kollegen dabei. Mir scheint, dass ich mit der jungen Generation gut kann.

Seit ein paar Jahren beschäftige ich mich mit Gründungen von Unternehmen. So bin ich immer wieder in der Jury eines Business Plan Wettbewerbs, als Mentor betreue ich Menschen und Unternehmen, die im Werden sind (start ups). Dies mal enger, gelegentlich sporadisch. Und stecke so ein wenig in der Szene drin.

Die meisten Teams, die ich kenne und erlebe, sind toll. Fleißig und kreativ versuchen sie mit höchstem persönlichen Engagement auf vielen Ebenen basierend auf einer spannenden Idee ihr Leben eigenverantwortlich zu führen und ein Unternehmen aufzubauen.

Und dann scheitern sie.

Manche scheitern schon beim Start, andere nach Auslauf eines Förderprogrammes wie EXIST oder nach der ersten Finanzierung. Oft dauert der Leidensweg dann eine Weile bis zum endgültigen „Aus“, ab und zu wird am Schluss noch ein „Notausgang“ gefunden. Und nur ganz, ganz wenige werden erfolgreich, allerdings meist auf andere Art und Weise als vorher geplant.

Die meisten, die scheitern, haben einiges an Kraft und oft auch Geld gelassen. Ihnen bleibt nur der Trost, dass sie viel gelernt haben, also irgendwie dann doch „erfolgreich gescheitert“ sind. Das ist aber ein schwacher Trost, denn in bei einer alternativen Lebenslinie zum Beispiel in einem guten Job bei einem Mittelständler hätten sie vielleicht noch mehr für ihre persönliche Zukunft lernen können.

Das bewerte ich als eine gigantische Verschwendung von Kapital, Kreativität, Fleiß („waste“ im Sinne von Kaizen). Auch die Enttäuschung und der Frust der vielen betroffenen jungen Menschen schmerzt mich. Und ich denke mir oft, dass dieses häufige Scheitern in vielen Fällen vermeidbar gewesen wäre.

Denn das massenhafte Scheitern ist gut erklärbar. Die Gründer arbeiten in der Regel genauso, wie es die Expertise einer vergangenen Epoche ihnen vorgibt. Und dieses Muster hat noch nie besonders gut funktioniert, heute geht es in der Regel gar nicht mehr auf. Wie sollen in der Welt von morgen die Erfolgsmuster von gestern auch noch funktionieren?

Und die ganz wenigen Ausnahmen – die übrigens ausnahmslos aufgrund eines zusammen Kommens besonders glücklicher Zufälle basieren – bestätigen diese Regel.

Warum ist das Scheitern normal?

Die Antwort ist einfach. Zum Beispiel versuchen auch große Konzerne immer wieder, neue Produkte in den Markt zu bringen. Diese Konzerne verfügen über alles, was man für eine neue Produkt-Idee braucht: Beliebig viel Kapital, eine renommierte Marke, ein geniales Marketing, eine starke Marketing- und Vertriebs-Organisation, weltweiten Zugang zu den Märkten, tolle Ingenieure und Lieferanten und vieles mehr. Und vor allem, sie kennen ihren Markt, weil sie ihn sich oft über Jahrzehnte „erlernt“ und „erarbeitet“ haben.

Und trotzdem scheitern ihre Produkt-Entwicklungen. Im besten Fall sind nur 10 % solcher Entwicklungen am Markt leidlich erfolgreich. Bei strengeren Messkriterien noch viel weniger.

Nur wie will ein junges Team, das all das nicht hat, da mit halten? Nur mit jugendlicher Unbeschwertheit und Kreativität? Das ist doch Unsinn.

Ein Schluss könnte sein, dass junge Gründer nur eine reelle Chance in ganz neuen Märkten haben. Dann sollten junge Gründer (fast) alle Geschäftsideen, die sich in vorhandenen Technologien und Lösungen meiden. Die Entwicklung scheint diese Annahme zu bestätigen. Hier vielleicht eine erste vorsichtige Empfehlung an start-ups:

Aufpassen beim Eintritt in Märkte, die schon besetzt sind!

Große Konzerne stehen sich natürlich bei kreativen Themen mit ihrer Organisation und ihren Prozessen selber im Weg. Ihr Erfolg hat die negative Seite, dass man zwangsläufig in alten Mustern denkt. Das erkennen sie auch und sie suchen so die Innovation von außen. Sie gründen „acceleration“- und „invest“-Abteilungen und suchen die Kooperation mit „start-ups“. Das ist ja auch die neueste Idee von „unternehmerTUM“ der Technischen Universität wie auch vom neuen Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München, Herrn Reiter.

Das Zauberwort „Kooperation von Konzernen und Start-ups“ wird aber auch nicht funktionieren. Denn zum einen leben die alten Unternehmen intensiv die Ablehnung von außen. Das Motto heißt, dass „not invented here“, im eigenen Unternehmen nichts wert ist und nicht sein darf.

Ich habe das beliebig oft beobachtet und auch selbst in einer strategischen Kooperationen mit einem großen Konzern erlebt – dies sogar zweimal. Und ich kenne eine ganze Reihe von Beispielen, bei denen die „unternehmerischen“ Ergebnisse von XXX-Acceleration oder XXX-invest gescheitert sind.

Aber auch das „alte“ Vorgehen ist nur noch in wenigen Ausnahme-Fällen erfolgreich. Ich bringe als Beispiel das Scheitern fast aller „Steuerspar-Modelle“. Wir erleben das seit Jahren nicht nur in den Branchen „Film“, „Immobilien“ ,„Schifffahrt“ oder „alternative Energien“. Auch die großen Verluste von Anlegern bei Projekten im Eisenbahn- oder Kanal-Bau sind gute Beispiele.

Das Scheitern hatte mehrheitlich als Ursache nicht, dass Betrüger oder unseriöse Geschäftsleute am Werk waren. Das hat es auch gegeben. Aber meistens ist die Ursache des Scheiterns solcher Projekte, dass die dahinter liegenden Geschäftsmodelle und -pläne falsch waren. Obwohl sie von Experten „professionell“ erstellt wurden, die ihren Markt bestens kannten.

Und von anderen Experten, wie zum Beispiel von Banken kritisch geprüft wurden. Und das ehrlich, denn die Banken haben ja geprüft, weil sie sich selbst auch dran beteiligen wollten – und sie wollten ja auch keine Verluste machen.

Auch da habe ich ganz persönliche Erfahrungen. In einem Fall hat die von mir hoch eingeschätzte Sparkasse München einen geschlossenen Immoblilien-Fonds in jena auf „Herz und Nieren“ geprüft, und ein paar Millionen verloren. Ich war auch dabei, den ich habe der Prüfung der Stadtsparkasse vertraut, aber glücklicherweise nur einen Betrag im unteren fünfstelligen Bereich verloren.

Aber wenn die von Experten geschriebenen und von vielen anderen Experten validierten Business Pläne nicht funktionieren, wie soll dann ein junges Gründungs-Team ohne Erfahrungen und Marktkenntnis ihr neues Unternehmens-Schiffchen erfolgreich in eine nicht vorhersagbare Zukunft führen?

So gesehen erscheinen doch Gründungen von neuen Unternehmen als aussichtslos oder zumindest als tollkühne Abenteuer, auf die sich eigentlich kein ernsthafter Mensch einlassen darf.

Ich denke mir aber, dass es möglich ist,die Erfolgswahrscheinlichkeit eines start-ups von gefühlten 1 : 100 vielleicht sogar auf 1 : 1 (Erfolg zu Scheitern) zu verbessern.

Ich weiß, dass das dies eine sehr mutige Aussage ist und habe mir vorgenommen, in meinen zwei Wochen auf einem Zeltplatz ganz im Süden des Peleponnes auf Mani ein paar Artikel zum Thema „start-up“ hier im IF-Blog zu schreiben. Für die von mir betreuten „start-ups“ wie für alle anderen Leser auch.

RMD

P.S.
Beginnen werde ich in der nächsten Folge mit meinem eigenen Werdegang. Ich glaube, da kann man schon viel daraus lernen.

3 Antworten

  1. Ich glaube, viele Start Ups scheitern, weil sie ungesund in das Leben starten. Wer in einem inkubator unter Aufwendung von zich Tausend Euro loslegt, desssen Idee ist (wie das Wort Inkubator verrät) nicht ausgereift – und eventuell zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort. Crowdfunding zeigt sehr oft, welche Ideen die Menschen wirklich verwirklicht sehen wollen, und solche scheitern viel seltener.
    Grüße
    Nadja

  2. Liebe Nadja, danke! Ich freue mich, dass Du den Artikel gelesen hast. Deinen Hinweis finde ich sehr schön. Solche und weitere Themen dieser Art möchte ich dann in den folgenden Artikeln besprechen! Aber zuerst mal erzähle ich im nächsten Artikel meine eigene Geschichte und wie viel Dinge da passieren mussten, um den gewünschten Erfolg zu haben.

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