Dem folgenden Beitrag liegen Erlebnisse und Gedanken wie diese zu Grunde:


Sogar im öffentlichen Raum erlebe ich oft Situationen, in denen ein Mensch einen anderen so richtig „zusammen scheißt“. Damit meine ich wüst beschimpft, oft dies bis zur Tätlichkeit, Vorwürfe ausstößt und den anderen so in unfassbarer Weise klein und und runter macht. Meistens ist das dann sehr emotional und für mich oft sehr unverständlich, häufig passiert es zwischen Menschen, die sich anscheinend gut kennen.

Ich finde das immer entsetzlich, ganz gleich ob ein Mann (s)eine Frau, ein „Deutscher“ einen „Migranten“, ein Weißer einen Farbigen, ein Vater seinen Sohn oder eine Frau ihre alte Mutter niedermacht. Oder umgekehrt. Das Problem ist und bleibt, dass ein Mensch einen anderen Menschen niedermacht. Ganz unabhängig vom Geschlecht und der Beziehung zwischen den Personen.


 

Es tut mir leid, die #MeToo Diskussion geht mir tatsächlich auf den Senkel. Gewalt gegen Menschen ist schlimm und unzulässig – ganz gleich ob sie sich gegen Männer oder Frauen (oder noch schlimmer gegen Kinder) richtet. Ganz gleich zu welchem Zweck.

Aber die Diskussion zurzeit und ja schon seit Jahren ist – wie so oft wenn wir moralisieren und in Ethik machen – viel zu kurz gesprungen. Ich versuche die allgemeine Situation zu beschreiben, die im sexuellen Bereich natürlich auch nicht anders ist als in unserem sozialen Leben.

Schon beim kindlichen Spielen werden wir aufs Gewinnen gedrillt. Entweder muss ich jemand raus schmeißen oder ihm Steine wegnehmen. Immer geht es darum, den anderen rein zulegen, und ihn letztendlich zu vernichten.

Das Ergebnis ist klar:
Einer gewinnt, der Rest sind die Verlierer. Und jeder will so natürlich Gewinner sein.

Ein kleiner Ausflug:


Eine Frau, die ehrenamtlich Flüchtlinge betreut, hat uns vor kurzem verwundert berichtet, dass sie
„den Massai sogar erst Gesellschaftsspiele bei bringen musste, um sie zu beschäftigen. Nicht einmal so ein Spiel wie „Mensch ärgere Dich nicht“ würden die kennen!

Die Massai sind anscheinend nicht mit Vernichtungsspielen aufgewachsen wie wir. Oft meine ich, das man das merkt. Und sie ein besonderes, anderes Denken und Verhalten auszeichnet.


 

Wir jedoch sollen (und wollen) immer der oder die schönste, schnellste, beste, hübscheste … sein. „The winner takes it all“ ist Prinzip. Unsere Gesellschaft wünscht sich brave Konsumenten, Konsum ist unser Hobby. Und schon im Spiel sind die Methoden, die man anwenden darf subtil. Nur betrügen darf man nicht. Wobei dieses Gebot vor allem meint „sich dabei nicht erwischen zu lassen“.

So lernen wir von klein auf zu denken und zu fühlen, in diesem Sinne werden wir sozialisiert. Es geht in unserem Leben von Anfang an um Aufstieg, um Macht, um Karriere, um Geld, um materielle Vorteile, um Posten, um Besitz und um die vielen Annehmlichkeiten unserer Kulturwelt. Naturwelt ist „out“, Kulturwelt „in“.

Immer geht es darum, wie wir uns durch Manipulation anderer Menschen und unserer Umgebung Vorteile verschaffen. Dabei müssen wir immer unschuldig sein. Auch wenn wir andere runter schubsen oder Besitz und Eigentum hamstern. Wie heißt es? Mein Haus, mein Auto, mein Boot, mein Fahrrad, meine Familie, mein Mann, meine Frau, mein Hund, meine Katze …

Die mit Gewalt behaftete Kommunikation ist das Problem. Wir lernen diese ganz allgemein zu nutzen, um uns in Vorteil zu bringen. Frauen und Männer stehen sich da nicht viel nach. Wie oft bin ich als Kind von Erwachsenen (männlich wie weiblich) zu Dingen manipuliert worden, die ich nicht tun wollte und die ich trotzdem gemacht habe. Ab und zu hat mich das schlimm verletzt.

Nur was hilft das Wissen darüber, wenn wir nicht bereit sind, ehrlich zu uns zu sein unsere Kommunikation gewaltfrei zu gestalten?

Das erste Problem ist also, dass wir alle – Männer wie Frauen – in diesem Sinne sozialisiert worden sind und unsere Kinder und Kindeskinder es heute noch genau so werden. So meinen wir, dass unser Glück davon abhängt, dass wir über den anderen thronen. Das größte Stück des Kuchens soll auf unserem Teller liegen; wir wollen das größte Auto und das schönste Wohnzimmer haben. Sonst sind wir unglücklich.

Wie müssen die großen Macker sein und Macht haben. Wir werden aufs Gewinnen gedrillt. Andere Menschen sollen das tun, was wir wollen. Sonst machen wir sie kleiner.

Wir wollen in der Hierarchie aufsteigen und andere unter uns haben. Das Prinzip heißt „Nach oben buckeln, nach unten treten“. Dazu erlernen, üben und entwickeln wir schon ganz früh Methoden und Strategien, die wir dann in allen Bereichen erfolgreich anwenden. Und wenn das im Job klappt, warum dann nicht auch beim Sex. Wie können wir überhaupt erwarten, dass wir uns zwischen den Geschlechtern anders verhalten als „im normalen Leben“?

Gier ist vielleicht vererbt oder anerzogen und kann sicher zur Besessenheit führen. Sexualität ist aber ein Trieb – jenseits der Ratio. Ist schon die „normale Gier“ eine starke Triebfeder, die uns zu üblen Handeln bringt, was bewirkt dann sexuelle Appetenz? Oder anders gesagt: Wer schon im normalen Leben „ein Schwein“ ist, wie soll der im sexuellen Leben ein Engel sein?

Auf der anderen Seite galt und gilt Sexualität in unserer moralischen Gesellschaft immer noch als etwas Schlechtes und Verwerfliches. So eine Art von sündhaftem Verhalten, das vom Kleinhirn den Vorgaben der Moral folgend kontrolliert werden muss. Denn Mensch geht davon aus, dass er für seine Taten voll verantwortlich wäre und es so schaffen könne, ein „edles Leben zu führen und über seinen Trieben zu stehen“ (für mich im übrigen ein von der Gehirnforschung widerlegter Unsinn)!

Und dann kommt der Trieb. Ich zitiere Brecht und seine Ballade von der sexuellen Hörigkeit. Und „aus die Maus“ mit Moral und Ethik. In manchen Kulturen wird versucht, dieses Problem durch Vollvermummung der weiblichen Wesen zu lösen. Vielleicht mag da ja Männern helfen, aber das kann doch wirklich keine Lösung sein.

Jetzt meine Vermutung: Aufgrund des biologischen Unterschieds zwischen Mann und Frau (Frau wird schwanger, Mann nicht) hat sich über die Jahrtausende nicht nur in unserem Kulturkreis eine krause sexuelle Prägung von Frau und Mann ergeben. Gelebte soziale gesellschaftliche Normen für Frau und Mann scheinen sich ziemlich unterschiedlich entwickelt zu haben.

Statistisch gesehen würde ich sagen, dass die Sexualität der Geschlechter sich über Jahrtausende asymmetrisch entwickelt hat – dies nicht nur als Erweiterung von Moral sondern auch im Denken und Fühlen der Menschen. Die Frau wurde immer mehr zum Nein-Sagen und Ablehnen gebracht. Denn für die Frau war und ist die sexuelle Interaktion zwischen Mann und Frau ja nicht nur wegen der Möglichkeit der Schwangerschaft leicht folgenschwerer.

Mag sein, dass es auch noch genetische Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt, aber darüber sollen sich die Psychologen und Anthropologen streiten. Ich glaube nicht, dass das sehr relevant ist.

Die gesellschaftlichen Regeln und Gesetze, die die Folgen einer Schwangerschaft regelten, waren unterschiedlich. In Frankreich hat vor gar nicht langer Zeit das Recht sogar der Frau auf das Strengste untersagt, im Falle einer unehelichen Schwangerschaft den Vater zu benennen (um dessen Ehe zu schützen)! Dies stand übrigens im Gegensatz zu Deutschland. Dort hatte die uneheliche Mutter die Pflicht, den unehelichen Vater zu melden (um die Ernährung des unehelichen Kindes sicher zu stellen)! Die katholische Kirche führte sogar das Zölibat ein, weil die Schwangerschaften ihrer Priester zu teuer wurden. Priester waren damals ein bei Frauen begehrtes Wild, denn sie hatten hohes soziales Ansehen, viele waren relativ wohlhabend und hatten immer genug zu essen.

So wurde Mann immer mehr zum Minnesänger, der um die edle (und aus gutem Grunde ablehnende) Frau buhlt. Die Frau wurde zum „göttliche Wesen“, das erobert werden musste. Sie geriet in den Spagat von Heilige und Hure, sollte beides gleichzeitig sein. Mann wurde als Ernährer zum Patriarch der Familie, und die Frau zur (Be-)Hüterin der Familie.

Für die Frauen war es sitthaft, möglichst keinen Sex zu haben – für die Männer dagegen war es toll möglichst viele Frauen zu erobern. Eine Entwicklung, die ja schon numerisch zu einer paradoxen Situation führt. So ist die Anzahl der „Männer auf Sex-Suche“ größer als das Angebot an „Frauen, die bereit sind Sex zu haben“.

Prostitution dürfte die logische Folge dieses Missverhältnisses sein. Sexuelle Befriedigung wird dann gegen Geld geliefert – basierend auf klaren Dienstleistungsvereinbarungen (heute würde man sagen „service level agreements“). Das ganze wird dann „als ältestes Gewerbe“ der Welt bezeichnet. Weil es halt so normal ist, dass es schon immer da war.

Die Asymmetrie tritt besonders krass bei extremen sexuellen Praktiken auf, die als „pervers“ gelten. Wenn ein Mann zum Beispiel sexuelle und sonstige Erniedrigung als Teil seines Triebes benötigt, dann geht er zur Domina (und zahlt). Wenn Frau Erniedrigung sucht, dann kann sie das bei einer Gang-Bang-Veranstaltung bekommen (und zusätzlich ein kleines Säckchen Geld nach Hause tragen).

Prostitution gibt es in vielen Dimensionen. Wenn ich im Automobil-Bau in der Tagesschicht zu wenig verdiene und mich für die Nachtschicht (die meine Gesundheit ruiniert) melde, um mehr zu verdienen, ist das keine Prostitution? Wenn ich mich im Zweitjob an der Tankstelle verdinge, weil ich in meinem Polizisten-Job zu wenig verdiene, was ist dann das? Viele Arbeitsformen sind doch auch nichts anderes als Prostitution?

Ich habe ein eigenes Unternehmen gegründet, weil ich bestimmen wollte, wo ich arbeite. In „abhängiger Arbeit“ war ich immer wieder fünf Tage die Woche weit weg von meiner Familie. Sozusagen auf Montage. Das war doch auch Prostitution. Was ist denn wirklich schlimmer, der Verkauf meiner Zeit oder der Verkauf meines Körpers?

Solche Themen sind in unserer Gesellschaft nach wie vor tabu und dies Ausdruck unserer Verlogenheit. Und wir lügen weiter! Beim Sex ist genau das schlimm, was sonst ganz normal ist!

Ganz schlimm ist es, wenn ich an Krieg denke. In meiner Kindheit habe ich viele Kriegsopfer auch in der Verwandschaft gehabt. Das waren Menschen mit verstümmelten Körpern und vielen auch seelishcen Narben. Diese Krüppel als Folge kriegerischer Gewalt brauchten keine MeToo-Plakate, sie selber waren Anklage gegen Gewalt genug. Die Botschaft war ein Teil ihres Körpers:
Auch ich habe im Krieg ein Bein, einen Arm ein Auge oder mehr verloren.

Auch für diese Verletzungen ist die Ursache dieser Wahnsinn in unserer Gesellschaft, dass Gewalt als selbstverständliches Mittel akzeptiert und legitimiert ist, dies sogar in großindustriellen Dimensionen. So rüsten wir auf und bauen Massenvernichtungsmaßen. Und hoffen, dass diese wie der Krieg nur exportiert werden und Krieg so nicht bei uns stattfindet. Was wahrscheinlich eine Illusion ist.

Aber das kümmert uns alles nicht. Anstelle der Gewalt abzusagen und zu begegnen, regen uns darüber auf, dass Männer überwiegend das Problem haben, Sex zu bekommen und Frauen das gegenteilige Problem, nämlich wenn möglich Sex zu vermeiden.

Die Lösung ist einfach: Den Männern wird unterstellt, im Schnitt ein deutlich stärkeres „Gesteigertes sexuelles Verlangen“ als Frauen zu haben. Der moralische Vorwurf ist, dass sie sich nicht beherrschen können. Und ihre Macht ausnützen. Aber wer nutzt denn seine Macht nicht aus?

Die Diffamierung geht weiter. Sogar Krankheitsbilder werden erfunden: Satyriasis beim Mann (angeblich weit verbreitet) und Nymphomanie (eher als seltene Ausnahme bei Frau). Und beides gilt als krank! So stehen diese Begriffe im medizinischen Lexikon der schlimmen Krankheiten, die behandelt werden sollen.

So gesehen müssten die meisten Männer behandelt werden. Es gibt ein paar „brave“ Männer, die leugnen ihre sexuelle Appetenz. Und beschweren sich über die Mehrheit ihrer politisch nicht korrekten Geschlechtsgenossen. Manche davon glauben ihr Leugnen sogar selber. Und das sind mir die schlimmsten. Sie erinnern mich an Homosexuelle, die ihre (in der eigenen Wahrnehmung falsche) sexuelle Orientierung nicht wahr haben wollen oder können und dann besonders gegen Homosexuelle wüten.

So besteht unser gelebtes Frauen-Männer-Modell aus einer geilen Männerwelt, die verzweifelt auf der Suche nach Sex ist. Und die bösen wenden dann beim „sexuellen Erobern“ von „züchtigen“ Frauen die gleichen Erfolgsmuster an (natürlich), die sich im normalen Leben als erfolgreich herausgestellt haben.

Und jetzt wird mal wieder gekreuzigt, verdammt und geheuchelt. Obwohl es doch so einfach ist:
Je gewaltfreier der soziale Rahmen, desto weniger wird vergewaltigt. In einer friedvollen Gesellschaft wird es keine Vergewaltigung geben. Und je mehr die Gewalt den sozialen Rahmen bestimmt desto mehr wird vergewaltigt. Im Krieg als maximale Gewaltform wird sie dann alltäglich.

Das ist die Botschaft dieses Artikels:
Lasst uns eine gewaltfreie Gesellschaft bauen. Dann wird es auch keine sexuelle Gewalt mehr geben!
Mit Vorwürfen, Diffamierungen, noch mehr Lust an Bestrafung und Rache und den alten Strategien zur Durchsetzung individueller und kollektiver Interessens wird man nichts verbessern, sondern nur noch weitere neue Fronten und Moralismen schaffen.

So erklärt sich leicht, dass in sozialen Welten und Systemen, in denen Erfolg überwiegend durch Einsatz von Macht, Position, Gewalt, mit intrigen- und trick-behafteter Kommunikation und materiellen Versprechen etc. realisiert wird, auch sexuelle Erfolge selbstredend mit Hilfe genau der selben Strategien angestrebt und realisiert werden.

Dies gilt so ganz natürlich für politische oder kirchliche Systeme. Klar, dass dort besonders häufig sexueller Missbrauch statt findet. So wie es wohl jetzt im EU-Parlament aufkommt. Mit welchen Methoden kommt denn ein einfaches Partei-Mitglied heraus aus dem Kreisverband hinein ins Europäische Parlament oder ins Bundes-Kabinett?

Wie soll denn der einsame Abgeordnete in Straßburg oder Brüssel oder Minister in Bonn oder Berlin – so fern der Heimat – seinen Trieb befriedigen? Aufgrund der Belastung eines Abgeordneten muss das auch noch hoch effizient gehen – sprich mit minimalen Zeit-Aufwand. Da gibt es doch nur zwei Möglichkeiten zu Sex zu kommen:
Bezahlen – oder seine Position und Macht einsetzen!

Ich bin mir auch nicht sicher, ob man mit allen „Opfern“, die jetzt die „MeToo-Schilder“ auf ihre Schreibtische stellen, zu viel Mitleid haben sollte. Ich könnte mir schon vorstellen, dass es da auch einige Damen gibt, die vorher die Güter gründlich abgewogen haben, vielleicht sogar einige, die ganz bewusst diesen ja durchaus legitimen (nicht verbotenen) Weg zu Vorteil und Macht eingeschlagen haben.

Und mit so einem Schild kann ja auch wieder ein wenig mehr Aufmerksamkeit erzielen – Aufmerksamkeit ist eine wichtige Währung in der Politik.

Ich hoffe aber nicht, dass Ihr jetzt die Frauen, die die „sexuelle Hörigkeit“ der Männer ganz gerne und bewusst ein wenig für ihre Zwecke ausgenutzt haben, bestrafen wollt? Zum Beispiel wegen unredlichem Wettbewerb gegen konkurrierende Männer? Obwohl das ja ins Bild passen würde, würde ich dann wirklich wahnsinnig werden …

Aber zurück zum Kern:
Augenscheinlich gibt es ja um so mehr Übergriffe, je mehr das System von Machtstrukturen geprägt ist. Das erscheint logisch. Dann ist es doch ganz natürlich, das „im normalen“ Leben über Jahre und Jahrzehnte (also z.B. bei der Partei-Karriere) erfolgreiche Strategien auch bei „sexuellen Anfragen“ angewendet werden? Besonders da der Erfolgsdruck im sexuellen Bereich Trieb bedingt noch größer ist als im normalen Bereich der Gier? Wir wenden halt an, was wir gelernt haben …

Das gilt nach meiner Bewertung natürlich nicht nur im heterosexuellen (hier sind dann sicher in der Mehrzahl die Frauen die Opfer und das bedauere ich ehrlich) sondern auch im homosexuellen oder pädophilen Bereich. Und dann sind halt auch Männer und Kinder die Opfer. Und die Kinder bedauere ich noch mehr als Frauen und Männer. Denn Kinder sind meistens absolut schutzlos. Und Schutzlosigkeit auszunutzen ist für mich absolut kriminell.

Jetzt meine These noch mal „anders herum“:
Wenn MeToo die Bedeutung hat, dass Menschen durch üble Bedrohung, Einsatz von Machtpositionen, mit Gewalt behafteter Kommunikation, in Aussichtsstellung von negativen Konsequenzen bei Verweigerung und Belohnung bei Annahme dazu gebracht werden Dinge zu tun, die sie freiwillig nie tun würden und nicht tun wollen, dann müssten wahrscheinlich alle Menschen eine ganze Reihe von MeToo-Schildern vor sich her tragen. Das gilt für alle Lebensbereiche – nicht nur dem sexuellen.

Ich könnte auf meinen Tisch auch eine Reihe von MeToo-Schildern aufstellen. Für Dinge – ganz jenseits der Sexualität – zu denen ich gezwungen wurde (oder mich fühlte) und für die ich mich zwar nicht mehr schäme, aber über die ich mich doch noch ein wenig ärgere. Dann ärgert mich, dass ich mich habe beugen lassen und wie ich der fiesen Methode erlegen bin, mit der ich dazu gebracht wurde.

Mit diesem Artikel will ich „sexuelle Gewalt“ (Einsatz von psychischer und physischer Gewalt zur Erreichung sexueller Ziele) in keiner Art und Weise rechtfertigen oder verniedlichen. Ich will nur darauf hinweisen, dass wir in unserem Leben laufend mit Gewalt zu etwas gebracht werden, das wir nicht wollen. Manche der wesentlichen unserer Entscheidungen und Handlungen, die uns gegen den Strich gehen, werden auch heute noch ganz normal mit Druck und Drohung von außen (von mächtigeren) in unserem Leben durchgesetzt. Also: Wir alle sind #MeToo!

Und wir müssen diese allgegenwärtige Gewaltstrukturierung zuerst mal allgemein aus unserem Leben entfernen, um auch bei unseren sexueller Interaktion frei von Gewalt zu werden. Zum Beispiel durch gewaltfreie Kommunikation. Beginnen wir mit der Utopie und machen wir diese zur realen Möglichkeit!

Eine ganz andere Frage könnte sein, ob das
„Ideal eines harmonischen Miteinanders der Geschlechter überhaupt möglich und wünschenswert ist“.
Das ist aber ein ganz anderes Thema.

Zumindest fällt mir kein seriöses Vorgehen oder praktikabler Prozess ein, mit dem man das im heutigen Denkrahmen sicher stellen kann. Wie können sexuelle Interaktionen (moralisch) perfekt – z.B. in gesellschaftlich legitimierten Rahmen wie in einer Ehe – organisiert werden? Ich könnte mir vorstellen, dass das was bei sexueller Dienstleistung einfach möglich scheint, im Rahmen einer lebendigen Beziehung schwieriger ist.

Aber jetzt habe ich mich schon genug auf Glatteis gewagt und werde zum Thema Mann und Frau gerne ein anderes Mal weiter schreiben. Ich könnte auch einen Vorschlag formulieren, wie „das harmonische Miteinander“ in der Ehe durch einen „formalen Prozess“ unterstützt werden könnte. „Die sexuelle Interaktion als ordentlicher Ehe-Kontrakt ähnlich einer Patientenverfügung“ als Überschrift für einen herrlich zynischen Artikel.

🙂 Aber vorher schreibe ich erst mal wieder über elektrische Fahrräder … oder etwas anderes „harmloses“. Und erst dann mal wieder über Sex. Themen gibt es auch zu allem mehr als genug.

RMD

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