Hurra, hurra … die GIGAFACTORY ist da!

Und Elon Musk gibt den Pumuckl.

Im letzten Artikel über das
KANZLER-KANDIDATEN-KÜR-KARUSSELL
habe ich angekündigt, die gigafactory von Tesla in Berlin-Brandenburg (kritisch) zu hinterfragen. 

😉 Denn denke ich an Großprojekte in der Nacht, werde ich um den Schlaf gebracht. 

Großprojekte

Vor kurzem habe ich mir im Selbst-Interview die Frage gestellt, welche Großprojekte im Land mir auf so Anhieb einfallen würden. Die Projekte purzelten in dieser Reihenfolge in mein Gehirn:
Stuttgart 21, Flughafen Berlin-Brandenburg, nord stream und  Tesla’s GIGAFACTORY.
Bei allen vier habe ich ein „schlechtes Gefühl“ und vergebe mal Schulnoten.

Stuttgart 21
Ich habe den alten Bahnhof und besonders den Bahnhofsturm mit seiner Uhr und dem Mercedes-Stern geliebt. War eine Kindheitserinnerung von ein paar seltenen Fahrten mit meiner (Eisenbahner-)Familie nach Stuttgart. Der Bahnhof war ein architektonisches Highlight, das man eigentlich nicht abreissen darf.

Ausserdem war ich bei dem Vorhaben skeptisch, weil ich nicht glaube, dass mit den Einschränkungen von wenigen Gleisen unter der Erde der Betrieb flexibel und störungsfrei durchgeführt werden kann. Und dazu haben mich noch die riskanten und sehr aufwändigen Tiefbauarbeiten in der ganzen Region meine Bedenken gestützt.

Bild aus Wikipedia von 2004

 

 

 

 

So habe ich den Sinn des Projektes bezweifelt und die Umsetzung sehr bedauert. Da aber der Schaden begrenzt ist, kann ich damit leben. So bekommt Stuttgart 21 eine (schlechte) VIER.

Flughafen Berlin-Brandenburg

Das ist dann schon eine andere Nummer. Der Flughafen wurde auf der grünen Wiese gebaut. Und das, obwohl die Rettung des Planeten mit extensivem Fliegen nicht zusammen passt. Und außer weiterer massiver Zubetonierung von Grünflächen noch wesentlich mehr Schaden angerichtet wird. Und die Nutzer haben auch keine Vorteile.

Also vergebe ich für den Flughafen eine glatte FÜNF.

nord stream

Da geht es um eine Exportpipeline für Gaslieferungen aus Russland nach Europa (und vor allem Deutschland) durch die Ostsee. Sie stellt eine Direktverbindung zwischen Gazprom (dem Sponsor von Schalke) und europäischen Verbrauchern her. Ein Hauptziel des Projekts ist es, „unsichere“ Transitländer zu umgehen.

Hier ist meine Kritik prinzipieller Natur. Ich finde dass alte Vorgehen, fossile Energie in weit entfernten Gegenden massiv abzubauen und dann bei uns zu verbrennen, prinzipiell unsinnig. Das gilt für Kohle aus Australien oder Kanada genauso wie für Öl aus Nigeria oder Saudi-Arabien. Pipelines machen das auch nicht besser.

Wenn der Versorgungsstrang versteckt im Wasser unten am Boden ökologisch bedrohter Systeme verläuft, macht das die Situation auch nicht besser. Und das Verbrennen von Gas bringt nur wenig Vorteile für die Umwelt als das von Kohle und Öl.

Und ich kenne schon Bürger, die sich ihre so saubere Brennwert-Gastherme fördern lassen haben und die sich jetzt wundern, dass sie mit der CO2-Steuer (Kohlendioxidabgabe) „bestraft“ werden. Obwohl das absehbar war.

Es ist klar: Wir müssen das Verbrennen fossiler Rohstoffe beenden und nicht Infrastrukturen schaffen, die dieses für Jahrzehnte manifestieren. Bei nord stream kommt noch die politische Situation dazu. Immerhin ist der Lieferant ein Staat, der wohl eher diktatorisch als demokratisch regiert wird und als einer der Hauptfeinde der NATO gilt. Dessen Truppen angeblich vor dem Einmarsch in die Ukraine stehen. Und von einem solchen Staat und von fossiler Energie machen wir uns mit nord stream abhängig. Sind wir noch bei Trost?

Für nord stream gibt es eine eindeutige SECHS.

GIGAFACTORY von Tesla

Da presche ich mit der Schulnote schon mal vor. Mir geht es wie dem Lehrer, der eine grottenschlechte Arbeit beurteilt und es bedauert, dass die schlechten Noten bei Sechs aufhören. Und er keine „Sieben“ vergeben darf. Deshalb belasse ich es bei einer SECHS (mit einem dicken Minus). Ich begründe:

Wie beim Flughafen hat man eine menschenleere Gegend  für den Standort gewählt. Weil so ein Bau auf der „grünen Wiese“ am billigsten ist. Auch wenn es in diesem Falle eine „Busch-Landschaft“ war.

Natürlich wäre ein schon zerstörter und aufgelassener Standort sinnvoller gewesen. Aber dann hätte man massive Altschäden vor dem Bau sanieren müssen. So muss man nur ein wenig Infrastruktur beisteuern. Die aber noch mehr kaputt macht.

In Europa gibt beliebig Flächen, die schon für Industrie zerstört worden sind  – und heute brachliegen. Und zum Teil enorme Kosten verursachen. Auf meinen Rad- und Hausboot-Touren durch Deutschland, Frankreich, Italien, Schweiz und ehemalige Ostblockländer bin ich oft zig Kilometer an aufgelassenen Petrochemie-,  Touristik-, Militär-, Mobilitäts- und Industrieflächen entlang geradelt. Oft habe ich nicht in der Nachbarschaft von aufgelassenen und verkommen Gewerbegebieten völlig neue (und zum Teil leer stehende) gesehen. Das ist mir besonders in Italien aufgefallen. Versuchen Sie mal mit dem Rad aus Rom rauszukommen! Oder aus Belgrad oder sogar Zürich!

Und wenn ein Unternehmen wie Tesla so ein Werk mitten in die Natur hineinstellt, dann bekommt es noch eine gute Milliarde € Zuschuss, das wären dann so um die 20 € pro Bundesbürger. Um da schließen sich noch paar Siedlungen und Zulieferer an. Das alles benötigt Infrastruktur. Also Straßen, Hotels, Supermärkte, Hallen, Parkplätze …

In die neuen Wohngegenden ziehen Leute ein, die zum Teil in der BIGAFACTORY arbeiten aber wahrscheinlich überwiegend nach Berlin pendeln. Die meisten Menschen in der BIGAFACTORY werden dort aber nicht wohnen, sondern von Berlin oder aus Polen zur Arbeit pendeln. Und langfristig durch Roboter ersetzt werden.

Und das in einer Zeit wo man darüber nachdenkt, als Wohnbau nur noch 8-stöckige Hochhäuser zuzulassen und das frei stehende 1-Familien-Haus (wahrscheinlich zu Recht) ächtet.

Dass ein solches Werk auch noch Unmengen von Wasser benötigt, kommt dazu. Den hohen Wasserverbrauch finde ich schlimm, besonders wenn in der Region eine Wasserarmut herrscht.

Das alles wird dann damit begründet, dass wir nur mit E-Mobilen die Klimakatastrophe abwenden können. Elektroautos sind zwar schöner zu fahren als Benziner und stinken nicht so schlimm wie Dieselfahrzeuge, aber umweltfreundlicher sind sie nicht. Der Strom wird weltweit zu 40 % aus d Kohle generiert (in Deutschland zu 30 %) und die Infrastruktur fürs Elektroauto ist auch nicht ohne (Verkabelung, Tankstellen …). Von den Batterien rede ich jetzt gar nicht.

Umweltfreundlich ist der Wechsel vom Auto aufs Rad oder noch besser wieder auf die eigenen Füße. Aber nicht der Wechsel zum e-SUV.

Der VW-Chef Dieß hat dann auch gleich gefordert, dass VW vier ähnliche Werke in Europa bauen müsse. Vielleicht war das der Grund, dass der Tesla-Chef Elon Musk dem heutigem VW-Chef Diess einen Job angeboten hat.

Der große Elon disst dann aber auch die Projektgegner und die deutsche Administration, die mit diesen nicht blitzschnell fertig wird. Weil Tempo alles ist.

Vielleicht wäre es für alle Beteiligten besser, wenn er seine GIGAFACTORY irgendwo anders in Europa hingestellt hätte. Aber diese Überlegung traue ich mir gar nicht lauf zu formulieren. Weil ich dann schnell als Querdenker diffamiert werden könnte.

Die gesellschaftliche Frage, wie die Zukunft Deutschlands aussehen soll, müssen wir gemeinsam gesellschaftlich stellen. Die will und kann ich hier nicht diskutieren. Aber wir werden einen groben Konsens finden müssen, wenn das Antropozän (Zeitalter des Menschen) nicht übel und abrupt enden soll.

Ich meine aber, dass immer mehr Wachstum und Konsum, mehr Handelsüberschuß, mehr Wohlstand, mehr Superreiche (und mehr Superarme und Obdachlose)  die falschen Ziele sind. Meine wären eher weniger Arbeiten, weniger Autos und Konsum und mehr Kultur, Leben und Gesellschaft genießen. Und mehr Gesundheit (physisch und psychisch) und Bildung.

RMD

 

 

 

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