Die von Chris mit seinem Beitrag verursachte leidenschaftliche Diskussion in IF-Blog hat mich veranlasst, mal aufzuschreiben, an was ich glaube. Das ist ganz einfach:

Ich glaube, dass Leben einen Sinn hat und so auch mein Leben einen Sinn hat. Was der Sinn meines Lebens ist, weiß ich nicht. Noch mehr, ich glaube, dass ich dies als objektiven Fakt nie in meinem Leben erfahren werde. Wenn dann nur als subjektive Wahrnehmung.

Dass eine Ordnung hinter den Dingen steht, die wir so erleben, glaube ich auch. Aber auch hier meine ich, dass es uns Menschen niemals gelingen wird, diese Ordnung komplett zu erkennen.

Andere Menschen nennen Gott, was ich als Sinn und Ordnung empfinde. Das ist mir recht, denn Gott kann ich mir als Begriff für etwas Unbeschreibliches gut vorstellen.

Die heiligen Bücher der Menschheit haben sich über Jahrhunderte und Jahrtausende entwickelt. Sie enthalten, wie viele Geschichten der Menschen, Kluges und Weises. So beginnen die Zehn Gebote laut Wikipedia mit dem ersten Bildnisverbot in der hebräischen Bibel.

Das finde ich gut, passt es doch zu meiner absoluten Weigerung, mir von etwas Höherem wie Gott ein Bild zu machen und ihm sogar Eigenschaften zuzuschreiben. Und lehne ich es mittlerweile ab, über Dinge auch nur nachzudenken, die ich eh nie verstehen werde. Wie über einen rational begründbaren Sinn des (meines) Lebens oder über eine Vernunftserklärung der Herkunft der von mir wahrgenommenen Ordnung. Und ich will mich auch erst recht nicht mit jemanden über so etwas streiten.

Kurz gesagt: Ich glaube, dass ich nichts weiß, aber dass das Alles durchaus einen Sinn hat.

Ist doch ganz einfach! Gilt aber zuerst mal nur für mich.

RMD

 

6 Antworten

  1. Die Evolutionisten und die Kreationisten sind in einem Punkt vereint, sie sind Opfer. Die einen von Gott Zufall, die anderen von Gott Ordnung. Danach trennen sich die Wege, die ersteren ergründen ihre Opferrolle in langen Zeitreihen, die letzteren erfreut der 7-tägige Wurf. Aber Stoff zu leidenschaftlichen Dikussionen zwischen den beiden Gläubigen gibt es durch die gemeinsame Rolle genug. Denn wer wollte nicht das wertvollere Opfer sein? Deshalb unterscheidet sich vom Ton her Dawkins Bibel wenig von der amerikanischer Fundamentalisten.

  2. Six, don’t worry too much about the „tone“. There are aspects that (to me) seem more important; for instance, truth or usefulness in life. Of course a true (benighted) philosopher can deny the existence of truth or use. But I regard that as unhelpful.

    I agree that atheists and creationists both have beliefs, (as opposed to agnostics, who don’t bother). I believe that the scientific culture moves towards the truth, although it may well never arrive. People who do not care about this lose some respect from me, but they may gain respect in other ways.

  3. Chris, mit „truth“ und „usefulness“ ist es auch bei der Evolutionstheorie nur eine halbe Sache. Als retrospektive Methode kann sie zwar die Vergangenheit erklären, aber nicht die Zukunft vorhersagen, wie dies die kausalen Wissenschaften können (wollen). Die Kausalität ist beim Deutungsschema Evolutionstheorie durch die Einbeziehung des ontologischen Zufalls der Mutationen verlorengegangen. Für mich eine Gottes-Konstruktion im wissenschaftlichen Gewande. Aber wie auch immer, waren lange Zeit die kausalen Wissenschaften im Vormarsch, die versuchen, Gesetze des Wandels zu finden, so liegt mit dem immer breiter angewandten Deutungsschema Evolutionstheorie der Fokus jetzt mehr auf dem Prozess des Wandels. Das hat Vorteile, denn die Vergangenheit zu deuten, war immer schon leichter, als die Zukunft vorauszusagen. Ausser bei dieser Prognose: Bei der völlig fehlenden Vorhersagequalität der Wirtschaftswissenschaften fällt es mir leicht, vorherzusagen, dass auch diese sich demnächst ausschließlich auf das Deutungschema Evolutionstheorie stürzen und stützen werden.

    Zum geistig umnachteten Philosophen kann ich nichts sagen, da ich Werbetexter bin.

    Zu Richard Dawkins sage ich aber zum letzten Mal etwas zur Qualität seiner Argumentation. Als der Biomathematiker Martin Novak im Frühjahr eine Arbeit zur nicht-verwandtenbezogenen Gruppenselektion veröffentlichte, bestätigte er, was der Soziobiologe Edward Wilson, der Anfang der siebziger Jahre die Verwandtenselektion selbst popularisieren half, seit Jahren an der Verwandtenselektion mangels empirischer Beweise kritisierte.

    Das Argument von Richard Dawkins darauf:
    „Ich habe noch niemanden außer Nowak und Wilson getroffen, der das ernst nimmt.“

  4. Dear Six, you write too unclearly. Did Dawkins‘ comment at the end concern selection of relatives, or Wilson’s criticism of it?
    Selection of relatives is bloody obvious, and is backed up by a huge amount of observation, as described at length by Dawkins and others. Consider the lions that kill distant relative cubs, but preserve their own offspring. Consider bees that do everything for their genes that are shared with their queen. If you protest that those are not experiments, or do not look like altruism, I can argue with you. But Dawkins has written it all.
    If Wilson and Novak really doubt that, I can understand Dawkins short counter.

    But surely the real dispute was about „altruistic“ selection of non relatives. I have believed in this for as long as I can remember. But there were general doubts about it some decades ago. I do not know whether Dawkins shared these doubts. I cannot remember reading anything from him that expressed such doubts. But I am sure that he now accepts the general opinion that such selection happens. Can you inform me better about Dawkins‘ views on this?

    Of course such selection concerns more or less close relatives. All life on Earth seems to be related, (except perhaps computer viruses). But whoever heard of anybody voluntarily giving her life for a bacterium.

  5. Chris, Dawkins‘ Kommentar bezog sich auf Wilson’s Kritik der alleinigen Gültigkeit der Verwandschaftstheorie und Wilson’s neuerlich propagierter (Wieder)einführung der Gruppentheorie als erweiterten Weg der Kooperation. Wobei Dawkins‘ Kritik, daß Nowak und Wilson die „beiden einzigen seien, die das ernst nehmen“ , nicht stimmt. Schon Robert Axelrod hat (zusammen mit dem Evolutionsbiologen William Hamilton) seine auf strategischem Weg (wiederholtes Experiment mit dem iterierten Gefangenendilemma mit der wiederholten Gewinnerstrategie Tit for Tat) gewonnenen Erkenntnisse versucht, auf die evolutionsbiologische Ebene zu übertragen. Und das sind nur die, die ich kenne, da könnte es durchaus noch weitere geben.

    Ich weiß nicht, wie die Einstellung Dawkins zur Exklusivität der Verwandschaftstheorie im Einzelnen ist, entnehme aber seiner Äusserung, dass er an dieser Exklusivität festhalten will.

    Quellen:

    Martin Nowak
    SuperCooperators

    Edward Wilson/Corina Tarnita(Mathematikerin)/Martin Nowak
    The Evolution of Eusociality
    Nature August 2010

    Robert Axelrod (Politikwissenschaftler)/William Hamilton
    The Evolution of Cooperation

  6. OK, but I have read 4 or 5 of Dawkins‘ books without finding anything as silly as you suggest.
    I recently read that the cells of our bodies are descended for unicellular beings that learnt to cooperate. Mechanisms have developed to get rid of extremely „selfish“ behaviour, for instance as shown by cancer cells.
    Similarly one needs mechanisms to limit selfish behaviour by nations.

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