Betriebswirtschaftslehre und Rendite in 1967

Im wirtschaftswissenschaftlichen Gymnasium Jakob Fugger zu Augsburg im Jahre 1967 in der 11. Klasse im Fach Betriebswirtschaftslehre haben wir folgendes gelernt:

Die Umsatzrendite sollte zwischen 0,5 % und 2 % liegen!

Warum? Die Begründung ist ganz einfach:

Nehmen wir als Eigenkapital vereinfacht 500.000 DM an. Der Umsatz sollte in der Lehre ein Mehrfaches des Eigenkapitals betragen. Bei einem Faktor 20 von Umsatz zu Eigenkapital ergibt sich in unserer Musterrechnung ein Umsatz von 10 Millionen DM. Bei einer Umsatzrendite von 2 % ergibt sich eine Kapitalrendite vor Steuern in Höhe von 200.000 DM, sprich von 40 % des Kapitals. Dies wäre damals als astronomisch hohe Rendite bewertet worden. Und unser BWL-Lehrer „Professor“ Eugen Hirn hätte darauf hingewiesen, dass so nachhaltiges Wirtschaften wohl kaum möglich sei. Vielleicht hätte er noch angemerkt, dass man ja auch noch den Wertzuwachs des Unternehmens bedenken müsse, der ja auch den Eignern zu Gute käme. Und Eugen Hirn war alles andere als ein Sozialist oder Kommunist. Die meisten Bürger unserer jungen Republik hätten damals eine heute geforderte Umsatzrendite von 10 % als unseriös abgetan, in unserem Fallbeispiel hätte dies eine Kapitalrendite von 1.000.000 DM oder 200 % vom Eigenkapital bedeutet.

Das ist mir wieder eingefallen, weil ich vor zwei Wochen auf der VISIT in Augsburg war. Die VISIT ist die jährliche große Haus-Messe der FSC (Fujitsu-Siemens-Computer). „Siemens“ wird aus dem Namen nach Lage der Dinge bald verschwunden sein. Und dort habe ich meinen alten UNIX-Weggefährten und Freund Matthias Bodry, Mr. Bytec, getroffen. Natürlich haben wir über die wirtschaftliche Lage und die Weltwirtschaftskrise gesprochen. Und er hat mir einfach so erzählt, dass er als Nebenfach Betriebswirtschaft studiert habe und damals gelernt hätte, dass 2 % Umsatzrendite eigentlich ganz gut wäre!

Auf der Rückfahrt von Augsburg ist mir wieder eingefallen, wie ich den Matthias kennengelernt habe. Er war in den frühen 80igern als Ingenieur bei einem Maschinenbauunternehmen namens Wäschle (wie Bytec auch in Richtung Bodensee gelegen) tätig und hat dort schwerpunktmäßig die EDV betreut. Die Firma Wäschle war CLOU-Kunde und Lars Schmiedeberg der Kundenbetreuer von Wäschle. Und der Lars hat mich auf einen ganz besonders kompetenten jungen Kollegen beim Kunden Wäschle hingewiesen. „Das wäre auch einer für uns“ hat der Lars gesagt. Das war der Matthias, aber der hat dann doch lieber erfolgreich die Bytec gegründet, sich immer für Unix eingesetzt und für uns HIT-/CLOU-Lizenzen verkauft.

Lars Schmiedeberg ist ja auch vielen aus der CLOU/HIT-Zeit noch gut bekannt. Er war unser Dr. Hit, hat die HIT-CLOU-Lehrgänge konzipiert und auch selbst gehalten, die HIT-NEWS ins Leben gerufen und nebenher noch Fachbücher zu CLOU (erschienen im Hanser-Verlag) geschrieben. Lars ist immer noch Mitarbeiter der InterFace AG und zurzeit für uns als Projektleiter unterwegs.

Aber zurück zur Rendite: Vor weniger als einem halben Jahr haben Unternehmen die große Sorge gehabt, dass ihnen ihre Umsatzrendite von über 7 % im Unternehmensvergleich als zu niedrig erschien. Heute haben dieselben Firmen einen Umsatzrückgang von 10 % und rufen beim Staat nach Hilfe, weil ihre Existenz betont sein. Kostet Nachhaltigkeit vielleicht doch Rendite?

RMD

P.S.

Die Firma Wäschle hat übrigens keinen Bezug zu meinem Freund Klaus Wäschle, der ja auch gelegentlich in IF-Blog veröffentlicht.

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