Am Freitag, den 7. Juni war in München wunderbares Wetter. An diesem Tage durfte ich mit vielen Stakeholdern (vor allem Mitarbeitern und Aktionären der InterFace AG) und meinem Gründungspartner Wolf Geldmacher im Salettl und im Biergarten des Nockherbergs ein schönes Jubiläum feiern, weil die InterFace Connection GmbH am 1. April 1984 ihren Geschäftsbetrieb aufnahm. Und es war kein April-Scherz. So waren wir am 1. April 2024 vierzig Jahre auf dem Markt. Ein schönes Jubiläum, in diesen vierzig Jahren habe ich viele IT-Unternehmen kommen und gehen gesehen.
Tatsächlich liebäugelte ich seit meinem beruflichen Wechsel von der Siemens AG zur Softlab GmbH Anfang der 80iger Jahre mit einer eigenen Unternehmensgründung. Die dauerte aber noch, denn erstens wollte ich nach meinen wunderbaren fachlichen Lehrjahren bei Siemens bei Softlab noch „Software-Haus“ lernen. Und zweitens war ich auf der Suche nach einem Partner, der sowohl besondere fachliche und menschliche Qualitäten für den Aufbau eines Unternehmens hatte. Beides brauchte seine Zeit.
Mit Wolf Geldmacher hatte ich in 1983 einen tollen Menschen als Freund gefunden, der schon in jungen Jahren in der neuen Unix-Welt einen Guru-Status hatte. Also konnten wir loslegen und den Geschäftsbetrieb zum 1. April 1984 starten. Damals hatte ich schon drei Kinder (Sabine, Maximilian – heute Aufsichtsrat bei IF, Martin – heute Mitarbeiter bei IF) und war mit 33 Jahren nach heutigen Maßstäben sicher kein junger Gründer mehr. Es war eine gute Entscheidung – seit damals haben sich Firma und Familie schön entwickelt.
Florian Specht – der Mitarbeiter bei uns, der seit Jahren den Außenauftritt und die Kommunikation von InterFace bestimmt, haben Wolf und ich unser Wiedersehen am 7. Juni bei der IF-40-Jahre-Feier zu verdanken. Er hat uns zur Feier eingeladen und gebeten zum Jubiläum uns interviewen zu dürfen.
Florian hat uns am Freitag nachmittag am Beginn des Festes sieben gute Fragen gestellt. Und es war wieder für mich phantastisch, festzustellen, wie ähnlich Wolf und ich antworteten. Auf Florians Frage
Was wünscht ihr Euch für die Zukunft von und für die InterFace?
kam von uns z.B. einstimmiges „wieder mehr Bodenständigkeit“!
Eine gute Frage von Florian war auch:
Warum habt ihr die InterFace gegründet?
Auch da waren unsere Antworten übereinstimmend.
Zuerst musste ich allerdings korrigieren und ein bisschen Geschichtsunterricht geben:
Gegründet haben wir, Wolf und ich gemeinsam mit Dr. Peter Schnupp und ‚InterFace Computer‘ als stille Gesellschafter. Wir waren aktive Gesellschafter und Geschäftsführer bei der
InterFace Connection Gesellschaft für Kommunikationssoftware und Datenverarbeitung mbH, kurz InterFace Connection genannt.
Die InterFace Computer GmbH gab es da auch schon um die zwei Jahre; sie wurde von Dr. Claus Müller geleitet. InterFace Computer war ein Pionier-Unternehmen der AI/KI. Sie entwickelte das damals bekannte IF-Prolog zur Programmierung von Experten-Systemen. Das Produkt hatte erstaunliche Umsätze in Japan! Das war allerdings eine Zeit, wo Begriffe wie deep-leearning noch nicht so geläufig waren.
InterFace GmbH war die zeitlich erste InterFace-Firma, gegründet schon zu Beginn der 80iger von Peter Schnupp und Max Schulze-Vorberg jr.
Leider existieren beide Unternehmen – die InterFace GmbH und die InterFace Computer GmbH – nicht mehr. Später gab es auch eine InterFace Concilium und InterFace Lavarde …, die es auch alle nicht mehr gibt. Die Connection war die einzige Überlebende der InterFace-Firmenfamilie aus dieser Zeit.
🙂 Zurück zu Florians Frage zu unseren Gründen fürs Gründen. Natürlich wollten wir mit einer eigenen Firma zum einen “besser Verdienen” und auch ein wenig fürs „Alter vorsorgen“. Aber das war nicht unsere Priorität. Sondern:
Vor allem wollten wir beide unser eigenes und ein anderes Ding machen.
Diese unsere VISION “das eigene Ding zu machen” nannten wir IF Connection. Connection. Sie stand für ein ehrliches, erfolgreiches, friedliches, harmonisches und so außergewöhnliches Unternehmen, das alle stakeholder (Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten … begeistert und hilft, erfolgreicher, glücklicher und zufriedener zu machen. Ein Unternehmen in und mit dem man gerne arbeitet, weil das Arbeiten Sinn und Spaß macht. Weil man als Mensch geschätzt wird und Kreativität und eigenes Denken erwünscht sind. Wie das nach unserer Meinung in einem modernen kooperativen Unternehmen halt so sein sollte.
Wir stellten uns das alles so vor – so sollte es sein, so dachten und so waren wir! So war uns olaf als Abkürzung für folgende handlungsleitende Werte wichtig:
- open – offen, transparent.
- lean – schlank, einfach, kaizen, kiss.
- agile – agil, siehe das agile Manifesto und später
- fast – schnell, tempo.
IF Connection sollte angstfreier Raum sein (inklusive einer modernen Fehlertoleranz, …) für alle Menschen, die mit und für uns gearbeitet haben.
Unsere Werte waren und sind
Anständigkeit – Augenhöhe – Begeisterung – Bodenständigkeit – Fairness – Kooperation – Nachhaltigkeit (nach der „no waste – Definition“ von Klaus Töpfer, die Metapher WoMBaT war das Kürzel für unseren Hauptgegner – WASTE of MONEY, BRAIN and TIME) – no Rules rules (Feedbackkultur anstelle hierarchischen Strukturen mit disziplinarisch durchgesetzten Regeln und Gesetze, also ein kontinuierlich lernendes und sich selbst organisierenden System), Subsidiarität, Vertrauen und Wertschätzung.
- Bei uns sollte es keinen Taylorismus (Arbeitsteilung) und keine Silos geben. Auch keine Hierarchien und kein Micro-Management.
- Dafür sollten in der Connection Zivilcourage, Eigenverantwortung und Selbstorganisation als Primärtugenden hoch im Kurs stehen (ganzheitlich). Das ganze sollte ohne Bürokratie und disziplinarische Strafen funktionieren.
- Gute (und gewaltfreie) Kommunikation wollten wir machen, für Klarheit sorgen. Wir wollten kundenzentriert sein und uns technologisch immer zeitgemäß aufstellen. Resilienz und Antifragilität waren unsere wichtigen Ziele!
- Wir wollten wirtschaftlich uns immer in guter Flughöhe befinden.
- Die „sekundären Tugenden“ wie Ehrlichkeit, Fleiß, Gehorsamkeit, Pünktlichkeit … waren bei uns entweder selbstverständlich oder eben sekundär.
- Zusammengefasst:
Gesunder Menschenverstand sollte Priorität haben!
Denn wir wussten eines:
“Wenn man Menschen wie Idioten behandelt, benehmen sie sich wie Idioten”
Das ist bewußt negativ formuliert!
Mein Erleben:
Auch ich wurde in meinem Leben ab und zu wie ein Idiot behandelt. Das hat mich getroffen und hat etwas mit mir gemacht. Anderen wollte ich das nicht antun. Vielmehr wollten wir die Menschen im Unternehmen größer machen und vor allem nicht erniedrigen.
Ich glaube, wir haben das alles mehr oder weniger geschafft. Und wir haben dafür ganz tolle Teams bekommen, die uns wahnsinnig erfolgreich gemacht haben.
Um die Jahrtausendwende haben wir die InterFace Connection GmbH in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und sie nach InterFace AG umgenannt. In unseren Herzen ist aber sie aber die Connection geblieben.
RMD
2 Antworten
Meine allerherzlichste Gratulation, lieber Roland, zu dieser tollen Erfolgsgeschichte! Und weiterhin alles Gute und noch viele freudvolle Jahre! Und danke für den „if – blog“, der dabei so ganz nebenbei angefallen ist!!
Lieber Klaus, immer wieder finde ich Deine Rückmeldungen so sehr menschlich und freue mich darüber. Und schön am IF-Blog finde ich auch, dass wir als Autoren-Duo immer noch da sind 🙂 .