Notizen aus Vietnam #1 – Ventilatoren oder wie der Geschmack der Wohlhabenden Bildungsprojekte finanzieren hilft

Von ms
0Kommentare

ausb1995 gründete Francis Van Hoi ein Berufsbildungszentrum in Ba Thong, Hoc Mon, in der Nähe von Saigon. Angegliedert an eine Mission der Salesianer Don Boscos – bei denen er vor gut 40 Jahren zu Schule ging – erhalten dort pro Semester zunächst 10, mittlerweile 20 bis 30 Straßenkinder eine Ausbildung in einfachen handwerklichen Berufen. 2 bis 6 Monate, die die Jugendlichen soweit bringen sollen, zuhause den eigenen Lebensunterhalt finanzieren zu können. Unterkunft, Essen und Ausbildung kosten auch in Vietnam und trotz der Unterstützung der Salesianer Geld.

2ausbGeld, das Francis Van Hoi in der Anfangszeit vollständig  aus dem Ertrag seiner Lebensmittelmärkte und Import-Export-Geschäfte zur Verfügung stellte. Eine Situation, die er als Geschäftsmann – anders vielleicht als die Salesianer Ordensbrüder – als durchaus verbesserungswürdig erachtete. So entstanden bei seinen Aufenthalten dort immer auch Geschäftsideen.

Auch in Vietnam, insbesondere im Süden, beschert der wirtschaftliche Aufschwung einem kleinen Teil der Gesellschaft bemerkenswerten Wohlstand. Als Zeichen dafür gelten gerne repräsentative Häuser, oft in einer Art modernisiertem Kolonialstil.

vent

Fast unverzichtbares Accessoire dafür sind die, aus dieser Zeit stammenden, großen und langsam laufenden Deckenventilatoren mit Blättern aus Holz. Zwar produzierte die aufstrebende vietnamesische Industrie massenweise Ventilatoren – leider aber die moderne, schmucklose, meist weisse Metall-Kunststoff-Variante. Wer auf sich hält, mochte lieber Antikes an der Decke hängen haben.

Zum Glück, denn die alten Ventilatoren lagen in großer Zahl überall herum, ausrangiert weil irgendwann kaputt gegangen. Für eine Ausbildungswerkstatt für Elektrotechnik und Mechanik ein ideales Objekt. Also wurden – gegen angemessene Bezahlung – deren Motoren und alles was sonst noch funktionsunfähig war komplett neu aufgebaut. Die Werkstätte erstellte mit einfachsten Mitteln neue Wicklungen für Anker und Kommutatoren, setzte Lager instand und vieles mehr.

kommDiesem ersten Projekt folgten weitere, oft in der Motorentechnik (wie die Bilder zeigen). Mittlerweile finanzieren sich die Ausbildungskosten des Berufsbildungszentrums inklusive der Personalkosten selbst und sein guter Ruf sorgt für enorme Bewerberzahlen für die wenigen Plätze. Auch aus gut situierten Schichten jenseits ursprünglichen Zielgruppe die deshalb abgewiesen werden müssen.

Ein Ziel von Francis Van Hoi – er ist gerade dort und hat die Bilder gemacht – ist der weitere Ausbau dieses Zentrums. Auch, um den Salesianern, die immer noch Räume und Infrastruktur zur Verfügung stellen, weniger zur Last zu fallen. Hilfe aus dem Ausland ist willkommen – denn die Erträge des neuen Fischsaucen-Deals würde er gerne anderweitig einsetzen. Doch darüber das nächste Mal …

MS

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Suche

Kategorien

Aktuelle Umfrage

Wie würden Sie die EURO-Krise meistern?

Ergebnisse anzeigen

Wird geladen ... Wird geladen ...
Respekt - und andere Quälereien...

Respekt - und andere Quälereien...

Ja –  es war einmal ein Fußballplatz in Peuerbach (einer 3000 Seelen Gemeinde in Oberösterreich) an dem wir Landeier Mitte…
Weihnacht  2023

Weihnacht 2023

 In Zeiten wie diesen, statt Freude nur Krisen, selbst der Schnee im Geäst ist auch weg zum Fest!   Nur…
SUCHE
Drücken Sie "Enter" zum Starten der Suche