Warum mich…? (Kapitel 19)

Und mit diesem Kapitel endet der Thriller über Elsbeth und Aljoscha…

Das Bild „Ahorn und Seide“ ist von Martina Roth.

 

Kapitel 19

2003 – Der Flug

Aljoscha kam Elsbeth lachend entgegen!

Er umarmte sie freudig, redete in einem sturzbachartigen Wortschwall auf sie ein, bestaunte den kleinen Leberfleck neben ihrem linken Mundwinkel und die unscheinbare helle Narbe über der rechten Augenbraue, drückte unsicher seine Wangen an ihre und küsste sie endlich kaum spürbar auf ihren feuchten Mund, der mit einem miserablen Lippenstift viel zu auffällig nachgezogen worden war. Zuletzt biss er sie in die Unterlippe und hörte erst auf, als sie wie früher, mit einem lauten „Au, du tust mir weh“, sich lachend entzog. Und das obwohl schon beim ersten Anblick Aljoschas die Zeit buchstäblich zurückgeschnellt war, wie eine abgerissene Spiralfeder, und sie sich von einer Sekunde auf die andere wieder in die frühere steifgliedrige, zitternde Göre zurückverwandelt hatte.

Dabei hätte sie aufschreien mögen, weil sich alles so echt und vertraut anfühlte, grad so als hätte es die Hölle nie gegeben: alles war weg, was sie bedrückt hatte, alle Angst und Pein aus ihr entwichen, ja dieser befreite Körper schien sich aufzulösen und umkreiste in immer enger werdenden Bahnen den einzigen Fixpunkt im Raum, um vielleicht doch in diesem Aljoscha Wassily Sinjawski zur Ruhe zu kommen; wer wusste das schon?

Ja – sein jungenhaftes Gesicht war breiter geworden! Aljoscha hatte auch über seinen lebhaften Augen ein paar zusätzliche Falten, die wie Schnitte schräg über die Stirne liefen und eine seltsame, undefinierbare Härte in sein Antlitz zeichneten, die sein spitzbübisches Lachen aber grandios wegwischte.

„Alles wie früher“, strahlte Aljoscha, alles wie es war“, rief er mehrmals übermütig und drehte sich mit seiner Elsbeth schneller und schneller im Kreis, bis sie um ein Haar der Länge nach auf dem ausladenden bunten Teppich, in dem gediegen möblierten Raum, den die abendliche Sonne, wie inszeniert, gleißend ausleuchtete, hingedonnert wären. Schnaubend und prustend stützten sie sich im letzten Moment wie schräg gestellte Bohnenstangen gegenseitig ab und taumelten so doch noch in den festen Stand zurück. Welch ein Glück, dachte Elsbeth, dass sie ihr Messer so sorgfältig befestigt hatte!

Aljoscha hatte sie in blendendem Deutsch begrüßt. Schön, dass er sich wenigstens diese sprachliche Fähigkeit trotz seines Handikaps erhalten konnte, denn mit jedem Wort spürte sie wieder den magischen Sog, der immer schon von ihm ausgegangen war und dem sie sich auch heute trotz aller Enttäuschung der vergangenen Jahre nicht entziehen konnte.

Aljoscha zeigte keinerlei Verwunderung über ihr mädchenhaftes Aussehen und ihr komisches DDR – Outfit, er reagierte auch ganz normal als sie wie von Professor Anatoli T. angeregt, da fortsetzte, wo sie sich das letzte Mal in Brandenburg gesehen hatten. Sie sagte auch die einstudierten Sätze von damals sehr authentisch auf und tat als käme sie gerade vom Einkauf aus Neuruppin, ohne aber dort die passenden Sachen gefunden zu haben, was bei der immer noch vorherrschenden Mangelwirtschaft kein Wunder war, wie sie laut schimpfend feststellte; dabei hatte sie mit Karin alle Einkaufsmöglichkeiten abgeklappert und trotzdem keine Sommerbluse gefunden, die zu ihrer braunen Hose gepasst hätte.

Beim Namen Karin stutzte Aljoscha einen Moment, hörte sich dann aber ohne weitere Regung und Gestik in seinem Gesicht an, was Elsbeth ohne Punkt und Komma weiter daher plapperte. Ja er erkundigte sich auch interessiert nach Elsbeths Familie, nach ihrem Bruder, dessen Name er leider vergessen hatte, sowie nach dem Gutshof ihrer Eltern in Netzeband. Und sogar über ihre Verwandten im Westen wollte er Bescheid wissen. Onkel Paul erwähnte er nicht. Auch als Elsbeth entgegen der Abmachung mit Professor Anatoli T. kurz einflocht, dass ihr Bruder Johannes derzeit zufällig in der Enklave wäre und die Installation mehrer medizinischer Anlagen im neuen Krankenhaus überwachte, zeigte er keinerlei Interesse.

Stattdessen sagte er übergangslos mit einem schelmischen Schmunzeln: „Das war spannend gewesen, wie ich dich in meinem schwarzen Wolga heimbringen durfte! Du warst ja ganz schlimm aufgeregt und zappelig, wirklich rührend“.

Er hielt sie dabei immer noch genau so an den Oberarmen, wie bei der Begrüßung. Vielleicht tut er das ja bis in alle Ewigkeit, dachte Elsbeth, und sagte, „ja das war wirklich spannend gewesen! Und ich habe schrecklich geglüht, als ich ausgestiegen war und musste erst abkühlen und ein paar Mal um unseren Hof rennen bevor ich reingehen konnte.

Aber meine Leute guckten trotzdem komisch, ich spürte förmlich wie sie in die Luft schnupperten, um etwaige Fremdgerüche zu erschnüffeln…“

„Und haben sie mich gerochen? Dein Vater, oder deine Mutter? Haben sie die russischen Spermien geschnuppert diese empfindlichen deutschen Schnüffelnasen?“

„Hör auf Aljoscha, hör sofort auf damit, du weißt, dass ich das nicht mag…“

„Ich weiß Elsbeth“, sagte er sanft „und außerdem riechen wir ja immer viel stärker nach dir mein Schatz…das ganze Auto duftet wie das Paradies, nur nach dir und deiner Vagina…“

„Hör bitte sofort auf, sonst gehe ich wirklich, Aljoscha…“

„Ja, ja, ja – du empfindsames Seelchen, kann man so sagen bei euch“, sagte er und zog die sich zunehmend versteifende Elsbeth energisch, aber voll Freude und Lust an sich.

„Aber sag, warum stehen wir immer noch hier herum?“ meinte er plötzlich, als wäre er gerade zu sich gekommen.

„Ich bin vielleicht ein miserabler Gastgeber, du musst ja schon am Verdursten sein, meine Liebe?“

Aljoscha geleitete Elsbeth, mit ausgesuchter Höflichkeit weiter in sein weitläufiges Wohnzimmer, das eher einem dieser prächtigen Salons glich, die Elsbeth vor langer Zeit in einem Kinofilm gesehen hatte: die hellblauen Wände und die ungewöhnlich prächtige goldene Zimmerdecke, die sie so noch nie gesehen hatte, sorgten für eine eigenartige feierliche Atmosphäre im Raum, zumal die eine Wand in Richtung Meer als durchgehende Fensterfront die Abendsonne wie eine goldene Lichtflut nach hinten strömen ließ, wo auf einem wunderschönen Renaissancetisch zwischen etlichen prächtigen Blumensträußen gekühlter Krimsekt und ein üppiger Berg Austern auf Eis und Zitronenstücken von einem sehr jungen Mädchen, in der Aufmachung einer Krankenschwester, angeboten wurden. Aljoscha schien erstaunt sie zu sehen und bedeutete ihr durch eine unauffällige Handbewegung zu verschwinden.

Elsbeth war fassungslos, dass er sich trotz seiner Verletzung noch an diese große Leidenschaft von ihr erinnern konnte: Austern und Krimsekt, eine Kombination für die sie jederzeit bereit war, ihr schäbiges kleines Leben hinzugeben…Selbst der fiese Hugo hatte sie mit dieser Köstlichkeit immer wieder ködern können, wenn er sie nach seinen schäbigen, abartigen Schandtaten wieder gnädig stimmen wollte!

Während sie tranken, schlürften und fröhlich schmatzten,

wiederholte Elsbeth, wie überglücklich sie über seine letzte Botschaft in ihrem ‚versteckten Briefkasten’ beim Schinkeldenkmal in Neuruppin gewesen war, in der er das heutige Wiedersehen mit diesen traumhaften Austern und dem Krimsekt angekündigt hatte, und sie verstünde jetzt auch diese so genannte ‚Schlüpfrigkeit’ von der er darin gesprochen hatte, die sie zunächst aber, ehrlich gesagt, etwas mit Sorge erfüllt hätte…

Doch Aljoscha ging auch darauf nicht ein; dabei musste er ja wissen, welch eine außergewöhnliche Freude er ihr bereitet hatte!

Kurzzeitig wirkte er sogar desorientiert.

Aus seinem Gesicht sprach plötzlich große Sorge. Die schrägen Stirnfalten unterstrichen dies, als er sich zu Elsbeth beugte und ihr geheimnisvoll zuflüsterte, dass die Nachrichtenübermittlung über die versteckten Briefkästen bald nicht mehr funktionieren könnte, da Wladimir immer häufiger seine Botschaften abfangen würde…

„Wladimir soll das tun?“, fragte Elsbeth übertrieben erstaunt.

„Was?“

„Unsere geheimen Briefchen beim Schinkeldenkmal abfangen?“

„Ja!“

„Das kann ich mir nicht vorstellen…“

„Doch, doch, doch…“

„Wie kommst du denn darauf, Aljoscha?“

„Wie das klingt, wenn du Aljoscha sagst…“

„Komm zeig mir lieber deine schöne Wohnung“, sagte Elsbeth plötzlich, da sie das Gefühl hatte, dass er sich irgendwie gedanklich verhakt hatte.

„Welche Wohnung?“

„Na hier – komm lass uns auf den Balkon gehen.“

„Ja, wenn du unbedingt möchtest, gern?“

„Einen schönen Blick hast du hier – im Vergleich zu mir viel, viel mehr Garten und weniger Meer!“.

„Ach ich will die ‚Ostsee’ gar nicht so genau sehen, das erinnert mich sonst an unsere ekelhaften Fallschirmübungen von denen ich gar nichts mehr wissen will. Einmal wäre ich beinahe im Meer gelandet, bestimmt hatte da auch wieder jemand an meinem Fallschirm herumgefingert – vielleicht hatte ja Wladimir damals schon geübt…?“

„Sei doch nicht so bitter, Aljoscha“.

„Bin ich gar nicht, denn ich konnte dich ja gleich danach zum ersten Mal in mein Auto ziehen und meine kleine verschreckte ‚Libelle’ verführen, das hat mich für alles mehr als entschädigt“.

„Wenn du das so sagst Aljoscha, machst du mich wie damals verlegen; ich brauch jetzt dringend noch ein Schlückchen von deinem herrlichen Krimsekt…“.

„Ja hol ihn, ich komm mit dir. Sag hast du auch Hunger? Ich hab dir noch gar nichts zu essen angeboten. Du kommst doch direkt aus der Schule, oder?“

„Nein danke, ich will nur Sekt, nichts essen, komm mit mir“, sagte sie und versuchte ihn erst gar nicht an die köstlichen Austern zu erinnern.

Aljoscha warf noch einen Blick in den Garten, sagte, dass es hier wunderschön sei und starrte eine ganze Weile in die üppig blühenden Blumenrabatte. Elsbeth hakte sich sanft unter und führte ihn in den hell erleuchteten Wohnsalon zurück. Sie wollte unbedingt noch ein paar Schlückchen von diesem prickelnden Krimsekt; doch als sie zwei Gläser nachgefüllt hatte und zufällig ein paar Schritte neben den dunkelblauen Paravent getreten war, der sich geschmackvoll von der hellblauen, leicht abgeschrägten Rückwand abhob und unmittelbar hinter dem Renaissancetisch stand, sah sie plötzlich – ihr eigenes Bild ‚Ahorn und Seide’ vor sich! Umgeben von zwei weiteren Bildern mit einem obszönen, liegenden nackten Jüngling und einer drallen Mutter mit riesigem Hintern, die aufreizend einen Babymann an ihren übervollen Brüsten säugte. Mehrere kleine Scheinwerfer strahlten die Bilder an, da die abendliche Sonne hier nicht hinkam.

Diese Überraschung saß! Elsbeth hatte große Mühe mit ihren zitternden Händen die beiden Sektgläser zu halten…

Aljoscha spürte auch, dass sich schlagartig jede Faser ihres Körpers anspannte und sie sogar nach Luft rang da ihre Atmung jeden Rhythmus verloren hatte.

„Sag – sag, du hast tatsächlich mein – mein unmögliches Bild, tatsächlich…?“ presste sie stockend aus sich heraus und starrte ihn vollkommen entgeistert an, während Aljoscha ruhig lächelnd neben sie trat, kurz auf die angestrahlte Wand schaute, zu einem Schalter ging und alle Strahler abstellte.

Er sagte, die dumme Bedienstete hätte das Licht abzudrehen vergessen und versuchte Elsbeth durch ablenkende Fragen zum Sekt, zu beruhigen. Dann nahm er ihr ein Sektglas aus der Hand und trank es in einem Zug aus…

„Und jetzt du, Elsbeth…“

„Nein – ich kann das nicht!“

„Komm sei kein Frosch, mein Liebes, es ist doch so nett…“

„Nein…!“

Aljoschas Augen begann unruhig zu zucken und Elsbeth schien von Sekunde zu Sekunde aufsässiger zu werden.

„Ich will die Bilder noch einmal sehen“, sagte sie plötzlich ungewöhnlich harsch.

„Aber gern, liebste Elsbeth, kein Problem, ich hatte das Licht nur abgedreht, da ich glaubte, dass wir jetzt wieder auf dem Balkon weiter an unserem schönen Sekt trinken werden…“

„Nein“, sagte Elsbeth störrisch, „ich will die Bilder sehen und wissen, wer sie gemalt hat“!

„Nastrovje, Elsbeth, ich brauche noch einen Schluck!“

Aljoscha schenkte sich übermütig kräftig nach und vergoss dabei mehr als ein halbes Glas auf Tisch und Teppich, ohne, dass es ihn zu stören schien.

„Von wem sind die Bilder, sag es mir doch oder hast du das praktischer Weise auch vergessen…?“

„Ich hab gar nichts vergessen du – du dämliches Görchen oder wie man bei euch sagt“, nuschelte er während seine Halsschlagadern plötzlich ungewöhnlich dick anschwollen.

„Nastrovje“, rief er gepresst und trank auch das neue Glas in einem Zug aus.

Elsbeth fixierte ihn immer noch beharrlich mit ihrem kaum angefangenen Glas in der Hand, dessen Inhalt sie zum größten Teil auch über ihren komischen graubraunen Rock geschüttet hatte…

„Also von wem, ich kenn nur mein Bild und das hängt bei mir in der Klinik in Netzeband über dem Bett?“

„Natürlich, mein wertes Fräulein Kant – Nastrovje, oder Prost, wie man bei Ihnen sagen würde, Sie haben vollkommen recht…“, sagte Aljoscha mit einem listigen Lächeln…

„Von wem also, Aljoscha?“

„Nicht in diesem Befehlston, mein Mädchen…“

„Also dann – bitte von wem?“

„So hört sich das schon besser an, Nastrovje!“

„Aljoscha bitte…“

„Erwin!“

„Wie – von Karins Cousin Erwin?“

„Ja!“
„Nein!“
„Ja – auch dein Bild!“

„Nein, das gibt es nicht…“

„Doch, doch! Erwin malt alles… Erwin malt wie Gaugin, Erwin malt wie Chagall und Erwin malt wie die große Künstlerin Elsbeth Kant. Nastrovje…! Und Erwin malt sogar noch ein bisschen was dazu, wenn ihm danach ist…“

„Was soll das denn…?“

„Na komm ich zeig es dir“, sagte Aljoscha, fischte sich ein weiteres Glas Sekt und geleitete Elsbeth mit gespielter Beflissenheit hinter den Paravent; ein Handgriff zum Schalter und die Bilder sprangen Elsbeth im gleißenden Scheinwerferlicht wieder wie aufgeschreckte Katzen an…

„So – der nackte Knabe ist von Gaugin, wertes Fräulein, die geile stillende Mutter von Chagall und in der Mitte sehen wir das was von Aljoscha Wassily Sinjawski übriggeblieben war als eine gewisse Elsbeth Kant ihn ziemlich dilettantisch zu retten versucht hatte. Nastrovje!“

„Nastrovje“ wiederholte Elsbeth geistesabwesend.

„Und kann die große Künstlerin Elsbeth Kant ihren Segen zu dieser gelungenen Kopie geben?“

„Hm…“

„Die übrigens für deinen lieben Onkel Paul bestimmt war, ihn aber leider nicht mehr erreicht hat…“

„Onkel Paul? Und wieso nicht?“

„Weil er einen Unfall hatte der Arme…den er nicht überlebte. Aber hat man dir das nicht erzählt?“

„Nein…“

„Also so etwas – na dann ein extra ‚Prosit’ auf den verunglückten lieben Onkel Paul!“

Elsbeth ließ auch während Aljoschas Geplapper ihr Bild nicht aus den Augen. Wie eine Suchmaschine tasteten ihre zornigen Augen Zeile für Zeile ab. In der Mitte des Bildes dann ein Innehalten…

Aljoscha merkte worauf ihre Augen fokussierten.

„Das ist nicht von mir“, bellte sie giftig.

„Was ist nicht von dir?“

„Hier dieses ‚blaue W’ und das umgefallene ‚S’. Das muss Erwin dazugepinselt haben“.

„Gut beobachtet Madame Kant…Nastrovje!“ sagte er und holte mit großer Gelassenheit zwei neue Gläser Sekt.

„Und was soll das, warum hat er das gemacht?“

„Tja“, sagte Aljoscha und bot Elsbeth fürsorglich eines der frischen Gläser Sekt an, die nun auch dringend einer Stärkung bedurfte.

„Deine gute Freundin Karin hätte gewusst wessen Initialen das sind und dein lieber Onkel Paul offensichtlich auch, sonst hätte der kecke Erwin sie ihm ja nicht in sein Bild gemalt?“

„Und?“

„Und – und – und? Natürlich musste dann schnellstens dafür gesorgt werden, dass sich der viel zu neugierige Onkel Paul nicht verplappern konnte…“

Elsbeth fixierte auf einmal Aljoscha mit schreckensgeweiteten Augen und aufgerissenem Mund…

„Was du bist?“

Aljoscha nickte unmerklich und prostete ihr stumm zu.

„Und deine Hirnverletzung?“

„Hat es so nicht gegeben, mein Libellchen! Nastrovje!“

„Nastrovje – sagst du, du dreckiges Mörderschwein, du hinterhältige, verlogene Bestie, du bluttriefendes Ungeheuer…du – du…! So einen Abschaum habe ich all die Jahre geliebt, das ist ja unfassbar, einfach unfassbar…!“ brüllte es aus Elsbeth heraus und sie schleuderte mit unbändiger Wut und Enttäuschung ihr Sektglas auf ihr eigenes Bild, das gar nicht von ihr war und ging mit geballten Fäusten wie eine entfesselte Furie auf Aljoscha los, der von diesem eruptiven Wutausbruch zwar im ersten Moment überrumpelt war, dann aber sein Glas, während er Elsbeths Angriff abzuwehren versuchte, mit irritierendem Gelächter auch hinterher warf und in Fortführung dieser Handbewegung der tobenden Elsbeth vor ihm besänftigend zwischen die Beine zu greifen versuchte…

Doch die ‚rundumsichtige Libelle’, ahnte wohl diese früher praktizierte Zudringlichkeit, drückte blitzschnell ihren Unterleib weg, fasste sich vor den Augen des verblüfften Aljoschas selbst zwischen die Beine, zog gewandt, als hätte sie es hunderte Male geübt, ein Messer hervor und rammte es ihm ohne zu zögern mehrmals zwischen die Rippen…

Aber vielleicht war diese Attacke, ähnlich wie schon die vorgehenden gegen Dr. Hugo L., nicht energisch genug zu Ende gebracht worden, oder Aljoscha war zäher und wehrhafter als gedacht: denn als wenige Minuten später Johannes Kant nach mehrmaligem Klopfen mit einem Techniker den Raum betrat, um die Anschlussmöglichkeiten zur neuen Rechneranlage zu überprüfen, lagen seine Schwester und der ‚blutige Russe aus dem Wald’, den er sofort wieder erkannte, in einer riesigen gemeinsamen Blutlache und waren nicht mehr in der Lage ihre Gesichter ihm zuzuwenden…

                                                                             ENDE

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