Vorsicht vor großen Zahlen

Von ee
4Kommentare

Fast jeden Tag höre ich in den Nachrichten oder lese in der Zeitung irgendwelche Zahlen, die schon beim ersten Nachdenken unplausibel sind. Wahrscheinlich ist Nachdenken einfach nicht mehr populär (und Nachrechnen für viele Menschen eine ernstliche Hürde) und so kann es durchgehen, dass man durch das bloße Erwähnen großer Zahlen vermeintliche Kompetenz signalisiert.

Am Wochenende werden in der SZ (Seite 2) die Kosten der zwei Regierungssitze (Berlin-Bonn) zwar nicht beziffert, aber es wird erklärt, dass die Ministerien jährlich rund 750 Millionen Tonnen Aktenmaterial hin- und herschicken.

Klingt toll – aber warum fällt dem Schreiber nicht auf, dass das völlig unmöglich ist? Wir haben 80 Mio. Einwohner, also etwa 10 Tonnen Akten pro Einwohner, die hin- und hergeschickt werden sollten.  Und die Weltpapierverbrauch 2010 ist irgendwo zwischen 400 und 500 Mio Tonnen.

So wie ich von einem Journalisten erwarte, dass er sich um korrekte Rechtschreibung bemüht, sollte er sich meiner Meinung auch mit den Zahlen auseinandersetzen, wenn er schon meint,  sich mit vermeintlicher Genauigkeit höhere Glaubwürdigkeit „erkaufen“ zu können.

E2E

 

4 Antworten

  1. Lieber Edwin, Du hast sicher Recht. Obwohl ich unserer Bürokratie schon fast zutrauen würde, soviel Tonnen pro Mensch zu bewegen. Gruß aus Finnland und bis bald! Roland

  2. Man kann es auch anders ausdrücken. 1LKW kann etwa 20T Ladung transportieren. Das wären dann pro Jahr 37.500.000 LKWs zwischen Bonn und Berlin.

  3. Am Dienstag, den 21. Juni, wurde der Fehler in der SZ berichtigt. Die Millionen waren zu viel 🙂

    Aber ist schon peinlich …

  4. The Münchner Merkur, (which I occasionally read), reported world CO2 produced by aircraft as 660 tons per year. This was later corrected to 660 million tons per year.

    Perhaps I can mention a related topic. I generally trust Wikipedia, and find it reliable in scientific matters. I recently read in German about the Battle of the White Mountain (1620), which left Bohemia subject to Catholic monarchy for 300 years. The article stated that 13000 Protestant troops opposed 40000, and were defeated, despite their strong defensive position, due to a very vigorous religiously motivated attack. This seemed strange to me, so I read the more informative English version. Here the Protestants were 30000, while the Catholic forces had shrunk to about 27000. The Protestants were tired after a forced march.
    Incidentally, the long Czech and short French versions agree with each other with 21000 Protestants against 28000 Catholics.
    Of course one cannot expect historians to be as careful as scientists, but one might expect them to reach rough agreement about such an important battle.

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