Buchbesprechung: „The Greatest Show on Earth“ – „Die größte Schau der Welt“

Von cw
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Dies ist das vierte Buch von Richard Dawkins, das ich mit Freude gelesen habe (Das Buch ist noch nicht in Deutsch verfügbar).

Dawsins„Das egoistische Gen“ macht Schluss mit der weitverbreiteten Irrmeinung, dass genetische Evolution stattfindet um Lebewesen, Rassen und/oder Arten zu entwickeln. Das Buch macht deutlich, dass (nur) Gene am Werk sind, von denen jedes dazu neigt, sich selbst so intensiv wie möglich zu vervielfältigen. Oft, aber nicht immer, „nützt“ dies dem dazugehörigen Lebewesen, der Rasse oder/und der Art

„Der blinde Uhrmacher“ erklärt, wie es, im Gegensatz zur Meinung von Fred Hoyle,  möglich ist, dass solche komplexen Strukturen wie das menschliche Auge entstehen können.

„Der Gotteswahn“ zeigt, dass es keinen guten Grund gibt, an Gott zu glauben (obwohl zugegeben wird, dass Glaube möglicherweise zur Natur des Menschen gehört).

„Die größte Schau der Welt“ geht einen Schritt nach Hinten, weg von diesen schwierigen Themen, denn Dawkins musste zu seinem Leidwesen erkennen, wie wenig Leute an Evolution glauben. Die Beweise dafür, dass die Erde ein paar Milliarden Jahre alt ist und dass alle ihre Lebewesen sich allmählich im Laufe des überwiegenden Teils dieser Zeit entwickelt haben, sind erdrückend. Es gibt mehr Beweise dafür, als etwa dafür, dass die Erde keine Scheibe ist und kleiner als die Sonne ist. Ich vermute, dass mehr als die Hälfte aller naturwissenschaftlichen Erkenntnisse die Evolutionstheorie untermauern. Dawkins hebt hervor, dass das Wort „Theorie“ in zwei Bedeutungen verwendet wird. Man kann es entweder für eine Hypothese gebrauchen, oder für eine Tatsache, wie etwa die Evolutionstheorie.

Dawkins erklärt, dass Fossilienfunde nur ein kleiner Teil der Beweismenge sind und dass immer mehr „Glieder der Kette“ entdeckt werden – und es gab noch nicht einen einzigen Gegenbeweis (etwa den Fund eines eine Milliarden Jahre alten fossilen Kaninchens).

Dieses Buch war notwendig, weil 40% aller US-Amerikaner glauben, die Menschheit hätte sich nicht aus Tieren entwickelt, sondern sei von Gott innerhalb der letzten 10.000 Jahre geschaffen worden. Für Europa sehen die Zahlen etwas besser aus, aber das kann sich gut durch den amerikanischen Einfluss ändern. Es ist schwer, gegen Dollars Argumente zu finden.

Einige Prozentzahlen für Europäer, die glauben „die Menschheit entwickelte sich aus früheren Tierarten“ lauten folgendermaßen: Island 85%, Großbritannien 79%, Deutschland 69%, Griechenland 55%, Türkei 27%.
Die Prozentzahlen die verneinen das „frühe Menschen zur gleichen Zeit wie Dinosauriers lebten“:- Schweden 87%, Deutschland 80%, Großbritannien 64%, Rumänien 42%, Türkei 30%. Schauen die Briten zu viel „Familie Feuerstein“, oder meinen manche, dass Vögel Dinosauriers wären?

Dawkins erklärt, dass Entwicklung durch Zucht ganz schnell gehen kann, und dass dies nicht nur durch den Menschen angekurbelt wird. Beispielsweise „züchten“ Blumen die Insekten, die ihnen die Pollen bringen, und Insekten züchten die Blumen, die sie für Nektar brauchen. So gibt es eine Verschmelzung zwischen „natürlicher“ und „unnatürlicher“ Auswahl.

Er erklärt, warum wir wissen, dass die Erde (wie auch das Leben auf der Erde) einige Milliarden Jahre alt ist. Er erklärt den Kontinentaldrift. Erstaunlich viele Leute glauben  an diese Verschiebung, und trotzdem glauben dass sie nach Noahs Flut passiert sei. (Ich denke, das liegt daran, dass Leute, als sie jung waren, den Globus angesehen haben und gemerkt haben, wie gut die Küsten von Afrika und Südamerika aneinander passen

Er erklärt, dass Kreationisten ständig darauf hinweisen, dass fossile „Zwischenglieder“ angeblich fehlen, wo doch ziemlich viele inzwischen gefunden wurden. Interessanterweise wurden schon etliche „menschliche“ Überreste gefunden, aber bisher hat noch keiner solche Überreste von Schimpansen oder Gorillas gefunden. Anscheinend ist der Lebensraum von „Affen“ nicht geeignet, Fossilien zu bilden. Ich weiß nicht, warum Dawkins annimmt, der gemeinsame Vorfahr von Schimpansen und Menschen sei wie ein Schimpanse gelaufen. Die frühesten relevanten Funde waren älter als auf dem halben Weg zwischen Menschen und diesem Tier, aber die waren ziemlich gut an den aufrechten Gang angepasst

Er erklärt, dass das Leben jedes multi-zellularen Lebewesens mit einer einzigen Zelle beginnt.  Er bringt auch den alten Scherz, dass, wenn ein menschliches Wesen innerhalb von neun Monaten aus einer einzigen Zelle entstehen kann, es nicht schwierig sein sollte, sich die Entwicklung der Gattung innerhalb von Milliarden von Jahren aus einer einzige Zelle vorzustellen.

Erwähnt habe ich oben etwa die Hälfte der Themen, die er abhandelt als Beweis für die Evolutionstheorie. Dies geschieht mit seinen (britischen) stilistischen Leichtigkeit und Eifrigkeit. Er ist sehr unglücklich darüber, dass es leichter ist, mit irgendeiner verrückten Religion eine Steuerbefreiung zu bekommen, als für die Verbreitung von naturwissenschaftlichen Fakten die Anerkennung als Stiftung zu erhalten. Man hat von ihm den Beweis dafür verlangt, dass diese Verbreitung von Fakten wohltätigen Zwecken dient!

Er hat vermutlich das Buch für Menschen geschrieben, die mit Kreationisten diskutieren müssen. Von den Kreationisten selbst kann er kaum erwarten, dass sie es lesen. Trotzdem drängt sich mir der Verdacht auf, dass sein Herzblut nicht in diese Sache geflossen ist! Mir scheint, dass er allmählich verzweifelt angesichts der allgemein herrschenden Unwissenheit auf naturwissenschaftlichem Gebiet und des Aberglaubens, die in den reichen Ländern und auf der ganzen Welt vorherrschen. Zum ersten Mal fand ich winzige Ausrutscher in seiner Logik, wenn auch nur einen pro hundert Seiten!

Ich glaube, er hat nicht lange genug nachgedacht, als er versuchte, gegen Wendy Wright von CWA zu argumentieren. Er riet ihr, sich in Fossilienmuseen umzusehen. Aber für einen Nicht-Naturwissenschaftler sind diese Knochen keine sehr überzeugenden Glieder der Entwicklungskette.  Und sie müsste ziemlich viel reisen, um viele Affen-Menschen-Fossilien zu sehen. Sie fragte ihn, warum es für ihn so wichtig sei, an die Evolution des Menschen zu glauben. Wäre es nicht besser, wenn er stattdessen mal die wunderbaren Gemeinschaften ansehen würde, die gottesfürchtige Menschen erschaffen haben? (Ich glaube, dabei denkt sie an die USA).

Dawkins erwiderte, dass Evolution keine Glaubensangelegenheit ist, sondern Tatsache. Da unterläuft ihm ein grober Fehler. Sie ist nämlich eine Angelegenheit von Glauben an die Methoden und Kultur der Naturwissenschaften. Ms. Wright ist eindeutig eher geneigt, Predigern zu glauben, als Wissenschaftlern. Dawkins sollte ein weiteres Buch schreiben über die Kultur und Errungenschaften der Naturwissenschaften und diese denen der Religion gegenüberstellen.

Ein paar der dazugehörigen Argumente hat er schon in „Der Gotteswahn“ gebracht. Beispielsweise gibt es Statistiken, die zeigen, dass Religion die Menschen nicht besser macht. Aber er hat noch nicht genug darüber geschrieben, wie naturwissenschaftliche Erkenntnisse bewiesen haben, was sie für normale Menschen leisten können, etwa in der Medizin, bei Telefon, Fernsehen, Motoren, etc. Im Gegenzug heißt es „du sollst nicht töten“. Da drängt sich die Frage auf, warum so viele „gottesfürchtige“ Amerikaner unbedingt Waffen tragen wollen.

(Der Name der Dame erinnert mich an einen dummen Witz. Männer suchen oft jahrelang nach „Miss Right“, aber nach der Hochzeit merken sie erst, dass ihr Vorname „Immer“ lautet).

cw
(Übersetzt von EG)

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