Wikipedia #9 – 10 Jahre

Wissen ist ein flüchtiges Gut. Zurzeit wächst es in nie da gewesenem Tempo. Also muss man es festhalten und aufschreiben, so gut es geht. Wie könnte das besser geschehen als auf demokratisch und freie Art und Weise, als ein riesiges Open Source Projekt.

Solche oder ähnliche Überlegungen könnte Jimmy Wales angestellt haben, als er gemeinsam mit Freunden basierend auf den Erfahrungen eines Vorgängerprojekts Wikipedia aus der Taufe hob. Ich glaube nicht, dass Jimmy Wales und Kollegen sich damals auch nur annähernd den Erfolg ihrer Idee vorstellen konnten.

In diesem Jahr wird Wikipedia 10 Jahre alt. Dementsprechend wurde Wikipedia in allen Medien ausführlich gewürdigt. Selten zuvor habe ich soviel zu Wikipedia gelesen wie an diesem Wochenende. Die meisten Artikel waren gut recherchiert, es stand manches Richtiges und Vernünftiges, aber auch falsches drin.

Des öfters habe ich gelesen, wie schwer es ist, an Wikipedia als Neuer teilzunehmen, nicht zuletzt weil die „Platzhirsche“ das Territorium besetzt hätten.

Mir haben Hinweise gefehlt, wie anspruchsvoll, schwierig und zeitaufwändig die Arbeit eines „Enzyklopädisten“ ist. Ich persönlich stelle sie noch höher als anspruchsvolle Systemprogrammierung. Und wenn ein Mensch bei so etwas mitwirken will, dann kann er einfach nicht ohne Einarbeitung und besondere Erfahrung starten und von heute auf morgen an Artikeln rumbasteln oder gar Neue schreiben.

Er braucht eine Ausbildung, genauso wie im Beispiel der Informatiker und muss genau über das Projekt, an dem er teilnimmt, Bescheid wissen. Und das braucht Zeit und viel Fleiß. Es sind nicht so sehr die „Platzhirsche“, die das Teilnehmen erschweren, sondern die anspruchsvolle Arbeit an einem komplexen Wissensprojekt.

Natürlich wissen das die Menschen, die bei Wikipedia mitmachen. Deshalb gibt es in Wikipedia ein starkes Mentorenprogramm. Viele erfahrene „Wikipedianer“ (eine bei Wikipedia nicht immer beliebte Bezeichnung) unterstützen das Mentorenprogramm genauso ehrenamtlich wie den Rest und helfen so durch ganz persönliche Mentorenarbeit den „Newbies“ zu einem effizienten und an Reibung armen Einstieg.

Leider habe ich in keinem der aktuellen Artikel zu „10 Jahre Wikipedia“ etwas Mutmachendes wie das Mentorenprogramm gefunden.

Genauso habe ich vermisst, klar zu machen, dass Wikipedia eigentlich das für alle Internet-Teilnehmer sichtbare und erlebbare Open Source Projekt ist. Und wie wichtig Open Source Projekte sind!

Ähnliche erfolgreiche Unternehmen in der Wikipedia-Generation sind Ebay oder Google. Die sind aber nicht frei und demokratisch, sondern werden milliardenschwer gehandelt. Wie schön wäre es, wenn ein Google demokratisch und frei – und durch freiwillige Nutzerspenden finanziert werden würde. Dann wäre der Erfolgsslogan „Don’t be evil“ vielleicht einzuhalten. Eine Illusion?

Die neue Unternehmensgeneration der Facebooks und Twitter ist übrigens erst 5 Jahre alt. Und auch da gibt es keine Freiheit, Demokratie und auch kein „Don’t be evil“. Da gibt es nur eines – Kohle machen!

Wäre schade, wenn die Zeit von Open Source vorbei wäre. Deshalb: Unterstützt die lebendigen Open Source Projekte, allen voran Wikipedia. Durch Spenden und Mitarbeit. Und bedenkt bei der Mitarbeit, dass dies anspruchsvolle Themen sind, die einen klugen Einstieg erfordern.

Also nicht Jammern, weil es schwierig ist, sondern weil es eben schwierig ist, einen intelligenten Einstieg wählen.

RMD

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