Warum das Verbot von Glühlampen nicht besonders hilfreich ist …

In meinem Artikel zu den kurzen Jeans wollte ich zynisch auf die fehlende Ausrichtung dieses Gesetzes hinweisen. Mit einer singulären Maßnahme soll der Stromverbrauch gesenkt werden, obwohl ein integriertes Konzept angesagt wäre. Ich versuche jetzt seriös zu argumentieren, warum dieses Gesetz doch stark unter-optimal ist, Handlungsfähigkeit vortäuscht aber nur Handlungsunfähigkeit vertuscht.

Hier meine Argumente:

Der Anteil der für die Erzeugung von künstlichen Licht eingesetzten Energie ist im Verhältnis zu anderen Kategorien wie z.B. Luftfahrt oder Schifffahrt gering. Auch beim Stromverbrauch insgesamt hält er sich in Grenzen.

Hier gibt es beliebig viele Verschwender. Milliarden Ladeteile oder Transformatoren sind dauernd am Netz (man denke nur an Handies und Telefone). Geräte aller Art sind 24 Stunden im Standby (Man denke nur an die IT oder den Fernseher, die elektrischen Uhren, analoge und digitale Radios …) und in den Kellern stehen vergessen kaum genutzte Kühltruhen. Unnötige Stromverbraucher wie Klimaanlagen werden fleißig in gemäßigten Zonen betrieben oder zur Erzeugung von Wärme oder Erhitzung von Wasser usw.  eingesetzt. Und um da überall einzugreifen, bräuchte man noch viele Gesetze. Aber man verbietet nur die Glühbirnen.

Aber auch der Stromanteil, der für die Erzeugung von Licht verwendet wird, ist hinterfragbar. Wie viele Räume und Landschaften werden nachts völlig sinnlos beleuchtet? Wie oft bleiben die Lichter in nicht benutzten Räumen an? Das erlebe ich nicht nur in unserer Firma und ich bin verblüfft, dass es keinen interessiert.

Dazu kommt, dass in vielen Einsatzsituationen Energiesparlampen keinen Vorteil bringen. Wenn Lampen oft ausgeschaltet werden, sinkt die Lebensdauer. Die angegebenen Laufzeiten sind in der Regel nicht richtig. Und wahrscheinlich fördert der Einsatz von Energiesparlampen den sparsamen Umgang nicht – es „kostet ja nichts mehr“.

Manche unken, dass das Gesetz vor allem für die Produzenten von Lampen gemacht wurde. Aber auch hier wird wieder ein typischer Fehler gemacht. Sicher werden sich die Hersteller von Leuchtmittel einen gewissen Zeitraum sowohl durch das Hamstern der alten Technologie wie durch die Umstellung auf die neue Technologie einer erhöhten Nachfrage erfreuen. Die wird aber dann auch wieder verpuffen. Und wenn Energie doch knapp wird, ist der Absturz um so schlimmer.

Wirksamer als viele Gesetze mit Detailverboten sind meines Erachtens höhere Preise für Energie und ein konsequenter Handel mit Emissionsrechten. Der Handel mit solchen Papieren führt jetzt schon zur Erfolgen, z.B. bei der Ablösung von energiefressenden Kühlschränken in Entwicklungsländern.

Und höhere Preise wären bei Elektrizität mehr als notwendig und gerechtfertigt. Der heutige Strompreis enthält immer noch nicht in ausreichendem Umfang die Kosten zum Beispiel für die durch die Verstromung von Kohle entstandenen und entstehenden Folgen oder die zu erwartenden Aufwände für eine Lagerung der radioaktiven Abfälle! Die einfache Endlagerung im Salzstock nach dem Muster einer klassischen (konventionellen) Müllkippe wird sich nicht bewähren.

Und die Sanierung des zum Teil auch in Europa maroden Leitungsnetzes ist im Preis auch nicht enthalten, gar nicht zum Reden vom Aufbau eines wirklich stromsparenden Hochleitungs-Gleichstrom-Netzes. Oder gar von Riesenprojekten wie Desertec.

So ist und bleibt das Gesetz (nicht einmal) eine „halbe Sache“, obwohl man langsam „ganze Sachen“ machen müsste. Mit dem Verbot von Glühbirnen „zäumt man das Pferd mal wieder von hinten auf“.

RMD

P.S.
Den „Edwinschen Gedanken„, dass Glühbirnen Wärme erzeugen und deshalb im Winter (wenn sie am meisten brennen) helfen könnten Heizkosten zu sparen, wage ich hier gar nicht zu erwähnen.

5 Antworten

  1. Hallo,
    endlich mal ein Artikel der sachliche Argumente hervorbringt! Trotzdem möchte ich widersprechen:

    1. Es kann doch kein Argument sein, dass bei der Beleuchtung nicht gespart werden soll, weil andere Bereiche (Luftfahrt, Schifffahrt, Stand-by-Geräte) noch schlimmer sind. Natürlich muss auch dort gehandelt werden. Aber bei der Beleuchtung geht es um wahnwitzige 80 Prozent Verschwendung. Beim Auto wäre das so, als ob 15-Liter-Geländewagen nur noch drei Liter verbrauchen würden. Wenn es der Politik nicht einmal gelingt sich bei solchen eindeutigen Verbesserungen für alle Seiten durchzusetzen, wie sollen dann die vergleichsweise geringen Verbesserungen in anderen Bereichen umgesetzt werden?

    2. Es gibt längst schaltfeste Energiesparlampen mit einer langen Lebensdauer. Wer die billigsten China-Lampen von der Supermarktkasse nimmt, erlebt damit leider häufig einen Reinfall. Stiftung Warentest hat aber mehrere Tests veröffentlicht, einfach mal auf http://www.test.de suchen. Der Bericht von 2006 ist kostenlos, von 2008 kostet noch etwas (Tipp: Osram und Megaman schneiden meist ganz gut ab).

    3. Die „große Lösung“ des Emissionshandels für alle Energie-Probleme wäre natürlich schön. Aber leider funktioniert der Emissionshandel immer noch nicht gut, zudem müssen die vorgesehenen Einsparung auch irgendwoher kommen. Während die Industrie auf höhere Kosten reagiert, sind die meisten Privatleute offenbar nicht in der Lage auszurechnen, dass man die Anschaffungskosten für eine Energiesparlampen schon nach einem, spätestens zwei Jahr an Stromkosten spart.

  2. Ich kann dem Florian im Kommentar 2 nur zu stimmen, obwohl er mir widerspricht :-). Mit den Tests ist es aber so eine Sache. Im Brandeins Juli 2009 ab Seite 20 ist auch ein Bericht, der sich u.a. auf „Öko-Test“ bezieht.

    Da sieht es dann nicht so gut aus, wohl weil die Lampen unter eher realistischen Einsatzszenarios geprüft worden sind. Hier der Link http://bit.ly/11002P – sehr interessant zu lesen, der Artikel beschreibt das Problem sehr vielschichtig.

  3. Lieber Roland, Dein Artikel ist wirklich wunderbar schlüssig der Sache gewidmet und Florian erweitert ihn um ebenso schlüssige Ergänzungen und jetzt komme ich wieder mit einem ideologischen Rundumschlag. Eine Disziplin, die verzweifelt um ihre wissenschaftliche Reputation kämpft, die Wirtschaftswissenschaften, haben ihr jahrhundertlanges Leitbild, den „Homo Ökonomicus“ endgültig verabschiedet (der hätte Sachlichkeit erlaubt) und wendet sich nun mit Grausen einem „Homo Irrationalicus“ (oder wie der korrekt heißt) zu, der sie immer näher ans Feuilleton rückt. Wir werden nie rational unser Licht ein- und ausschalten.

  4. Moin moin Detlev Six,
    die Wirtschaftswissenschaften haben sich, soweit ich das mitbekommen habe, noch nicht vom Homo Oeconomicus verabschiedet. Zumindest in der VWL ist er noch das vorherrschende Modell. Daneben mag es die behavioral economics geben, die etwas komplexer strukturierte Menschen annehmen, aber die sind doch noch eher eine Randerscheinung.
    So siehts jedenfalls aktuell in der Lehre aus.

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