Aufgepasst: Heute schreibe ich mal NICHT über Biophilie!
Obwohl es letzten Endes wieder um Biophilie gehen wird.
Tatsächlich habe ich in den letzten Beiträgen (posts) in IF-Blog.de viel über Biophilie geschrieben. Das lag daran, dass ich mich in der letzen Zeit besonders mit unserem biophilen Lesebuch Vom glückendem Leben und dessen Texte und Inhalte beschäftigt habe. Und natürlich auch mit der Hinterlassenschaft von Rupert Lay, die wir in seinem Hörbuch vom „Kerker“ veröffentlicht haben.
Heute aber beschäftige ich mich wieder mit Unternehmen, Unternehmertum, Gründern und Startups etc.
Und halte ein Plädoyer für die UTOPIE!
Bei UTOPIE denke ich an wichtige Begriffe wie Freiheit, Frieden, Liebe und Demokratie. Jeder einzelne dieser vier Begriffe ist ja für sich alleine schon eine schöne Utopie. Und alle zusammen beschreiben notwendige Bedingungen für die Entwicklung einer biophilen Zukunft. Vielleicht sind die vier gemeinsam sogar fast hinreichend, um uns eine glückende Zukunft zu garantieren.
Mein Freund Jolly macht ab 12. September eine Ausstellung genau zu diesen Themen. Ich weiß, dass dies Teil seiner schönen Utopie ist, die er vermitteln will.
Bei Utopien hilft das folgende Beispiel.
McDonald’s Schnellrestaurant
Die amerikanische Fastfood-Kette ist zweifelsfrei ein kommerziell und gesellschaftlich sehr erfolgreiches Unternehmen. Das sich schon ganz schön lange erfolgreich auf dem Markt hält und diesen geprägt hat. Deren traditionelle Markenbotschaft beruht auf einer schönen aber oft nur schwer zu realisierenden Utopie.
Es geht um das Bild einer glücklichen Familie. Zwei Elternteile umringt von 2 – 3 jungen Kindern strahlen, alle 5 Menschen (und Menschlein) scheinen glücklich zu sein. Eine Utopie, die sich nach meiner persönlichen Erfahrung als Kind in einer Familie leider nur sehr selten realisiert hat.
Meine Eltern haben sich zu Hause oft gestritten und damit auch schöne Erlebnisse ruiniert. Später – auch in anderen Ländern habe ich das anders wahrgenommen. So erinnere ich mich an einen Ausflug zum Taj Mahal (indische Ausflugsstätte besonder für Familien). Dort waren viele indische Familien, die alle vor Glück nur so zu strahlen schienen. Besonders die Kinder. Obwohl es heiß und staubig war.
Ich habe mein Erlebnis mitAsiaten (Indern und Chinesen) geteilt. Die haben sich darüber nicht gewundert, und mir ihr angelerntes Vorteil erzählt: „Deutschland, das ist doch das Land, in dem man die Kinder schlägt?“
Damals musste ich an Kinderausflüge in Bayern zum Beispiel nach Neuschwanstein oder Konstanz am Bodensee denken, die ja Freude machen sollten. Aber an denen in der Familie die schlechte Laune vor herrschte.
Mac Donald wurde im Kapitalismus groß. Da realisierte sich dann die Utopie der „Glücklichen Familie“ im Fastfood-Erlebnis und dem Hamburger als Glück verursachende Angebote (und so auch in hohen Umsätzen mit guten Ergebnissen).
So funktionieren nach meiner Meinung alle start ups. In unserer kapitalistischen Welt geht es darum, schöne Utopien in gewinnträchtige Konzepte und Geschäfte zu transformieren.
Man startet mit einer schönen Utopie (die sehr unterschiedlich sein kann). Dann kommen der Geschäftsplan und der kaufmännischer Druck. Aus Idealisten werden Realisten. Erfolgreiche Firmen bieten dann Produkte, die mit der ursprünglichen Utopie eigentlich nichts mehr zu tun haben, aber sich dank dieser gut verkaufen lassen.
Bei InterFace war es ähnlich.
Die ursprüngliche Idee war, eine „humane Schreibmaschine“ zu bauen, die den Menschen Mühsam und Pein der mechanischen (und auch elektrischen) Schreibmaschine ersparen sollte. Diese sollte sich auch gleich mit elektronischen (digitalen) Karteikästen und Kommunikationssystemen integrieren lassen.
So entstanden damals HIT & CLOU, die zu wichtigen digitalen Büro-Systemen auf UNIX mit automatischer Generierung von Dokumenten in Unternehmen und Administrationen (Behörden – eGovernment) werden und uns so viel Umsatz, Gewinn und Arbeit(-splätze) bescheren sollte.
Wir haben dann noch an verschieden schönen Utopien gearbeitet. Die teuerste davon war Magic Hit, der durch die Einführung von Dokumentklassen, Kommunikation weiter vereinfachen und digitalisierbar machen sollte. Leider hat dieses Projekt seine „kaptitalistische Transformation“ nicht geschafft, obwohl wir damals ein technisches Highlight realisiert hatten.
Es gab weitere Ansätze von Utopie
Die wir später in unserem IF-Lab entwickelten.
Ich erinnere mich an ein System, genannt die „Time Wall“. Das war ein digitales System, das die interaktive Darstellung geschichtlicher Abläufe in Multimedia revolutionieren hat. Wir haben es nur für die Darstellung der InterFace-Geschichte 1984 bis 2014 genutzt, die kapitalistische Umsetzung in ein Produkt gelang hier auch nicht, bzw. wurde aus kaufmännischen und unternehmerischen Gründen verworfen.
Genau so ging es einem auch im IF-Lab gemeinsam mit Wolf Helze entwickelten Werkzeuges für die Mischung von Bildern. Das Werkzeug konnte (sehr) vielen Bilder von Menschen zu einem Menschenbild integrieren. Das Ergebnis kann man im folgenden Video mit dem Foto-Künstler Wolf Nkole Helze Und ich bin ein Teil von … sehen.
Auch mit vielen neuen Technologien haben wir uns im IF-Lab geschäftigt, zu Beispiel Bewegungssteuerung in Benutzeroberflächen. Unser Mitarbeiter im IF-Lab Johannes Schmidt hat dazu im IF-Forum berichtet. Dieses Projekt ist aber früh gescheitert, weil wir damals schon mal gar keine Utopie dazu gefunden hatten (außer bei Spielen, aber das war nicht so unser Ding).
Leider fehlen mir heute die Utopien, nicht nur bei InterFace, sondern vielerorts in unserer Gesellschaft. Das erscheint mir fast unglaublich im Zeitalter von KI / AI, ist aber wohl so 🙂 .
Zu den Zukunft Themen Freiheit, Frieden, Demokratie macht Jolly noch dieses Jahr eine Ausstellung in Berlin. In unserem Podcast FRIEDEN (Ideen von Frieden) habe ich mit ihm in der Folge ANSTÖSSE über seine Utopie gesprochen. Und bin insofern Teil der Teil dieser geworden, weil er auf der jeden Freitag eine Veranstaltung (performances) plant. Eine davon soll eine life-Aufnahme eine neuen Folge unseres podcasts werden. Unser Thema soll dann „BIOPHILIE“ sein.
Man sieht: Auch Menschen brauchen ihre Utopien. Genauso wie Unternehmen. Es tut gut, wenn man eine findet und dann behält. Und noch schöner ist es, wenn man sie realisieren kann.
Dabei ist es gleich, wie man die Utopie nennt. Ob man von einer Vision oder einem Traum sprich. Und man muss sie nur in die kaufmännische Realität hinein abbilden und realisieren können. Aber ohne eine wenig Utopie, Vision und Traum wird es schwierig! Wenn zu den Utopien, Visionen, Träumen … dann noch das Urvertrauen dazukommt, das man vielleicht als kleines Kind geschenkt bekommen hat, dann können scheinbar unmögliche Dinge passieren und wahr werden.
RMD
P.S.
Beide Bilder, das Titelbild wie das Bild in der Ankündigung zur Veranstaltung, sind von Jolly Kujappu. Ich danke ihm für die Erlaubnis zur Veröffentlichung!
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