„Kinder, geht ins Ausland!“

Nach dem Abitur ist ein längerer Aufenthalt im Ausland ein Muss. Am besten wäre es, ein Semester im Austausch zu studieren. Nur dann wäre man den Anforderungen als Manager oder Unternehmer in einer globalisierten Welt gewachsen.

Diese und ähnliche Empfehlungen höre ich bei Veranstaltungen von „erfahrenen Managern“ für junge Menschen. Mir sind sie ein wenig zu einseitig. Bei einem Aufenthalt im Ausland für junge Menschen geht es nicht darum, dass sie bessere Manager werden. Vielmehr sollen sie dabei Lebenserfahrung sammeln und ein wenig weiser werden. Das schadet natürlich auch dem späteren Manager nicht..

Ich finde es toll, wenn man früh und oft als Mensch ins Ausland darf. Gerne auch mal für einen längeren Lebensabschnitt. Man sollte dann möglichst „richtig“ in das Leben und die Kultur des anderen Landes „eintauchen“.

Eine reine Ghetto-Situation, wie sie im beruflichen Umwelt bei Auslandsaufenthalten nur zu oft vorkommt oder auch beim Kurzurlaub in den Robinson Clubs dieser Welt, ist da ein wenig unter optimal. Auch, wenn sie ein paar Monate dauert.

Ich selbst hatte das Glück, schon ziemlich jung dank eines „Austauschprogramms für Eisenbahnkinder“ für einen längeren Zeitraum in einer französischen Familie leben zu dürfen. Viel Neues – Schönes und nicht so Schönes – hat mich dort erwartet. Und ich habe Frankreich und seine Menschen kennen und schätzen gelernt.

Ich habe aber auch die Erfahrung gemacht, dass viele Menschen mich als Deutschen gar nicht mochten. Ab und zu war ich doch der böse „Boche“, denn der 2. Weltkrieg war damals noch keine 20 Jahre her und die Wunden des Krieges noch nicht vernarbt.

Das wichtigste, was ich damals gelernt habe, war die mir entgegengebrachte Toleranz zu schätzen und selbst ein wenig toleranter zu werden. Ich habe verstanden, dass Menschen anderer Nationen und Kulturen anders sind, anders denken und auch handeln. Und dass es ganz verschiedene „Sozialitäten“ gibt.

Das  singuläre Eintauchen in ein fremdes Land bei fremden Menschen ist das wahre Lernen von Multikultur. Es hat nichts zu tun mit der im Jetset-Zeitalter von smarten „young executives“ lässig zur Schau gestellten „globalen Dorf“-Souveranität.

RMD

P.S.
Ich bin auch heute noch gerne – mittlerweile vorzugsweise mit dem Fahrrad – in fremden Ländern unterwegs. Und erlebe so den ganz nahen Kontakt mit radikal anderen Kulturen und Menschen, die oft so grundsätzlich andere Probleme haben.

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