Feindseligkeit

Bei Begegnung mit anderen Menschen leide ich gelegentlich an deren Feindseligkeit. Und fühle mich ungerecht behandelt. Wie kann ich damit umgehen? Ohne Schaden für mich und meine Mitmenschen?

Wir leben im Wohlstand. Können uns (fast) alles leisten und wissen (fast) auf jede Bedrohung eine Antwort. Wir sind frei und kennen keine Grenzen. Wir meinem, dass wir uns alles leisten können und dass das in Ordnung so ist.

Die gebratenen Hühner fliegen uns sprichwörtlich ins Maul. Wir haben eine tolle Infrastruktur. Uns Hauptprobleme sind unterschiedlich: Wie können wir die Zeit am angenehmsten verbringen. Wie wahren wir unseren Besitzstand? Wie erhöhen wir unsere Sicherheit?

Gerade in Mitteleuropa leben wir in einem Paradies. Eigentlich müssten wir alle glücklich und zufrieden sein. Trotzdem nehme ich ein großes Maß von Feindseligkeit wahr. Je besser es den Menschen geht, desto unglücklicher, unzufriedener und feindseliger scheinen sie zu werden.

Die Feindseligkeit begegnet uns überall: Im trauten Heim wie im Job, auf dem Radweg wie auf der Straße. Sogar beim Einkaufen! Die Frau an der Kasse guckt böse und der Verkäufer wimmelt mich unwirsch ab! Mein ungeschicktes Verhalten wird am Regal wird mit bösen Blicken und Gesten bestraft. Und wenn ich in der Kneipe meine Bestellung nicht präzise und schnell aufgebe, dann reagiert die Bedienung geladen. Wenn Blicke töten könnten.

Die Natur ist da auch dabei. Mal quält mich auf dem Fahrrad der Eisregen. Die Sonne verbrennt mir am Mittag den Schädel. Im Bett läßt mich der Mond um Mitternacht nicht schlafen oder es belästigt mich die Morgensonne schon am frühen Morgen um sechs.

Die Feindseligkeit triffft uns auch aus dem Fernseher und Internet. Mal sind es schlechte Nachrichten, die uns fertigmachen, wie aktuell der Wirecard-Skandal (der übrigens vorhersehbar war) oder die Missstände in den Schlachthöfen (die auch jedem klar sein mussten).

Oder es sind die Gesichter, die uns aus dem Zoom- oder Teams-Fenster missmutig oder vorwurfsvoll anschauen. Oft denke ich mir, dass die Zeiten des Telefons besser waren – da mußte ich nur den vorwurfsvollen Keifton aus dem Hörer ertragen.

Videokonferenzen sind besonders schwierig. Da fehlt eine wichtige Dimension der Kommunikation, so bin ich mir oft unsicher, wie der andere wirklich drauf ist. Sind die Frauen und Männer auf dem Bildschirm wirklich so schlecht gelaunt, wie es aussieht? Oder liegt es nur daran, dass sie mich nicht mögen. Weil ich mal wieder völlig unnötige Problem mache? Oder ist es nur die perverse Installation und Situation im Home Office? Den ganzen Tag vor einem Bildschirm sitzend kommunizieren müssen ist ja wirklich keine artgerechte Haltung für ein Säugetier.

Die Frage ist sicher auch zu stellen, wieviel der Feindseligkeit tatsächlich real und wieviel nur eingebildet ist. Einbildung ist auch eine Bildung, sagt bekanntlich der Volksmund. Es könnte auch sein, dass manchen Menschen mehr und anderen weniger Feindseligkeit entgegen gebracht wird. Aus völlig unterschiedlichen Gründen.

Aber darum geht es mit in diesem Artikel nicht. Mich bewegt die Frage, wie ich mit Feindseligkeit umgehe?

Die menschlich erste Reaktion ist sicherlich, Feindseligkeit mit Feindseligkeit zu beantworten. So kommen bei mir negative Gefühle auf. Am liebsten würde ich zurück brüllen: „Leck mich am A…. !“

Dazu bin ich aber zu gut zivilisiert worden. Und die Ratio legt auch fest, dass das ja die Feindseligkeiten eskalieren und leicht eine sich selbst verstärkende Spirale begründen könnte.

So setzt die Reaktion ein: Ich zieh mich zurück und ignoriere das einfach. Im Sinne des großen Karl Valentin, der gesagt hat: „Des ignoriern ma net amoi!“ Dann müsste ich aber ganz schön viel ignorieren – und so richtig hilft das auch nicht weiter.

Ich meine, dass Freundlichkeit – das Gegenteil von Feindseligkeit – die richtigen Methode, Feindseligkeit zu begegnen. Wie soll das gehen? Ich meine, mit Gelassenheit und Güte. Gelassenheit brauche ich, um aus dem Frust der Feindseligkeit erst mal wieder herauszukommen. Und Güte hilft, die Gelassenheit zu erreichen. Denn nur wenn ich verstehe, dass der „feindselige“ ja einen Grund hat, so schlecht gelaunt zu sein. Für den er gar nichts kann.

Ich habe es ausprobiert: In den meisten Fällen hilft diese Methode. Und nach ein paar Kommunikationsschritten fängt auch der Feindseligste an zu lächeln. Sogar im Videostream.

RMD

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