Lange Jahre habe ich geglaubt, dass Entscheiden ganz einfach sein muss – obwohl es mir oft so schwer fällt. Ich bin der alten Manager-Lehre gefolgt, dass man „Informationen sammeln und bewerten und auf dieser Basis dann entscheiden“ müsse. Und weil ich gute Entscheidungen treffen wollte, habe ich fleißig und gewissenhaft gesammelt und bewertet. Und je mehr Informationen und Bewertungen ich hatte, desto „klüger“ wurde ich – und desto schwieriger fiel mir die Entscheidung.
Dann habe ich über Kopf- und Bauchentscheidungen nachgedacht und konnte mich nicht entscheiden, welche Art die bessere wäre. Exzellent vorbereitete und mit vielen Zahlen und aufwändigen Studien vorbereitete Entscheidungen erwiesen sich als falsch, bis heute habe ich manchmal noch keine Erklärung gefunden, warum manches so gut durchdachtes nicht funktioniert hat.
Bis ich dann Dr. Markus Mark auf einer Veranstaltung zum Thema „Entscheiden – aus dem Kopf oder dem Bauch“ kennengelernt habe. Dr. Markus Merk ist wohl der berühmteste deutsche Schiedsrichter und wurde drei mal zum Weltschiedsrichter des Jahres gewählt. Als Schiedsrichter musste er oft blitzschnell Entscheidungen fällen, und dies in sicher nicht ganz einfachen Umgebungen.
Er hat uns erklärt, dass viele Informationen nicht die Basis für eine richtige Entscheidung eines Managers sein müssen. Im Gegenteil: Je mehr Informationen man besitzt, desto schwieriger wird der Entscheidungsprozess. Wichtiger als das Sammeln und Bewerten von immer mehr und immer besser validierten Informationen wäre die Fähigkeit zu einer ausgewogenen Rundum-Beobachtung. Ziel müsse die Entwicklung eines 360-Grad-Blick sein und die Vermeidung des alles vereinfachenden Tunnelblicks.
Ich habe auch gelernt, dass Bauchentscheidungen gar nicht aus dem Bauch sondern aus dem Unterbewusstsein kommen. Denn im Unterbewusstsein ist soviel Erfahrungswissen unerreichbar für unsere Vernunft abgelegt, das wir „intuitiv“ in vielen Situation abrufen und dem wir vertrauen können.
Mir scheint es mittlerweile, dass eh die meisten Entscheidungen aus dem Bauch kommen und die Informationen und Zahlen eher dazu dienen, die getroffene Entscheidung auch zu „verkaufen“ und rational zu legitimieren. Manche fälschen sogar Zahlen, um ihre Entscheidung zu rechtfertigen.
Also „aus dem Bauch entscheiden“, aber mit rationaler Kontrolle!
RMD