ATZ – elektronik – Dinge gibts …

Als Geschäftsführer oder Vorstand eines kleinen Unternehmens in Deutschland hat man es gut. Man wird gratis mit einer Unmenge von Hochglanzmagazinen, Fachzeitschriften, Sonderausgaben, ja sogar normalen Zeitungen versorgt. Fast täglich stecken ein oder mehrere Magazine im Briefkasten.

Da ist vieles dabei. Alle Branchen und Themen. Von Unternehmen, Verbänden, Universitäten, von staatlich geförderten Projekten, von der IHK und den Krankenkassen usw.

Und viel Lobbyismus. Es geht über Hotels, Messen, Tagungen, Forschung, Technologien und immer wieder Business und Wirtschaft. Die Magazine sind mal dicker und dünner, bunter oder seriöser. Oft stehen Phantasie-Preise auf dem Umschlag, die bestimmt keiner zahlt.

Am Anfang versucht man diese unerwünschten Wohltaten an vielleicht interessierte Menschen weiter zu bringen. Da man denen aber auch damit nur auf die Nerven geht, wandern sie immer öfter ganz schnell ins Altpapier.

Nur noch ganz selten erwacht meine Neugierde bei solchem Papier-Spam und ich schau mal rein. Das ist diese Woche bei einem bescheiden wirkenden Journal mit dem einfachen Namen ATZ elektronik geschehen. Und da habe ich (für mich) Verblüffendes gefunden.

Es war das aktuelle ATZ – 02 vom April 2011 – 16. Jahrgang. Ich schlage es einfach so auf und sofort sticht mit eine dicke Schlagzeile in blauen Großbuchstaben entgegen:

„ES DROHT DIE GEFAHR DER ENT-EMOTIONALISIERUNG DES AUTOS“

und in rot:

„25 % der 18- bis 25-jährigen kaufen kein Auto.“

Das findet auf Seite 18 in einem Interview mit Professor Stefan Bratzel von der Fachhochschule für Wirtschaft (FHDW) in Bergisch Gladbach zum Titelthema

WEGE ZUM AUTONOMEN FAHREN.

Ich bin baff. Was für eine Horror-Vision. Aber Herr Bartzel begründet sie treffend. Ich zitiere um Appetit zu wecken und bitte, das Interview online nachzulesen:

… Es sind ja Gott sei Dank nicht alle jungen potenziellen Käufer, aber immerhin 20 – 25 % der 18 – 25-jährigen Käufer, die auf ein Auto  beispielsweise zugunsten einer eigenen oder größeren Wohnung und Frezeitaktivitäten verzichten. Die sind dür das Statussymbol Auto und seine Emotionalität, die man mit ihm verbindet, definitiv verloren. Das ist für mich ein Warnzeichen, da sich dieser Trend, der nachvollziehbar von japanischen und unter anderem nun auch deutschen Metrorpolen ausgeht, seit Jahren in unseren Studien abzeichnet …

… Ich spreche von der Gefahr der Ent-Emotionalisierung, ansonsten könnten Premiumhersteller heute einpacken ..

… der Wunsch nach dem Besitze eines Automobils gehe tendenziell zurück …

Aber Professor Bartzel sieht auch eine Chance:

… Für mich geht das Thema (AUTONOMES FAHREN – Anmerkung des Autors) aber noch darüber hinaus. Denn eine riesige Chance liegt in der Re-Emotionalisierung der Automobilität. Das wäre doch richtig cool für die jungen Leute, übrigens auch für mich, wenn das Auto aus dem Parkhaus selbstständig herausfährt und den Fahrer am Ausgang abholt …

Und auch auf die Frage

Wie kann es gelingen, sinnvolle Innovationen im Bereich Fahrerassistenz in Richtung autonomes Fahren auf die Straße zu bekommen?

hat er eine klare Antwort:

Nicht durch die Politik …

Im Internet findet man bei bei motortalk.de viele Kommentare zu diesem Interview. Einer hat geschrieben

…. Das komplette Interview ist in meinen Augen gaga.

Dem würde ich mich am liebsten anschließen. Aber ich finde es eigentlich noch viel schlimmer. Das ist ein Denken, wie es in die Zukunft einfach nicht mehr rein passt.

Und kann nur hoffen, dass Prof. Stefan Bratzel sein Gehalt von der Automobilindustrie und nicht vom Kultusministerium bekommt.

RMD

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