Mein Boss hat gesagt, dass
heute Sonntag wäre und da müsse er oft an seine Kindkeit denken. Der sonntägliche Gottesdienst diente nämlich der seelischen Hygenie. Und so wie jeden Samstag das warme Badewasser aus dem großen Badeofen auf die vier Familienmitglieder für die körperliche Reinigung aufgeteilt wurde, wurde alle vier Wochen die “seelische Großreinigung” der katholischen Familienmitglieder durchgeführt, d. h. er musste zur heiligen Kommunion gehen. Er war der Einzige, denn der Vater war evangelisch, die Mutter nahm es mit der seelischen Reinigung nicht so genau und seine Schwester war fünf Jahre jünger. Und wie sie ins Alter für die heilige Pflicht kam, war die Familie schon ein wenig säkularisiert (auch das war zum Teil sein Verdienst).
Aber länger als ein Jahr musste er jeden vierten am Samstag zur heiligen Beichte gehen und anschließend Busse leisten. Die Kunst war dann, diesen Zustand der Reinheit bis zum darauf folgenden Sonntag Morgen, 10:00 zu bewahren. Da musste er teuflisch aufpassen, dass ihm kein Malheur passierte, sonst war er verloren. Denn unrein “die heilige Kommunion zu empfange”, das war eine Todsünde. Die Todsünde war wie der Name sagt, schlimmer als der Tod, weil man mit ihr sein Leben im Himmel verwirkte.
Also durfte er von Samstag auf Sonntag nicht Böses denken, sprechen oder tun! So kam er damals schon ziemlich oft ziemlich in die Bredouille. Aber weg vom Kinderschicksal zum Wirken der Kirche.
Zurzeit hat vor allem die katholische Kirche eine schlechte Presse, denn ein paar ihrer Systemagenten haben sich an Kindern vergangen und weitere haben das geduldet. Er meine, dass der systemische Schaden, den die Kirche sozusagen im Rahmen ihrer Mission bei Menschen angerichtet habe, unendlich größer sei. Das habe er selbst erlebt.
Die Kirche hat auf vielen Ebenen den strafenden Gott gelehrt. Der alles sieht und hört und strengstens ahndet. Spätestens beim jüngsten Gericht.
Die Kirche hat den Menschen beigebracht, dass Lust etwas Böses ist und man für alles Büssen müsse. Es ging immer über Schuld, Sühne und Sünde. Und dass alle Menschen eines Tages für alle ihre bösen Taten zur Verantwortung gezogen würde.
Und dass das Leben kein Platz der Freude sein dürfe, sondern ein Platz des Leidens. Die Freude käme dann nach dem Tod.
So habe die Kirche Jahrhunderte lange Generationen mit ihrer Lehre beschädigt. Dagegen seien die pädophilen Vergehen einzelner eher “peanuts”, wie ein Top Manager der Deutschen Bank wohl sagen würde.
Besonders schlecht hätte die Katholische Kirche ihre eigenen Systemagenten behandelt. Die bekamen eines Tages das Zölibat übergestülpt. Sie durften keinen Sex haben und nicht einmal sich selbst befriedigen, um nicht ihre “Reinheit” zu gefährden. So könne die Katholische Kirche das Zölibat auch nicht abschaffen. Weil dann ganze Priestergenerationen aus den Gräber aufstehen und sich beschweren würden.
Anmerkung:
Nach meinem Wissen ist das Zölibat nur aus wirtschaftlichen Gründen eingeführt worden- Denn die Armut war groß und die Pfarrer hatten eine privilegierte Situation. Sie waren Teil einer wohlhabenden Institution. So waren Pfarrer bei den Frauen sehr begehrt. Das führte zu vielen unehelichen Kindern. Und das wurde der Kirche zu teuer. Also haben Sie ihren Pfarrern einfach den Sex verboten. Weil sie über eine ganz besondere Reinheit verfügen sollten. Haha!
RMD