« Verblendung » (Millenium I) – Stieg Larsson oder « Ein schwedisches Festessen »

Von HPK
1Kommentare

verblendungLassen Sie sich weder vom unsinnigen Titel noch vom blödsinnigen Cover aus dem Konzept bringen.

Das Erstlingswerk von Stieg Larsson ist selbst für hartgesottene, hochbelesene Thrillerkonsumenten ein Bissen der absoluten Sonderklasse. Merkwürdigerweise fragt man sich zunächst, nach den vielen fliehenden Stunden atemloser Lektüre, wenn endlich die letzte Seite verschlungen ist, worauf sich die Gourmetqualität dieser opulenten Lesekost begründet und warum man bereits mit Heisshunger dem nächsten Gang, aus der schwedischen Krimiküche, entgegenfiebert.

Die Antwort ist nicht einfach, denn die wesentlichen Ingredenzien sind eher klassischer Natur. Drei parallel laufende Handlungsstränge, die sich erst spät überkreuzen und miteinander verflechten. Die Zutaten sind zwar deftig jedoch keineswegs exotisch oder innovativ: Hier eine mässige Prise Sex, dort ein Kelle würzig angemachter Gewalt, ein erfrischender Hauch von Globalität, leicht angebratene Grausamkeit, eine Handvoll unaufgeklärter Frauenmorde, mehr oder weniger undurchsichtiges Intrigenspiel im schwedischen Grossbürgertum und im Medienbusiness von Stockholm.

Aus derartig leicht zu beschaffenden, ja recht gewöhnlichen literarischen Grundnahrungsmitteln, kredenzt Larsson ein Plot, bei dem selbst verwöhnte Feinschmecker alle Appelle zum Masshalten in den Wind schlagen. Der clever aufgefaltete Spannungsbogen und zahlreiche Cliffhänger machen es fast unmöglich das Fest zu unterbrechen bevor der letzte Rest weggeputzt ist.

Vielleicht ist es die aussergewöhnliche Heldin, eine magersüchtige Junky- Punker-Kate-Moss, deren Herkunft stockdunkel bleibt oder die sehr ausbalancierte Mischung von klar Realistischem und Hochunwahrscheinlichem, die dem Ablauf genau das Mass an Glaubwürdigkeit verleihen, das die conditio sine qua non für einen perfekt abgeschmeckten Thriller ist.

In jedem Fall sollten Sie sich ein derartiges Lesevergnügen auf keinen Fall versagen. Nehmen sie „Verblendung“ mit auf die nächste Geschäftsreise. Sie werden das Buch erst wegstecken, wenn sie Ihrem Geschäftspartner gegenübersitzen.

Unbedingt lesen!!!

Hans-Peter Kühn

Eine Antwort

  1. Hallo Hans-Peter, bin anderer Meinung und wundere über den Erfolg dieser Trilogie. Ich glaube, in zwei Jahren werden wir es vollständig vergessen haben und sein Erfolg stützt sich nicht zuletzt auf den vorzeitigen Tod des Autors, welcher der Mundpropaganda gute Nahrung geliefert haben dürfte.
    Weitere Folge dieses traurigen Ereignisses ist jedoch, dass dieses Buch unfertig geblieben ist. Das Buch beginnt, die Geschichte läßt jedoch noch 200 Seiten auf sich warten; dann ist der Fall geklärt, aber das Buch geht noch 200 Seiten weiter. Sprachlich ist es uninteressant, was auch für mangelnde Überarbeitung spricht.
    Gelungen fand ich den “hook”, also das Eingangsrätsel, sowie den eigentlichen Fall. Insgesamt kann man seine Lesezeit aber besser investieren.
    Gruss

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