Zeltkatholizismus

Wir sind jetzt den dritten Tag am Strand von Porto Ageranos. Zeit für eine erste Bewertung. Was lernen wir beim Zelten?

Demut

Bisher sind wir zu dritt. Maresa schläft im Freien in der geliebten Hängematte. Hat sie immer so gemacht, zumindest kann sie sich beim Zelten an nichts anderes erinnern. Sophie und Christian erwarten wir noch, sie werden mit ihrem eigenen Zelt kommen.

Deshalb haben wir für uns das kleine Zelt dabei. Höchstens 150 cm hoch. Jedes Mal, wenn Vorzelt und Zelt begehe muss ich mich tief verbeugen. Und ich muss oft ins Zelt rein. Eine Art „Demutsgymnastik“.

Arbeit

Es gibt immer etwas zu tun. Kaffeekochen ist ein aufwendiger Prozess: Wasser holen, Kaffee mahlen, Wasser kochen, Filter und Kanne herrichten, dann das Wasser langsam über den Kaffee gießen. Frühstück heißt Brot kaufen (im kleinen Geschäft ein paar Meter weg). Bei jedem Speisetermin müssen die Zutaten mühsam heraus gekramt (und wieder aufgeräumt) werden.

Die Zwiebeln für die Eier mit Tomaten oder Speck (abhängig von der vegetarischen Tagesform) müssen geschält und geschnitten, der Herd in Betrieb gesetzt werden. Dann kann gebrutzelt werden. Die große Hitze macht jeden Handgriff und Gang zu einer kleinen sportlichen Aktivität.

Und wenn Du etwas frisches zu Essen willst, musst Du immer 3 km durch die Hitze radeln. Und nach jeder Mahlzeit der Gang zur „kitchen“, um alles abzuspülen.

Im wahrsten Sinn des Wortes gilt: Ohne Schweiß und Fleiß kein Preis!

Schmerz

In der freien Natur zu leben, ist zuerst mal wieder ungewohnt. Barfuß laufen ist auch eine Umstellung. Öfters piekst es ganz schön. Der heiße Sand verbrennt die Füße des Büßers. Gelegentlich stoße ich irgendwo an. Tut weh.

Im Wasser  knabbern kleine Fische an meinen Beinen. Wenn ich Pech habe, sticht mich eine Wespe, angelockt vom Honig des Peloponnes. Abends kommt dann eine Mücke zu Besuch und labt sich an meinem Blut.

Bisher klingt das so richtig katholisch. In Demut arbeiten und still den Schmerz des Menschseins ertragen.

Aber Zelten ist das Gegenteil. Leben wird bewusst. Die Natur bietet uns einen extremen Luxus. Nachts erleben wir den Mond und die Sterne. Am Morgen begrüßt uns die aufgehende Sonne. Das Zirpen der Grillen und das Zwitschern der Vögel begleitet uns wie Musik, die sich permanent verändert. Und es ist immer so schön warm. Und wenn es mal zu heiß wird, ist der Weg ins Wasser ganz nah.Das Essen ist köstlich. Ob Weintrauben oder Tomaten. Fisch und Gemüse sind frisch. Die Oliven wie der Honig schmecken nach Vielfalt. Das Wasser stillt genial den Durst.

Und dann gibt es auch die vielen Tavernen in der Umgebung. Und man kann bei Maria oder Wasily wundervoll essen.

Leben ist wunderschön und sündigen erlaubt. Klingt dann gar nicht mehr so nach Katholizismus.
🙂 Irgendwie ist das hier eher der Himmel als die Hölle.

RMD

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