Was ich nicht mag #28 IHK & Dritte Landebahn

An Sonntag (morgen) entscheiden die Münchner Bürger über eines der größten Verkehrsprojekte der bayerischen Landeshauptstadt: Es geht um den Bau einer dritten Startbahn am Flughafen. Der Ausgang des Bürgerentscheids ist offen.
(Zitat aus dem Focus)

In der letzten Ausgabe (6/2012) ihres IHK-Magazins für München und Oberbayern „WIRTSCHAFT“ – ein weiteres und im übrigen völlig unnötiges Magazin – erklärt die IHK, warum der „Franz-Josef-Strauß-Flughafen“ eine dritte Landebahn braucht. Auf Hochglanz wird der Leser charmant umworben, dass er unbedingt für die dritte Flugbahn sein muss.

Leider mit vielen Angaben, die mir nicht so richtig einleuchten. Und all die vielen wichtigen Argumente, die mir gegen die dritte Landebahn einfallen, fehlen natürlich.

Und das garniert mit seltenen dummen Schlagzeilen wie „Bürgerentscheid 3. Startbahn – Champions League oder Abstieg?“ und das gleich neben dem Tischgespräch (?) „Mut zur Ökologie„.

Und auf der Website der IHK lese ich dann auch noch:

Das Bündnis „Ja zur 3. Startbahn“ macht für den Bürgerentscheid am 17. Juni mobil. Auch die IHK ist mit an Bord, wenn es darum geht, ein positives Votum für den Bau der dritten Startbahn am Münchner Flughafen zu erwirken. Die exportstarke oberbayerische Wirtschaft braucht die dritte Startbahn, um konkurrenzfähig bleiben zu können.

Und dann fühle ich mich verarscht.

Da gibt es einen Verein, dessen Sinn sich mir trotz mancher Nachforschung nicht erschlossen hat. Bei diesem bin ich Zwangsmitglied. Dieser Verein müllt mich mit Hochglanz zu. Immer wieder fällt er mir durch nicht sehr fundierte Stellungnahmen auf und auf diversen Veranstaltungen mit langatmigen Rednern. Die auch schon mal erzählen, dass die exportstarke oberbayerische Wirtschaft eine zu hohe Exportquote hätte …

Dieser Verein, finanziert von öffentlichen und unseren Unternehmens-Geldern, erfrecht sich als Lobbyist aufzutreten – für eine ökologisch und sehr wahrscheinlich auch ökonomisch völlig sinnlose Investition in Höhe von weit über einer Milliarde.

Und irgendwie freue ich mich fast schon, dass unser „Landesvater“ gesagt hat, er würde sich an diesen Entscheid sowieso nicht halten.

RMD

4 Antworten

  1. Lieber Roland,

    Du lederst gegen den werbemäßigen Auftritt der Landebahn-Befürworter und machst genau dasselbe, mit denselben Mitteln – in Deinem Anti-Auftritt. Zwar sprichst Du von allen „wichtigen Argumenten,die fehlen“ (also Argumente gegen die Landebahn), erwähnst aber kein Einziges. So bleibt es beim intuitiven Moralisieren (was ja auch die Werbung überwiegend macht). Dabei ist Deine Reaktion absolut üblich (um hier einmal das verhübschende „menschlich“ zu vermeiden): Niemand kann dem Landebahnausbau „objektiv“ argumentativ gerecht werden. Er müsste eine Sicht über den Interessensvertretern (sozusagen der Jägersitz der Argumente) einnehmen können. Wer kann das schon? Noch nicht einmal die einzelnen Interessensgruppen sind geschlossen dafür oder dagegen. Wer Grundstücksbesitzer am Flughafen ist, kann auch gleichzeitig Arbeitsplatzbesitzer auf dem Flughafen sein.
    Mein Fazit:
    Nicht alles auf der Welt lässt sich argumentativ im Sinne des Universal-Rationalen lösen. Oft gewinnt auch das attraktivere Vokabular (was nicht immer Werbung sein muss und an dem Du an dieser Stelle noch arbeiten solltest).

  2. Lieber Detlev,

    ich meine, man kann den Bau schon „objektiv“ argumentativ gerecht werden:

    Alle Zahlen zeigen, dass der Planet vor die Hunde geht.

    Wir laufen in eine katastrophale Ernährungs- und Klimasituation hinein.

    In so einer Situation lehne ich die Fortsetzung des „weiter so“ der „letzten 100 Jahre“ mit ihren vernichtenden Folgen bedeuten kategorisch ab.

    Da dürfen dann die Interessen der „Interessensgruppen“ keine Rolle mehr spielen. Ganz gleich, ob es um die Interessen von „Grundstück-“ oder „Arbeitsplatzbesitzern“ geht!

  3. Sehr geehrter Herr Dürre,
    mit Ihrem Beitrag sprechen Sie mir aus der Seele. Sowohl was das Flughafenprojekt als auch die IHK betrifft. Vielen Dank!
    Mit freundlichen Grüßen,
    Justus Schütze

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