Das Thema Compliance ist facettenreich. Mein dazu kürzlich erschienener Artikel hat mir viele Rückmeldungen gebracht. Deswegen bringe ich ein paar grenzwertige und diskussionswürdige Beispiele für (vielleicht) moderne Unredlichkeit:
Ich beginne mit einem originellen und prominenten aber eher harmlosen „use case“:
Seit fast einem Jahr kontrolliert der ehemalige Bundesfinanzminister Waigel die Siemens AG und erstattet der SEC Rapport.
Warum hat man für diese sicher gut bezahlte Aufgabe Herrn Waigel ausgewählt?
Weil er so ein guter Kontrolleur ist?
oder
Weil er die richtigen Verbindungen und Beziehungen hat?
Herr Waigel als Compliance-Hüter der Siemens AG, da könnte einem auch einfallen, dass das eine kluge Maßnahme ist, bei dem es gar nicht so sehr um Kontrolle sondern um Vorteilserhalt durch Beziehungen geht.
Das Engagement von Herrn Waigel ist absolut regelkonform. Trotzdem könnte die Einsetzung eines so prominenten und gut vernetzten Compliance-Hüters vielleicht als Verstoß gegen den Geist von Compliance bewertet werden? Vielleicht ein wenig „neue Unredlichkeit“?
RMD
Eine Antwort
I heard that Hr. Waigel’s compliance group was asked to take action where Siemens was ignoring minor laws and agreements with its employees. The first reaction was that that had nothing to do with them. But soon they (he?) reconsidered, and did get involved. So sometimes things function better than intended! I remember a girlfriend who said to me „I cannot be a hypocrite; I slept with another boy last night“. My reaction was „Well you could at least try“. Hypocrisy can develop into virtue. I always liked Waigel. I recently heard him explaining on TV how, as the new finance minister, he acted as midwife to the Euro, although he was a complete amateur in economics. I once said „Grüß dich“ to him, but that is another story.