„Berufung“ – John Grisham oder „Seilschaften, Manipulationen und grosse Gelder“

Von HPK
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Wem der Autor nicht bekannt ist, der trete vor!

Die Paperbacks von John Grisham bestücken seit Jahren die Bahnhofs- und Flughafenbuchhandlungen in allen Ländern der Erde. Er ist der absolute Spezialist des „legal thriller“. Seine Helden sind aufrichtige Rechtsanwälte und Richter. Seine Szenarien sind attraktiv, einleuchtend und durchaus realistisch: Die Opfer sind kleine Leute, die Täter die Mächtigen. Den Hintergrund bilden die Organisation und Funktionsweise der amerikanischen Justiz und Gesellschaft.

Der Autor weiss wovon er redet. 1981 machte er sein Juradiplom an der „Mississippi School of Law“ und praktizierte dann gute 10 Jahre als Rechtsanwalt. 1991 erschien sein grösster Erfolg, „Die Firma“, das Prädikat „Unbedingt lesen!!!“ hat hier absolute Gültigkeit. Verfilmt wurde die fesselnde Story mit Tom Cruise und Gene Hackman.

Noch bevor „Berufung“ richtig losgeht, wird ein wasservergiftender Pharma-Riese von den Opfern der Umweltverschmutzung verklagt und von einem Schwurgericht zu 41.000.000 Dollar Schadenersatz und Strafe verdonnert. Topmanagement und Aktionäre haben nicht die Absicht zu zahlen. Es geht in die Berufung, Seilschaften werden aktiviert, es beginnt eine Kette gezielter Manipulationen. Geld spielt keine Rolle, denn es gilt die Wahl der Berufungsrichter des „Supreme Court“ entscheidend zu beeinflussen. Am Ende sind die Täter reicher, den Opfern bleibt nur Resignation und Verbitterung.

Grisham zeigt das korrupte Potential eines Systems, in dem Berufungsrichter durch Direktwahlen ermittelt werden und Wirtschaftsriesen nicht davor zurückschrecken dies konsequent, im eigenen Interesse, auszunutzen. Die Demonstration ist überzeugend.

Spannung kommt allerdings nicht auf, wird dem Leser doch von Anfang an klar, dass die „Guten“ hier keine Chance haben. Die Charaktere der Hauptdarsteller werden unzureichend profiliert und zahlreiche, durchaus interessante, Nebenschauplätze der Handlung nur schemenhaft ausgebaut. Von fesselnder Lektüre kann keine Rede sein, bestenfalls wird laues Interesse geschürt.

Wer mit dem Genre „legal thriller“ vertraut werden will, sollte „Die Firma“ von John Grisham lesen oder sich den Film „Erin Brokovich“ mit Julia Roberts ansehen. Die „Pretty Woman“ zeigt hier eine hochklassige schauspielerische Leistung, die zu Recht mit dem Oscar belohnt wurde.

HPK

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