„Der gute Mensch von Unterhaching“ Teil III – Gedanken zum Radln

Von HPK
8Kommentare

Redlicher Roland rühmt rollendes Radln!

Gern lese ich Rolands Berichte über Radl-Touren in Korsika, auf Sardinien, im Maghreb oder in Bayern. Die Preise von Kost und Logis in Unterkünften diverser Kategorien interessieren mich dabei weniger, als die Tagesleistungen des Drahteseltouristen und sein etwas unorthodoxes Verhältnis zu dem, was er gern als „Radln“ qualifiziert. Um es vorweg zu nehmen, wir stehen vor einem klaren Fall der Vorspiegelung falscher Tatsachen.

Radln hört sich harmlos an und ist es auch. Radler sind blasse Vorgarten-Würstchengriller, in mittelprächtiger konditioneller Verfassung. Auf chromblitzenden Rahmen und Felgen zuckeln sie an sonnigen Wochenenden gemütlich durch den englischen Garten oder entlang den Ufern der Isar. An den Gepäckständern wirbeln die Preisschilder noch lustig im Winde. Ehrgeiz und körperliche Verfassung derartiger „Freizeitsportler“ reichen bestenfalls bis zum nächsten Biergarten. Soviel zum redlichen Radln.

Barbara, die hier nicht unerwähnt bleiben darf und unser unumstrittener Blogmaster sind hingegen glasharte, lederzähe, mit allen Wassern gewaschene, ausgebuffte Tourenfahrer. Sie schrecken weder Entfernungen, noch Höhenunterschiede und ungünstiges Wetter schon gar nicht. Ihre Merkmale sind Fitness, Genügsamkeit und Willenskraft. Sie wissen, dass langsam manchmal schnell ist, sie sind Meister in der Optimierung ihrer Maschinen, ihr Sitzfleisch ist mit dem Sattel verwachsen. Ihre Stundenleistungen sind beachtlich.

Also Leute, wenn Roland euch mal, zum „Radln“ einlädt und meint, dass der letzte die Brotzeit zahlen soll, dann merkt euch meinen Rat: „Viel Geld einstecken!“

HPK

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8 Antworten

  1. Lieber Hans-Peter,

    danke für den Titel “Der gute Mensch …”. Du weißt ja, dass ich mich so garantiert nicht fühle.

    Zum Radeln:
    Wenn wir unterwegs sind, dann treffe ich Radfahrer, die in ganz anderem Tempo auch mal das Doppelte unserer Strecke fahren.

    Mir ist am Fahrrad mein “normales” tägliches Zweckradeln wichtig. In der Tat vermisse ich das Auto überhaupt nicht mehr. Und das empfinde ich wirklich als persönlichen Erfolg, der mich sehr freut.

  2. Wir können ja mal versuchen der Sache auf den Grund zu gehen.In Deinem Post über die “Traumhochzeit” veranschlagst du 2 Stunden (8:30 bis 10:30) für eine Strecke von 43km. Das ist ein Schnitt von 21,5km/h, viel besser als der Schnitt von Marathonläufern der Weltspitze (etwa 20,5km/h). Ausserdem “radlt” Ihr auf schweren Tourenrädern mit breiten Reifen, die natürlich nicht “slick” sind. Dazu kommt noch, dass Eure, durch den Lenker bedingte, eher “aufrechte” Haltung nicht sehr aerodynamisch ist. Unter all diesen Umständen war euer geplanter Schnitt mehr als beachtlich.

    Meine Bestleistungen, vor 15 Jahren (Mountainbike mit “slick” Reifen), lag für 50km bei etwa 28km/h und das in Rennkleidung und unter Aufwendung aller Kräfte.

    Nun habt Ihr nach einer Stunde schon den “wesentlichen Teil des Weges” hinter Euch gehabt. Ich übersetze “wesentlich” mal vorsichtig mit 67% des Weges, also 28,8km/h im Schnitt. Selbst unter günstigen Umständen (flache Strecke, Rückenwind, guter Asphalt)halte ich diese Performance für möglich jedoch eher unwahrscheinlich.

    Wenns stimmt kann ich nur sagen “Hut ab.”

  3. @HPK:
    Ihrer souveräner Umgang mit der deutschen Sprache drängte mich schon seit einigen Ihrer Beiträge zu der Mutmaßung, daß Sie Geisteswissenschaftler sind, doch nun bin ich mir zu 128% sicher.

    Als solcher müssen Sie alles, was Sie nicht selbst beherrschen, entweder nach Art des der hochhängenden Trauben ansichtigen Fuchses als inadäquat zurückweisen oder aber tiefempfindend emphatisieren.

    Doch manchmal ist es einfach nur einfach:
    Man wird schlicht dadurch zum trainierten Radfahrer, indem man radfährt. Man muß es nur nachhaltig tun.

    Im speziellen Fall: Indem man nicht nur nach Art des von Ihnen trefflich persiflierten ‘guten Menschen von Unterhaching’ über ‘Gutes’ redet, sondern sich verdammtnochmal selbst daran hält.

    Denn nicht die teilweise lehrmeisterlich-altbackene oder unter “Theaterdonner” vorgenommene Deklamation altbekannter Weisheiten macht den ‘guten Menschen von Unterhaching’ aus, sondern der schlichte Satz,
    “Es gibt nichts Gutes, außer man tut es”.

    Oder, für den Fall, daß dies Ihr feines Gehör beleidigt,

    | I shall be telling this with a sigh
    | Somewhere ages and ages hence:
    | Two roads diverged in a wood, and I –
    | I took the one less traveled by,
    | And made the difference.

    [ Robert Frost, “The Road Not Taken” ]

  4. Lieber Hans-Peter,

    in der Tat überschätzt Du uns völlig.

    Mit “wesentlich” war gut die Hälfte gemeint, was bei insgesamt 43 km Hälfte einen Rest von weniger als 20 km gibt – das ist für einen Radfahrer schon nahe am Ziel!

    Außerdem hatten wir an diesem wunderbaren Morgen einen schönen Rückenwind. Von Riemerling nach Bockhorn geht es permanent ganz leicht bergab (das Höhenprofil findest Du über den Link zur Tour). Ich schätze mal, dass Riemerling auf 555 und Bockhorn auf ca 480 Höhenmetern liegt. Also 75 geschenkte und gut verteilte Höhenmeter – das heißt pro 1000 m fast 2 hm !

    Dann gibt es auf dieser Strecke keine Hindernisse wie Ampeln etc. und last not least war ich mit einem World Taveller von Koga Myata unterwegs (der eher eine geneigte Sitzhaltung verlangt – hoher Sattel, niedrigen Kombilenker), aber auch dünne Reifen mit 4 Atü Reifendruck hat. Und das auch noch mit ganz leichtem Gepäck – nur mit einem leichten Sommeranzug und -schuhen in der Tasche, den ich dann übers Radeldress angezogen habe, bzw. gegen die “Klickies” gewechselt habe.

    Unter solchen Voraussetzungen ist es relativ leicht, auf gut 40 km einen Schnitt von über 20 km/h zu fahren.

    Einen Schnitt von 28 km/h oder ein wenig mehr auf den beschriebenen 43 km dagegen würde ich mir (unter ähnlich günstigen Umständen) nur mit meinem Rennrad zutrauen, wobei die Barbara dann locker deutlich über 30 fahren würde :-).

    Und wäre dann am Ziel zwar nicht fertig aber ziemlich erhitzt und verschwitzt.

    Mit Gegenwind und auch nur leichter Steigung sieht es bei mir – auch aufgrund meines (leider zu) hohen Körpergewicht von aktuell 95 Kilo – dann geschwindigkeitsmäßig sofort ganz anders aus.

    Das habe ich bei der Rückfahrt von Hinterberg direkt nach Riemerling (nicht mehr die Ecke über Bockhorn durch schöne Isental) wieder sehr deutlich gespürt. Da kamen dann zuerst ungefähr 20 km heftige Hügel (keine sanften Anstiege mit der Möglichkeit viel Schwung zum nächsten Anstieg mitzunehmen) – und das hat den Schnitt dann total kaputt gemacht.

    Und so war ich die letzten 30 km wieder im Flachland auch nicht mehr so richtig flott. Trotzdem kam ich zufrieden, aber auch ein wenig fertig, zu Hause an.

    Mir geht es aber um etwas anderes.

    Diese Fahrt hat wahnsinnig Spaß gemacht, sie war schöner, als wenn ich mit dem Auto gefahren wäre. Und wenn ich mit 60 Jahren und 95 Kilo 115 km mit Freude mache, dann zeigt das doch, dass das Fahrrad wirklich eine echte Alternative zum Auto ist, besonders wenn der Arbeitsweg unter 10 km ist!

  5. Guten Morgen Hans,

    Ich muss Sie zum “thank god it’s friday” leider enttäuschen. Ich bin nicht Denker bin nicht Dichter sondern ein ganz schlichter… Betriebswirtschaftler,der sich durch Ihren geistreichen Kommentar natürlich gebauchklatscht und geschulterklopft fühlt.

    Bei Ihrem Zitat von Robert dem frostigen wird mir richtig warm ums Herze. Wirklich!!!

    Zu Ihren punktgenauen Bermerkungen zum Gutes reden und Gutes tun kann ich nur sagen:

    Gut gebrüllt Löwe!!!!!!

  6. Hallo Roland,

    Deine Leistung bleibt hochgradig respektabel nicht nur wegen der 95kg…

  7. Hallo nochmal.

    Ja, die Sache mit den Vermutungen geht oftmals ganz schön in die Hose, aber dennoch gelobe ich keine Besserung und ziehe mich auf ein Gebiet zurück, das weniger Fußangeln bereithält, indem ich die Sache mit der Durchschnittsgeschwindigkeit betrachte:

    Nehmen wir vereinfachend an, es gebe “langsame” Streckenteile, die man mit 13 Km/h bewerkstelligen kann und “schnelle”, die mit 26 Km/h gefahren werden können. Des weiteren seien die Summen dieser Streckenteile jeweils in etwa gleich. Dann gilt mitnichten, daß sich der Gesamtdurchschnitt aus dem arithmetischen Mittel der Geschwindigkeiten ergibt, denn fatalerweise verbringt unser virtueller Radfahrer auf der “langsamen” Strecke die doppelte Zeit wie auf der “schnellen”.

    Preisfrage: Wenn Roland auf einer Tour von 100 Km auf den ersten 49 Km einen Schnitt von 13 Km/h fährt, wie schnell muß er danach sein, um am Ende der Strecke auf durchschnittliche 26 Km/h zu kommen?

    Soviel sei schon jetzt verraten: Das Ergebnis verblüfft und stellt Dr. Fuentes und Consorten vor ungeahnte Herausforderungen.

    Hinter dieser scheinbar banalen Rechnerei steckt ein ziemlich kniffliges Problem, mit dem sich auch die Familie Bernoulli recht eingehend befaßt hat; vielleicht gibt die Wikipedia etwas her zum Begriff “Harmonisches Mittel”.

    Aber vielleicht ist meine Intention unklar, daher vielleicht nochmal etwas direkter und unverschämter:

    Eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 28 Km/h ist mit dem Fahrrad auf der Straße nicht zu schaffen. Punkt.

    Fragt sich: Warum rühmen sich vor allem Männer oft dieser Leistungen ?

    1.
    In jedem Mann steckt ein Angler und in den meisten gebildeten Männern ein Lateiner. So ist es nur zu verständlich, wenn auch beim Fahrradfahren ein wenig Anglerlatein zustande kommt.

    2.
    Das Grundkonzept der Fahradtachometer geht auf einen Entwurf des Barons von Münchhausen zurück. Wenn man an auf eine Ampel oder auf eine Eisenbahnschranke wartet, zählen die nämlich nicht.

    3.
    Nach einer flotten, unterbrechungsfreien Fahrt fünf Minuten durch die Fußgängerzone schieben: Da kann man mitzählen, wir der mühsam erarbeitete Schnitt zusammenfällt wie ein Hefekuchen.

    Eine Freundin fährt im Verein, trainiert täglich umd macht mindestens zweimal die Woche eine Exkursion in die Eifel. Auf einem durchaus bergigen Rundkurs hat sie sich auf 80 Km einen Schnitt von 24 Km/h erarbeitet. Wer sie sieht, sechzig Kilo, ultraleichtes 26″-Carbon-Rennrad, natürlich ohne Helm und sonstige Bachblüten, kein Gramm Fett zuviel, aber jede Menge Muskeln – wer sie vor allem *losfahren* sieht, der weiß, die meint das ernst.

    Am Berg, wenn ich spätestens ab 55 Km/h anfange zu bremsen, tritt sie noch richtig nach. Und dennoch:

    Trotz eines Systemgewichts von knapp 70 Kg, einer guten, auf Ausdauer getrimmten Kondition (Marathon läuft sie auch noch), optimalem Gerät und ausgefeilter Fahrtechnik sind 24 Km/h ihre persönliche Grenze – auf einer Strecke, die ich als Sporthasser und mit einem Systemgewicht von 110 Kg unter größten Anstrengungen mit 15 Km/h schaffe.

    Wer es bis hierhin geschafft hat:

    Um am Ende seiner 100 Km – Tour einen Duchschnitt von 26 Km/h zu erzielen, nachdem er bereits 49 Km mit 13 Km/h absolviert hat, müßte der virtuelle Roland auf der verbleibenden Strecke 663 Km/h vorlegen – viel Vergnügen.

  8. Jetzt muss ich aber dem lieben Hans widersprechen! Es gibt tatsächlich Strecken, die ich (und mit Sicherheit auch er) mit 28 km/h auf einem Rennrad fahren kann. Da habe ich sogar eine Rundstrecke in Petto.

    Allerdings sind die meisten davon “one-way-Strecken” (siehe Rückenwind und Gefälle). Und die Strecke von Riemerling nach Bockhorn ist so eine, besonders wenn auch noch der Wind richtig steht.

    Und ich habe doch nirgends geschrieben, wie hoch der Gesamtschnitt war. Nur die gut über 20 km/h für die gerade genannte Strecke. Den Gesamtschnitt für die ganze Tour verschweige ich lieber :-).

    Zur Radlerin mit dem “kein Gramm Fett”: Bei einer Rundtour in der Eiffel würde ich mir auch keinen Schnitt über 20 km/h zu trauen. Wahrscheinlich wäre ich da mit 15 km/h zufrieden.

    Zu den Halts vor Ampeln: Dass der normale Fahrradcomputer nur die gefahrenen Zeiten misst und abschaltet, wenn das Rad steht, finde ich absolut legitim.

    Und dem Hans-Peter glaube ich seine 28 km/h!

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