Vor vielen Jahren habe ich ein wunderbares Theater entdeckt, dem ich bis heute treu geblieben bin und weiter treu bleiben werde:
Es ist das Torturmtheater in Sommerhausen. Es ist das Theater des Veit Relin, der leider schon verstorben ist. Seine Witwe, Angelika Relin, führt es weiter und inszeniert jedes Jahr einen Reigen von vier ganz besonderen Stücken. Meistens von zeitgenössichen Autoren, die sich genial ergänzen. Und ich besuche jedes Jahr alle vier Stücke, und dies mindestens einmal.
Aktuell (bis zum 25. Mai 2019) wird gespielt:
BILDER DEINER GROSSEN LIEBE von Wolfgang Herrndorf.
Die Protagonisten im Stück ist Isa, eine Vierzehnjährige, die eine aus dem Himmel gestürzte Heldin zu sein scheint. Gespielt wird sie auf einmalige Art und Weise von Isabel Kott. Es ist zum Lachen und Weinen.
Die folgenden Bilder im Artikel zeigen Isabel Kott in ihrer Solisten-Rolle. Der Autor dieses Stücks, Wolfgang Herrndorf ist der auch schon verstorbene Autor von TSCHICK, einem Bestseller, der nicht nur von Jugendlichen gerne gelesen wird.
Das Torturmtheater hat für mich nur einen Nachteil. Sommerhausen liegt in der Nähe von Würzburg und ist so fast 300 km von München entfernt. Das ist schon eine ganz schöne Strecke – „nur“ für den Besuch eines Theaterstücks in einem schönem alten Turm.
Die Fahrt zum Theater habe ich schon oft gemacht, es ist für mich eine eingeübte Praxis. Jetzt wollen wir aber den Planeten retten und unsere Mobilität und wie unser Verhalten und unsere Gesellschaft ändern.

Also: Wie kommen Barbara und ich nach Sommerhausen und Abends zurück. Dazu ein Hinweis: Die Vorführungen beginnen abends um 20:00 und dauern immer um eine Stunde. Das heißt, dass für uns als Genußmenschen in der Regel eine Übernachtung in Sommerhausen dazugehört – natürlich inklusive eines schönen Abendessens mit dem guten lokalen Wein dazugehört.
GEGENWART:
Es gibt mehrere Möglichkeiten, von Neubiberg nach Sommerhausen zu kommen. Die derzeitig bevorzugten Verkehrsmittel sind bekanntlich das Auto, der Zug und das Flugzeug.
Mit dem Auto:

Dazu haben wir keine Lust. Und 240 Euro machen das Theater auch teuer (der Eintritt ist unter 20 €).

Mit dem öffentlichen Verkehr:
Die Verbindungen mit Flix-Bus lassen wir mal beiseite. Die sind uns zu unkomfortabel. Aber es gibt sie wohl auch von München nach Würzburg. Laut Anzeige 7 Mal Täglich und ab 11,99 €. Der Fernbus-Testsieger. Beinfreiheit. Einfache Buchung. Gratis WLAN. Sitzplatzgarantie. Umweltfreundlich.
Klingt günstig.
Nein wir bevorzugen die Eisenbahn. Das geht gut, wenn man weiß, dass man besser nicht die Verbindungen nach Sommerhausen sucht, sondern die nach Winterhausen. Denn zwischen Winter- und Sommerhausen liegt nur Main, und unweit vom Bahnhof in Winterhausen liegt die Brücke über den Fluß nach Sommerhausen. Zu Fuß ist es so zum Theater im Torturm nur ein Kilometer.
Und das Bayern Ticket gilt ja für ganz Bayern. Es kostet für zwei Personen 32 € (25 Grundpreis + 7 € für jede weitere Person – bis zu vier Begleiter darf man haben). Und tatsächlich gibt es von der Bayerischen Regionalbahn (DB) eine ganz gute Verbindung von München Hbf nach Winterhausen. Zuerst fährt man von München über Nürnberg oder Augsburg nach Treuchtlingen. Dort steigt man in den Zug nach Würzburg über Ansbach um. Der Anschluss ist knapp, aber wir haben ihn immer geschafft, auch weil der zweite Zug in Treuchtlingen bei Verspätung des ersten Zuges gewartet hat.

Wenn wir es sehr eilig haben, können wir mit dem ICE nach Würzburg fahren. Das kostet mit Bahncard25 als einfache Fahrt 56,25 EUR pro Person. Also mal vier (zu zweit, hin und zurück) sind das dann 225 €.
Der Preis für den Bus von Würzburg nach Sommerhausen ist da noch nicht enthalten. Es gibt auch Sonderpreise, die aber keine Flexibilität zu lassen – und beim günstigsten Spartarif (Supersparpreis) ist dann das City-Ticket in München nicht enthalten …

Also fahren wir DB-Regio und nehmen unsere Falträder mit, was uns vor Ort sehr flexibel (und vor allem auch viel Spaß) macht.
Alternativen?
Ich kenne Menschen, die von München nach Nürnberg (oder Stuttgart) fliegen. Gerade bei Politikern ist das üblich. Die nutzen dann gerne die Flugbereitschaft und werden dann direkt auf dem Flugfeld des Flughafens mit einer Staatslimousine abgeholt und ans Ziel gebracht.
Jetzt bin ich aber kein Politiker und versuche selbstverständlich innerdeutsche und innereuropäische Flüge zu vermeiden, wenn es nur irgendwie möglich vernünftig möglich ist. Auch weil das Wechseln der Systeme Flugzeug, Bahn und ÖPVN oder Taxi auch zu komplex, aufwändig und teuer ist. Also kommt für mich die in diesem Fall besonders unsinnige Flugvariante nicht in die Tüte.
Wir sind die Strecke auch schon mal mit dem Fahrrad gefahren. Das war eine ideale Verbindung eines Theaterbesuch mit einer Radtour. Ist natürlich auch nicht jedesmal möglich, so schön man im Franken- und Bayernland auch Radeln kann.
ZUKUNFT:
Was wird uns die Zukunft bringen? Das ist spannend, denn jetzt geht es ja darum, wie wir unser Verhalten ändern? Weil wir ja durch vernünftigeres Verhalten den Planeten retten wollen. Die erste Maßnahme könnte sein:
VERZICHT?
So schön das Theater in Sommerhausen auch ist und so großartig die Stücke sind, bei einer ethischen Güterabwägung könnte ein Verzicht angemessen sein. Das würde uns aber schmerzen.
Nehmen wir also an, dass wir nicht verzichten wollen. Ist dann der Wechsel zu Flixbus sinnvoll (angeblich ist ja der Bus das umweltfreundlichste Verkehrsmittel – noch deutlich vor der Bahn). Wenn die Bahn aus Umweltschutz-Gründen eingestellt werden würde, dann würde ich Bus fahren.
So richtig sehe ich keine Lösung für mich. Und gebe auf. Ich kann die Zukunft nicht vorhersagen.
Doch dann kommt die Lösung:
Heute bin ich einer der wenigen Sonderlinge, die nach Winterhausen mit dem Zug fahren und dann die Mainbrücke von Winterhausen nach Sommerhausen zu Fuß oder mit dem Faltrad nutzen. Im kleinen Sommerhausen steht viel Auto-Chrom mit Kennzeichen aus ganz Deutschland herum. Das ist der Normalfall. Auf dem Parkplatz vor der Pension, in der ich übernachte, komme ich mit meinem kleinen Brompton gar nicht so richtig durch die Herde der ruhenden SUVs. Die Angst, dass ich das teure Blech verkratzen könnte, zwingt mich zu äußerster Umsicht.
Das könnte man ja umdrehen?
Also: Züge, die ein wenig voller sind und weniger SUVs? Denn: All die SUV-Fahrer wie auch die anderen Herren der großen Limousinen könnten auch mit dem Zug kommen. Weil da immer noch viele Plätze frei sind. Und dann wäre auch Sommerhausen befreit vom Blech und noch ein wenig schöner.
Man müsste also unsere Methode zum Normalfall machen. Und die Anreise mit dem MIV (motorisierter Individual-Verkehr) zur wohl überlegten Ausnahme.
Nur, was machen wir, wenn die SUV-Fahrer das nicht wollen? Weil es ja gegen den gesunden Menschenverstand ist, die Autobahn nicht zu nutzen?
RMD
P.S.
In München gehe ich auch gerne und oft ins Theater. Meine Favoriten sind zurzeit das Volkstheater und das Metropol. Aber auch im Resi und in den Kammer-Spielen und deren Ablegern findet man immer wieder Sehenswertes.
Mit der Mobilität ist das in München gut gelöst:
Bei den staatlichen und städtischen Bühnen ist – wie bei der Oper – im Eintrittspreis die MVV-Fahrkarte hin und zurück mit enthalten. Und auch die privaten – wie das Metropol – sind mit dem MVV gut erreichbar. Man muss ihn zwar bezahlen, aber gerade beim Metropol lohnt sich das immer.
Wer sich den MVV sparen will, nimmt das Fahrrad, mit diesem kommt man zu allen Theatern des Millionendorfs gut hin.


Eine Antwort
Hier noch eine Kritik zum Stück:
„Einfach sensationell, die schauspielerische Leistung von Isabel Kott in „Bilder deiner großen Liebe“ am Torturmtheater Sommerhausen – unbedingt anschauen!“
postet das MainEcho nach der Premiere.
„Es ist eine großartige Inszenierung, die Eos Schopohl geschaffen hat. Schopohl hat in den vergangenen Jahren viele großartige Inszenierungen für dises Theater geschaffen. „Bilder deiner großen Liebe“ wird in Erinnerung bleiben durch Isabel Kott, die Isa in dieser Inszenierung nicht verkörpert – nein: lebt.“ ME
„Isabel Kott erweckt in Sommerhausen Wolfgang Herrndorfs 14-jährige Streunerin Isa zum Leben – Ohne Selbstmitleid, dafür mit Komik und Phantasie.“ MainPost
Wolfgang Herrndorf
Bilder deiner großen Liebe