Ein persönlicher Bericht.

In meinem letzten post habe ich auch von der Produkt-Utopie von Wolf und mir für die InterFace Connection GmbH erzählt. Da ging es im Prinzip um eine digitale und menschlich-freundliche Schreibmaschine. Diese Utopie finde ich heute noch wunderschön, fühle ich doch immer noch meinen Frust beim „Schreibmaschine üben“ zu Schulzeiten, wenn dann doch der fünfte Fehler noch hinein rutschte – bezeichnender Weise am Ende des Dokuments. Und ich musste das Papier zerknüllen und wieder von vorne anfangen. Wie Sisyphos habe mich gefühlt. Das wurde am Ende des Studiums – trotz erlautem Tippex – nicht besser, wie ich meine Diplomarbeit abtippen musste. Das war eine grausame Endphase einer kreativen Arbeit, die mir bis dahin durchaus Freude gemacht hatte.

Wie ich so in meinem letzen Artikel lese, fällt mir auf, dass es im Rahmen der Gründung der InterFace Connection aber eine viel größere und uns wichtigere Utopie gab, als das Produkt:


Wir (Wolf und ich) wollten unser eigenes Ding machen! Unser Unternehmen sollte ein angstfreier Raum werden. Mit Freiheit für alle sollte es in die Zukunft gehen! Ohne patriarchische Führungsstrukturen und personales Vorgesetztentum. Demokratie auf Augenhöhe sollte uns alle gemeinsam in eine prosperierende Zukunft führen.

Für das Unternehmen wollten wir – wenn die Zeit dafür reif war – ein eigenes Gebäude nach unseren Vorstellungen bauen. Und dieses auch mit einem Freibereich versehen. Dann wollten wir als erstes einen mustergültigen Firmenkindergarten bauen. Später sollte ein richtiges Wirtshaus, ein kleiner Park und Freianlagen folgen. Und zuletzt ein Wohnheim für Senioren. 

Zu allen diesen Visionen bekenne ich mich auch heute noch.


Die Story

Wir sind gut gestartet und haben schon im ersten (Rumpf-)Geschäftsjahr wirtschaftlich unsere Erwartungen deutlich übertroffen. Und dann ging es ab – durch die Decke. So ließen wir den Worten auch Taten folgen. Wenige Jahre nach der Gründung boten wir den Mitarbeitern 10 % des Kapitals zum Erwerb an. Gut 20 Menschen haben dieses Angebot angenommen, die meisten davon treffe ich heute nach bald 40 Jahren auf der Hauptversammlung der Aktionäre an. Viele meinen, dass dies das beste Investment gewesen wäre, dass sie je gemacht hätten.

Der Biforkationspunkt

Dann standen wir vor der Entscheidung. Wie sind damals sehr schnell gewachsen und mussten in den ersten beiden Jahren zwei Mal um ziehen. Und der dritte Umzug stand an. Wir brauchten ein größeres Objekt. Die Versuchung war groß, unser Utopie realisieren und ein Zukunft sicheres Grundstück zu erwerben, und da unsere Geschichte zu bauen.

Aber wir bekamen kalte Füße. Ein Dämon – ich nenne ihn VERNUNFT – behinderte unsere Träume. Er flüsterte uns ein: Der Bau wird Euch überfordern. Ihr seid Programmierer und keine Bauunternehmer. Ihr müßt Euch ums Kern-Geschäft kümmern und dürft Eure Kraft und Zeit nicht für Visionen verschleudern.
So gab es  keinen Kindergarten, keine Wirtschaft, keinen Park und kein Seniorenheim. Sondern wir mieteten ein großes Gebäude und kämpften für das Geschäft.

Die falsche Entscheidung?

Man soll seine Träume realisieren, wenn es sich anbietet. Auch wenn es heißt: Wenn das Wörtlein „WENN“ nicht wäre …! Schön spannend wäre es auf jeden Fall geworden, wenn wir an unserer Utopie festgehalten hätten!

RMD

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